gemein bekannten Pflanzengattung eine kurze allgemeine Betrachtung zu widmen.
Wir kennen die Gattung Weide schon als die Namengeberin einer Unterfamilie der Kätzchenbäume, oder richtiger einer von den selbstständigen Familien, in welche man die Kätzchenbäume zerfällen muß, und sie ist als solche die nächste Verwandte der Gattung Populus, ja sie bildet mit dieser ganz allein die Familie der Salicineen. Namentlich spricht sich die nahe Verwandtschaft beider in der Frucht und im Samen aus (siehe d. Figuren).
Die Weiden sind als Ebenenpflanzen fast ausschließend Bewohne- rinnen der nördlichen gemäßigten Zone, und nur wenige kommen unter dem entsprechenden Wärmemaaß auf den höchsten Bergen der warmen und der heißen Zone vor. Nur eine Art, S. Humboldtiana W. wächst auf der südlichen Halbkugel.
Alle Weiden sind zweihäusig, männliche wie weibliche Blüthen, von höchster Einfachheit, stehen in Kätzchen, welche mit einem kurzen mehr oder weniger deutlich beblättertem Stiele versehen sind, zusammen, welche ent- weder vor, mit oder nach dem Laube sich entfalten. An Blüthenhüllen findet sich nichts als ein lanzettliches behaartes zungenförmiges Deckblätt- chen, welches am Grunde innen eine Drüse trägt (LXX. 3.). Hinter diesen stehen je nach dem Artcharakter 1, 2, 3 oder 5 Staubgefäße in der männlichen (2.) und 1 Pistill mit 2 Narben in der weiblichen Blüthe (5. 6.). Danach kann man die Weiden in 1-, 2-, 3- und 5- männige eintheilen. Aus dem Pistill erwächst eine zweiklappige einfächerige Kapsel, welche eben so wie die beschopften Samen denen der Pappeln sehr ähnlich sind (7. 8. 9.). Die bald kahlen bald behaarten Blätter der Weidenarten schwanken zwischen den beiden Extremen der schmalen, fast linealen Lanzett- form und der eirunden Gestalt, ja eine Alpenweide (S. reticulata L.) hat sogar ein kleines Erlenblatt. Merkwürdig schwankend ist das Auftreten der Nebenblättchen, indem es Arten ganz ohne solche und andere mit bleibenden Nebenblättchen giebt (12 ***).
Bei den Weiden allein von allen unseren Laubhölzern finden sich einschuppige Knospen (10. 11.); bei der Entfaltung der sich dehnenden Knospen wird die nach innen zu liegende Naht der kapuzenförmigen Schuppe auseinandergedrängt, was namentlich bei den Blüthenknospen deutlich zu sehen ist (11.).
gemein bekannten Pflanzengattung eine kurze allgemeine Betrachtung zu widmen.
Wir kennen die Gattung Weide ſchon als die Namengeberin einer Unterfamilie der Kätzchenbäume, oder richtiger einer von den ſelbſtſtändigen Familien, in welche man die Kätzchenbäume zerfällen muß, und ſie iſt als ſolche die nächſte Verwandte der Gattung Populus, ja ſie bildet mit dieſer ganz allein die Familie der Salicineen. Namentlich ſpricht ſich die nahe Verwandtſchaft beider in der Frucht und im Samen aus (ſiehe d. Figuren).
Die Weiden ſind als Ebenenpflanzen faſt ausſchließend Bewohne- rinnen der nördlichen gemäßigten Zone, und nur wenige kommen unter dem entſprechenden Wärmemaaß auf den höchſten Bergen der warmen und der heißen Zone vor. Nur eine Art, S. Humboldtiana W. wächſt auf der ſüdlichen Halbkugel.
