cianischen ist sie ein ausgezeichnet schöner Baum mit viel glattrer, beinahe fleckenloser, bis zu bedeutenderer Stärke fast grüner Rinde.
Im Leben hat die Silberpappel das Meiste mit der Espe und den übrigen Pappeln gemein, namentlich den reichen Stock- und Wurzelaus- schlag. Die jungen Blättchen sind Anfangs auf beiden Seiten weißfilzig, und werden erst allmälig auf der Oberseite kahl und glänzend dunkelgrün, während auf der Unterseite der Filz und damit die weiße Farbe bis gegen den Herbst fast noch zuzunehmen scheint; wenigstens tritt der Gegensatz der beiden Farben des Blattes an windbewegten Kronen anfänglich nicht so grell hervor wie im Spätsommer. Vielleicht hat dies seinen Grund aber nur darin, daß die Oberseite erst vom Juni an ihr tiefes Dunkelgrün annimmt, durch welches sich die Silberpappel von ihren Gattungsver- wandten sehr unterscheidet. Unsern Winter verträgt sie vollkommen gut und läßt sich, was von der Espe weniger gilt, leicht durch große Steck- reiser vermehren.
Die forstliche Bedeutung ist noch geringer als bei der vorigen, weil sie als sperrig wachsender und dichter belaubter Baum viel Raum in Anspruch nimmt und als Oberbaum im Mittelwalde mehr verdämmt als jene. Desto größer ist ihre Bedeutung für den Waldfreund und für den Landschaftsgärtner durch den von jedem Luftzuge hervorgerufenen Farben- kontrast ihres kaum weniger als bei der Espe zitternden Laubwerks. Schon aus weiter Ferne verräth sich die vom Winde bewegte Silber- pappel durch das Aufblitzen der schneeweißen Laubrückseite, während bei der Graupappel dies viel unbedeutender ist.
Die Benutzung des Holzes ist dieselbe wie bei der Espe.
Von den zahlreichen Volksbenennungen der Silberpappel sind an- zuführen: Abelen, Abelebaum, Wißalberbaum, Wiß- und Bollbaum, weißer Saarbaum, Weißbelle, Lawele, Heiligen- oder Götzenholz, Belle, Albernbaum.
Vor der Schwarzpappel ist hier die schon genannte Graupappel, P. canescens Smith, wenigstens kurz zu erwähnen, deren Vorkommen in Deutschland zwar zweifellos aber hinsichtlich der einzelnen Fundorte noch nicht hinlänglich festgestellt ist, da wahrscheinlich von Manchen Blätter- spielarten der Silberpappel für die echte Graupappel, welche namentlich
cianiſchen iſt ſie ein ausgezeichnet ſchöner Baum mit viel glattrer, beinahe fleckenloſer, bis zu bedeutenderer Stärke faſt grüner Rinde.
Im Leben hat die Silberpappel das Meiſte mit der Espe und den übrigen Pappeln gemein, namentlich den reichen Stock- und Wurzelaus- ſchlag. Die jungen Blättchen ſind Anfangs auf beiden Seiten weißfilzig, und werden erſt allmälig auf der Oberſeite kahl und glänzend dunkelgrün, während auf der Unterſeite der Filz und damit die weiße Farbe bis gegen den Herbſt faſt noch zuzunehmen ſcheint; wenigſtens tritt der Gegenſatz der beiden Farben des Blattes an windbewegten Kronen anfänglich nicht ſo grell hervor wie im Spätſommer. Vielleicht hat dies ſeinen Grund aber nur darin, daß die Oberſeite erſt vom Juni an ihr tiefes Dunkelgrün annimmt, durch welches ſich die Silberpappel von ihren Gattungsver- wandten ſehr unterſcheidet. Unſern Winter verträgt ſie vollkommen gut und läßt ſich, was von der Espe weniger gilt, leicht durch große Steck- reiſer vermehren.
