deutlich aber seicht, drei oder fünflappig und außerdem mit unregelmäßig buchtig eingeschnittenen groben, stumpfen Zähnen, oben kahl und dunkel- grün, unten eben so wie die jungen Triebe und die kleinen breitkegel- förmigen Knospen (LXVIII. 4.) mehr oder weniger dicht weißfilzig (2. 3.). Die Blätter jüngerer und besonders üppig wachsender Bäume sind wie gewöhnlich größer und meist noch tiefer gelappt.
Der Stamm alter Bäume ist immer kurzschaftig und theilt sich in geringer Höhe in sehr starke und lange meist ziemlich gestreckte und weit- ausgreifende Aeste, welche mit sehr zahlreichen kleinen Zweigen, meist nur an der Spitze belaubten Kurztrieben, besetzt sind. Die Rinde jüngerer Stämme ist ziemlich glatt, hell grünlichgrau, an alten Stämmen nur an den untersten 8--12 Fuß und am untern Ende der starken Aeste borkig aber nicht tief aufgerissen, nach oben hin glatt bleibend und im Umkreis gestellt schwarzfleckig. Die Krone ist breit, wegen einzelner be- sonders weit ausgreifender und an freistehenden Bäumen in ihrer Richtung dem herrschenden Luftstrom folgender Aeste fast immer von sehr unregel- mäßigem Umriß. Die Wurzel treibt wenige ziemlich tief eindringende Hauptäste und zahlreichere dünne flache im Boden streichende Nebenäste.
Das Holz der Silberpappel ist sehr weich und hat einen braun- gelben Kern und weißlichen Splint, während das nur scheinbar sich als solches unterscheidende Kernholz mehr beginnende Kernfäule zu sein scheint. Die Jahresringe durch eine feine dunklere Herbstlinie deutlich unterschieden. Mark wie bei allen Pappeln auf dem Querschnitt fünfeckig.
Eigentliche Abarten der Silberpappel lassen sich kaum unterscheiden, wohl aber je nach dem Standorte und vielleicht auch durch individuelle Eigenthümlichkeiten bedingt mehrere Blätterspielarten. Oft scheint, nament- lich in Parkanlagen die Grau-Pappel für die echte Silberpappel genommen zu werden, was freilich auch umgekehrt der Fall ist.
Als Standort liebt die Silberpappel einen feuchten Boden, der dann aber auch sandig, nur nicht sauer sein darf; sie steht darum gern in Flußniederungen. Obgleich ihre Verbreitung auch in Deutschland eine sehr umfassende ist, so ist die Silberpappel -- wenn auch jetzt voll- kommen eingebürgert -- doch wohl ursprünglich kein deutscher Baum sondern mehr im Süden zu Hause. In Spanien, namentlich im Valen-
deutlich aber ſeicht, drei oder fünflappig und außerdem mit unregelmäßig buchtig eingeſchnittenen groben, ſtumpfen Zähnen, oben kahl und dunkel- grün, unten eben ſo wie die jungen Triebe und die kleinen breitkegel- förmigen Knospen (LXVIII. 4.) mehr oder weniger dicht weißfilzig (2. 3.). Die Blätter jüngerer und beſonders üppig wachſender Bäume ſind wie gewöhnlich größer und meiſt noch tiefer gelappt.
Der Stamm alter Bäume iſt immer kurzſchaftig und theilt ſich in geringer Höhe in ſehr ſtarke und lange meiſt ziemlich geſtreckte und weit- ausgreifende Aeſte, welche mit ſehr zahlreichen kleinen Zweigen, meiſt nur an der Spitze belaubten Kurztrieben, beſetzt ſind. Die Rinde jüngerer Stämme iſt ziemlich glatt, hell grünlichgrau, an alten Stämmen nur an den unterſten 8—12 Fuß und am untern Ende der ſtarken Aeſte borkig aber nicht tief aufgeriſſen, nach oben hin glatt bleibend und im Umkreis geſtellt ſchwarzfleckig. Die Krone iſt breit, wegen einzelner be- ſonders weit ausgreifender und an freiſtehenden Bäumen in ihrer Richtung dem herrſchenden Luftſtrom folgender Aeſte faſt immer von ſehr unregel- mäßigem Umriß. Die Wurzel treibt wenige ziemlich tief eindringende Hauptäſte und zahlreichere dünne flache im Boden ſtreichende Nebenäſte.