Alle Weiden ſind zweihäuſig, männliche wie weibliche Blüthen, von höchſter Einfachheit, ſtehen in Kätzchen, welche mit einem kurzen mehr oder weniger deutlich beblättertem Stiele verſehen ſind, zuſammen, welche ent- weder vor, mit oder nach dem Laube ſich entfalten. An Blüthenhüllen findet ſich nichts als ein lanzettliches behaartes zungenförmiges Deckblätt- chen, welches am Grunde innen eine Drüſe trägt (LXX. 3.). Hinter dieſen ſtehen je nach dem Artcharakter 1, 2, 3 oder 5 Staubgefäße in der männlichen (2.) und 1 Piſtill mit 2 Narben in der weiblichen Blüthe (5. 6.). Danach kann man die Weiden in 1-, 2-, 3- und 5- männige eintheilen. Aus dem Piſtill erwächſt eine zweiklappige einfächerige Kapſel, welche eben ſo wie die beſchopften Samen denen der Pappeln ſehr ähnlich ſind (7. 8. 9.). Die bald kahlen bald behaarten Blätter der Weidenarten ſchwanken zwiſchen den beiden Extremen der ſchmalen, faſt linealen Lanzett- form und der eirunden Geſtalt, ja eine Alpenweide (S. reticulata L.) hat ſogar ein kleines Erlenblatt. Merkwürdig ſchwankend iſt das Auftreten der Nebenblättchen, indem es Arten ganz ohne ſolche und andere mit bleibenden Nebenblättchen giebt (12 ***).
Bei den Weiden allein von allen unſeren Laubhölzern finden ſich einſchuppige Knospen (10. 11.); bei der Entfaltung der ſich dehnenden Knospen wird die nach innen zu liegende Naht der kapuzenförmigen Schuppe auseinandergedrängt, was namentlich bei den Blüthenknospen deutlich zu ſehen iſt (11.).
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gemein bekannten Pflanzengattung eine kurze allgemeine Betrachtung
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Wir kennen die Gattung Weide ſchon als die Namengeberin einer
Unterfamilie der Kätzchenbäume, oder richtiger einer von den ſelbſtſtändigen
Familien, in welche man die Kätzchenbäume zerfällen muß, und ſie iſt als
ſolche die nächſte Verwandte der Gattung Populus, ja ſie bildet mit dieſer
ganz allein die Familie der Salicineen. Namentlich ſpricht ſich die nahe
Verwandtſchaft beider in der Frucht und im Samen aus (ſiehe d. Figuren).
Die Weiden ſind als Ebenenpflanzen faſt ausſchließend Bewohne-
rinnen der nördlichen gemäßigten Zone, und nur wenige kommen unter
dem entſprechenden Wärmemaaß auf den höchſten Bergen der warmen und
der heißen Zone vor. Nur eine Art, S. Humboldtiana W. wächſt auf
der ſüdlichen Halbkugel.
Alle Weiden ſind zweihäuſig, männliche wie weibliche Blüthen, von
höchſter Einfachheit, ſtehen in Kätzchen, welche mit einem kurzen mehr oder
weniger deutlich beblättertem Stiele verſehen ſind, zuſammen, welche ent-
weder vor, mit oder nach dem Laube ſich entfalten. An Blüthenhüllen
findet ſich nichts als ein lanzettliches behaartes zungenförmiges Deckblätt-
chen, welches am Grunde innen eine Drüſe trägt (LXX. 3.). Hinter
dieſen ſtehen je nach dem Artcharakter 1, 2, 3 oder 5 Staubgefäße in der
männlichen (2.) und 1 Piſtill mit 2 Narben in der weiblichen Blüthe
(5. 6.). Danach kann man die Weiden in 1-, 2-, 3- und 5- männige
eintheilen. Aus dem Piſtill erwächſt eine zweiklappige einfächerige Kapſel,
welche eben ſo wie die beſchopften Samen denen der Pappeln ſehr ähnlich
ſind (7. 8. 9.). Die bald kahlen bald behaarten Blätter der Weidenarten
ſchwanken zwiſchen den beiden Extremen der ſchmalen, faſt linealen Lanzett-
form und der eirunden Geſtalt, ja eine Alpenweide (S. reticulata L.) hat
ſogar ein kleines Erlenblatt. Merkwürdig ſchwankend iſt das Auftreten
der Nebenblättchen, indem es Arten ganz ohne ſolche und andere mit
bleibenden Nebenblättchen giebt (12 ***).
Bei den Weiden allein von allen unſeren Laubhölzern finden ſich
einſchuppige Knospen (10. 11.); bei der Entfaltung der ſich dehnenden
Knospen wird die nach innen zu liegende Naht der kapuzenförmigen Schuppe
auseinandergedrängt, was namentlich bei den Blüthenknospen deutlich zu
ſehen iſt (11.).
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/503>, abgerufen am 04.12.2024.
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