Die forſtliche Bedeutung iſt noch geringer als bei der vorigen, weil ſie als ſperrig wachſender und dichter belaubter Baum viel Raum in Anſpruch nimmt und als Oberbaum im Mittelwalde mehr verdämmt als jene. Deſto größer iſt ihre Bedeutung für den Waldfreund und für den Landſchaftsgärtner durch den von jedem Luftzuge hervorgerufenen Farben- kontraſt ihres kaum weniger als bei der Espe zitternden Laubwerks. Schon aus weiter Ferne verräth ſich die vom Winde bewegte Silber- pappel durch das Aufblitzen der ſchneeweißen Laubrückſeite, während bei der Graupappel dies viel unbedeutender iſt.
Die Benutzung des Holzes iſt dieſelbe wie bei der Espe.
Von den zahlreichen Volksbenennungen der Silberpappel ſind an- zuführen: Abelen, Abelebaum, Wißalberbaum, Wiß- und Bollbaum, weißer Saarbaum, Weißbelle, Lawele, Heiligen- oder Götzenholz, Belle, Albernbaum.
Vor der Schwarzpappel iſt hier die ſchon genannte Graupappel, P. canescens Smith, wenigſtens kurz zu erwähnen, deren Vorkommen in Deutſchland zwar zweifellos aber hinſichtlich der einzelnen Fundorte noch nicht hinlänglich feſtgeſtellt iſt, da wahrſcheinlich von Manchen Blätter- ſpielarten der Silberpappel für die echte Graupappel, welche namentlich
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cianiſchen iſt ſie ein ausgezeichnet ſchöner Baum mit viel glattrer, beinahe
fleckenloſer, bis zu bedeutenderer Stärke faſt grüner Rinde.
Im Leben hat die Silberpappel das Meiſte mit der Espe und den
übrigen Pappeln gemein, namentlich den reichen Stock- und Wurzelaus-
ſchlag. Die jungen Blättchen ſind Anfangs auf beiden Seiten weißfilzig,
und werden erſt allmälig auf der Oberſeite kahl und glänzend dunkelgrün,
während auf der Unterſeite der Filz und damit die weiße Farbe bis gegen
den Herbſt faſt noch zuzunehmen ſcheint; wenigſtens tritt der Gegenſatz der
beiden Farben des Blattes an windbewegten Kronen anfänglich nicht ſo
grell hervor wie im Spätſommer. Vielleicht hat dies ſeinen Grund aber
nur darin, daß die Oberſeite erſt vom Juni an ihr tiefes Dunkelgrün
annimmt, durch welches ſich die Silberpappel von ihren Gattungsver-
wandten ſehr unterſcheidet. Unſern Winter verträgt ſie vollkommen gut
und läßt ſich, was von der Espe weniger gilt, leicht durch große Steck-
reiſer vermehren.
Die forſtliche Bedeutung iſt noch geringer als bei der vorigen,
weil ſie als ſperrig wachſender und dichter belaubter Baum viel Raum
in Anſpruch nimmt und als Oberbaum im Mittelwalde mehr verdämmt
als jene. Deſto größer iſt ihre Bedeutung für den Waldfreund und für
den Landſchaftsgärtner durch den von jedem Luftzuge hervorgerufenen Farben-
kontraſt ihres kaum weniger als bei der Espe zitternden Laubwerks.
Schon aus weiter Ferne verräth ſich die vom Winde bewegte Silber-
pappel durch das Aufblitzen der ſchneeweißen Laubrückſeite, während bei
der Graupappel dies viel unbedeutender iſt.
Die Benutzung des Holzes iſt dieſelbe wie bei der Espe.
Von den zahlreichen Volksbenennungen der Silberpappel ſind an-
zuführen: Abelen, Abelebaum, Wißalberbaum, Wiß- und Bollbaum,
weißer Saarbaum, Weißbelle, Lawele, Heiligen- oder Götzenholz, Belle,
Albernbaum.
Vor der Schwarzpappel iſt hier die ſchon genannte Graupappel,
P. canescens Smith, wenigſtens kurz zu erwähnen, deren Vorkommen in
Deutſchland zwar zweifellos aber hinſichtlich der einzelnen Fundorte noch
nicht hinlänglich feſtgeſtellt iſt, da wahrſcheinlich von Manchen Blätter-
ſpielarten der Silberpappel für die echte Graupappel, welche namentlich
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/494>, abgerufen am 24.11.2024.
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