Das Holz der Silberpappel iſt ſehr weich und hat einen braun- gelben Kern und weißlichen Splint, während das nur ſcheinbar ſich als ſolches unterſcheidende Kernholz mehr beginnende Kernfäule zu ſein ſcheint. Die Jahresringe durch eine feine dunklere Herbſtlinie deutlich unterſchieden. Mark wie bei allen Pappeln auf dem Querſchnitt fünfeckig.
Eigentliche Abarten der Silberpappel laſſen ſich kaum unterſcheiden, wohl aber je nach dem Standorte und vielleicht auch durch individuelle Eigenthümlichkeiten bedingt mehrere Blätterſpielarten. Oft ſcheint, nament- lich in Parkanlagen die Grau-Pappel für die echte Silberpappel genommen zu werden, was freilich auch umgekehrt der Fall iſt.
Als Standort liebt die Silberpappel einen feuchten Boden, der dann aber auch ſandig, nur nicht ſauer ſein darf; ſie ſteht darum gern in Flußniederungen. Obgleich ihre Verbreitung auch in Deutſchland eine ſehr umfaſſende iſt, ſo iſt die Silberpappel — wenn auch jetzt voll- kommen eingebürgert — doch wohl urſprünglich kein deutſcher Baum ſondern mehr im Süden zu Hauſe. In Spanien, namentlich im Valen-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0493"n="447"/>
deutlich aber ſeicht, drei oder fünflappig und außerdem mit unregelmäßig<lb/>
buchtig eingeſchnittenen groben, ſtumpfen Zähnen, oben kahl und dunkel-<lb/>
grün, unten eben ſo wie die jungen Triebe und die kleinen breitkegel-<lb/>
förmigen Knospen (<hirendition="#aq">LXVIII.</hi> 4.) mehr oder weniger dicht weißfilzig (2. 3.).<lb/>
Die Blätter jüngerer und beſonders üppig wachſender Bäume ſind wie<lb/>
gewöhnlich größer und meiſt noch tiefer gelappt.</p><lb/><p>Der <hirendition="#g">Stamm</hi> alter Bäume iſt immer kurzſchaftig und theilt ſich in<lb/>
geringer Höhe in ſehr ſtarke und lange meiſt ziemlich geſtreckte und weit-<lb/>
ausgreifende Aeſte, welche mit ſehr zahlreichen kleinen Zweigen, meiſt nur<lb/>
an der Spitze belaubten Kurztrieben, beſetzt ſind. Die <hirendition="#g">Rinde</hi> jüngerer<lb/>
Stämme iſt ziemlich glatt, hell grünlichgrau, an alten Stämmen nur<lb/>
an den unterſten 8—12 Fuß und am untern Ende der ſtarken Aeſte<lb/>
borkig aber nicht tief aufgeriſſen, nach oben hin glatt bleibend und im<lb/>
Umkreis geſtellt ſchwarzfleckig. Die <hirendition="#g">Krone</hi> iſt breit, wegen einzelner be-<lb/>ſonders weit ausgreifender und an freiſtehenden Bäumen in ihrer Richtung<lb/>
dem herrſchenden Luftſtrom folgender Aeſte faſt immer von ſehr unregel-<lb/>
mäßigem Umriß. Die <hirendition="#g">Wurzel</hi> treibt wenige ziemlich tief eindringende<lb/>
Hauptäſte und zahlreichere dünne flache im Boden ſtreichende Nebenäſte.</p><lb/><p>Das <hirendition="#g">Holz</hi> der Silberpappel iſt ſehr weich und hat einen braun-<lb/>
gelben Kern und weißlichen Splint, während das nur ſcheinbar ſich als<lb/>ſolches unterſcheidende Kernholz mehr beginnende Kernfäule zu ſein ſcheint.<lb/>
Die Jahresringe durch eine feine dunklere Herbſtlinie deutlich unterſchieden.<lb/><hirendition="#g">Mark</hi> wie bei allen Pappeln auf dem Querſchnitt fünfeckig.</p><lb/><p>Eigentliche <hirendition="#g">Abarten</hi> der Silberpappel laſſen ſich kaum unterſcheiden,<lb/>
wohl aber je nach dem Standorte und vielleicht auch durch individuelle<lb/>
Eigenthümlichkeiten bedingt mehrere Blätterſpielarten. Oft ſcheint, nament-<lb/>
lich in Parkanlagen die Grau-Pappel für die echte Silberpappel genommen<lb/>
zu werden, was freilich auch umgekehrt der Fall iſt.</p><lb/><p>Als <hirendition="#g">Standort</hi> liebt die Silberpappel einen feuchten Boden, der<lb/>
dann aber auch ſandig, nur nicht ſauer ſein darf; ſie ſteht darum gern<lb/>
in Flußniederungen. Obgleich ihre <hirendition="#g">Verbreitung</hi> auch in Deutſchland<lb/>
eine ſehr umfaſſende iſt, ſo iſt die Silberpappel — wenn auch jetzt voll-<lb/>
kommen eingebürgert — doch wohl urſprünglich kein deutſcher Baum<lb/>ſondern mehr im Süden zu Hauſe. In Spanien, namentlich im Valen-<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[447/0493]
deutlich aber ſeicht, drei oder fünflappig und außerdem mit unregelmäßig
buchtig eingeſchnittenen groben, ſtumpfen Zähnen, oben kahl und dunkel-
grün, unten eben ſo wie die jungen Triebe und die kleinen breitkegel-
förmigen Knospen (LXVIII. 4.) mehr oder weniger dicht weißfilzig (2. 3.).
Die Blätter jüngerer und beſonders üppig wachſender Bäume ſind wie
gewöhnlich größer und meiſt noch tiefer gelappt.
Der Stamm alter Bäume iſt immer kurzſchaftig und theilt ſich in
geringer Höhe in ſehr ſtarke und lange meiſt ziemlich geſtreckte und weit-
ausgreifende Aeſte, welche mit ſehr zahlreichen kleinen Zweigen, meiſt nur
an der Spitze belaubten Kurztrieben, beſetzt ſind. Die Rinde jüngerer
Stämme iſt ziemlich glatt, hell grünlichgrau, an alten Stämmen nur
an den unterſten 8—12 Fuß und am untern Ende der ſtarken Aeſte
borkig aber nicht tief aufgeriſſen, nach oben hin glatt bleibend und im
Umkreis geſtellt ſchwarzfleckig. Die Krone iſt breit, wegen einzelner be-
ſonders weit ausgreifender und an freiſtehenden Bäumen in ihrer Richtung
dem herrſchenden Luftſtrom folgender Aeſte faſt immer von ſehr unregel-
mäßigem Umriß. Die Wurzel treibt wenige ziemlich tief eindringende
Hauptäſte und zahlreichere dünne flache im Boden ſtreichende Nebenäſte.
Das Holz der Silberpappel iſt ſehr weich und hat einen braun-
gelben Kern und weißlichen Splint, während das nur ſcheinbar ſich als
ſolches unterſcheidende Kernholz mehr beginnende Kernfäule zu ſein ſcheint.
Die Jahresringe durch eine feine dunklere Herbſtlinie deutlich unterſchieden.
Mark wie bei allen Pappeln auf dem Querſchnitt fünfeckig.
Eigentliche Abarten der Silberpappel laſſen ſich kaum unterſcheiden,
wohl aber je nach dem Standorte und vielleicht auch durch individuelle
Eigenthümlichkeiten bedingt mehrere Blätterſpielarten. Oft ſcheint, nament-
lich in Parkanlagen die Grau-Pappel für die echte Silberpappel genommen
zu werden, was freilich auch umgekehrt der Fall iſt.
Als Standort liebt die Silberpappel einen feuchten Boden, der
dann aber auch ſandig, nur nicht ſauer ſein darf; ſie ſteht darum gern
in Flußniederungen. Obgleich ihre Verbreitung auch in Deutſchland
eine ſehr umfaſſende iſt, ſo iſt die Silberpappel — wenn auch jetzt voll-
kommen eingebürgert — doch wohl urſprünglich kein deutſcher Baum
ſondern mehr im Süden zu Hauſe. In Spanien, namentlich im Valen-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/493>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.