und in der Ebene fast auf jeder Bodenart -- nur nicht im Sumpfe und zu großer Nässe -- gedeiht. Am besten gedeiht sie in Vermischung mit Unterholz auf einem humusreichen frischen Boden in geschützten abhängigen Lagen. Daß ihre Verbreitung sehr groß ist, geht schon aus dem Ge- sagten hervor und ist dafür durch den über weite Strecken fliegenden be- fiederten Samen trefflich gesorgt. Pfeil mag wohl Recht haben, wenn er von allen in Deutschland vorkommenden Pappelarten nur die Espe für eine bei uns ursprünglich einheimische hält, die in Süddeutschland ihre äußerste Südgränze erreicht und von da an südlich von der Silber- pappel ersetzt wird.
Im Leben der Espe zeigt sich manches Eigenthümliche. Unter dem Einfluß bestimmter Luftströmungen während ihrer Reifezeit wird sie manch- mal in ihrem leichten Samen plötzlich an weit entlegne Orte übergeführt, wo sie bisher nicht vorkam und nun plötzlich als ein wahres Unkraut auf- keimt. Zur Zeit der Samenreife, Ende Mai und Anfang Juni, sieht man nicht selten große schneeweiße lockere Flocken in der Luft treiben, welche aus an einander haftenden Espensamen bestehen, woran sich jedoch auch die Silber- und Schwarzpappel und die Weiden betheiligen. Die auf frischen Schlägen und Blößen erscheinenden Espenpflanzen sind aber eben so oft wenn nicht öfter Wurzelschößlinge von in der Nähe stehenden alten Bäumen und Stöcken wie Samenpflanzen, da die Espe ein aus- gezeichnetes Ausschlagsvermögen in den flach und weithin im Boden kriechenden Wurzeln besitzt. Daher wird sie auch an Holzrändern und an Wegen lästig durch die Uebergriffe ihrer Wurzelausläufer in die benach- barten Felder und Wiesen. Die flache Bewurzelung läßt die Espe sehr dem Windbruch unterliegen, wenn sie frei steht. Selbst nachdem ein alter Baum geschlagen und sein Stock gerodet worden ist, scheinen sich die zurückbleibenden flach im Boden liegend hinkriechenden Wurzeln lange ausschlagsfähig zu erhalten; denn man sieht oft auf geräumten Schlägen, auf denen gar keine Espen standen, eine Menge Wurzelausschlag erscheinen. Die bereits im März und Anfang April blühende Espe läßt die männlichen Kätzchen sehr bald nach der Bestäubung herabfallen, welche dann als grauwollige Raupen auf dem Boden liegend ins Auge fallen. Die bemerkenswertheste Eigenthümlichkeit der Espe ist die Veränderlichkeit der Blattform, die sich oft noch viel weiter von der Normalform (LXVII. 13.)
und in der Ebene faſt auf jeder Bodenart — nur nicht im Sumpfe und zu großer Näſſe — gedeiht. Am beſten gedeiht ſie in Vermiſchung mit Unterholz auf einem humusreichen friſchen Boden in geſchützten abhängigen Lagen. Daß ihre Verbreitung ſehr groß iſt, geht ſchon aus dem Ge- ſagten hervor und iſt dafür durch den über weite Strecken fliegenden be- fiederten Samen trefflich geſorgt. Pfeil mag wohl Recht haben, wenn er von allen in Deutſchland vorkommenden Pappelarten nur die Espe für eine bei uns urſprünglich einheimiſche hält, die in Süddeutſchland ihre äußerſte Südgränze erreicht und von da an ſüdlich von der Silber- pappel erſetzt wird.
Im Leben der Espe zeigt ſich manches Eigenthümliche. Unter dem Einfluß beſtimmter Luftſtrömungen während ihrer Reifezeit wird ſie manch- mal in ihrem leichten Samen plötzlich an weit entlegne Orte übergeführt, wo ſie bisher nicht vorkam und nun plötzlich als ein wahres Unkraut auf- keimt. Zur Zeit der Samenreife, Ende Mai und Anfang Juni, ſieht man nicht ſelten große ſchneeweiße lockere Flocken in der Luft treiben, welche aus an einander haftenden Espenſamen beſtehen, woran ſich jedoch auch die Silber- und Schwarzpappel und die Weiden betheiligen. Die auf friſchen Schlägen und Blößen erſcheinenden Espenpflanzen ſind aber eben ſo oft wenn nicht öfter Wurzelſchößlinge von in der Nähe ſtehenden alten Bäumen und Stöcken wie Samenpflanzen, da die Espe ein aus- gezeichnetes Ausſchlagsvermögen in den flach und weithin im Boden kriechenden Wurzeln beſitzt. Daher wird ſie auch an Holzrändern und an Wegen läſtig durch die Uebergriffe ihrer Wurzelausläufer in die benach- barten Felder und Wieſen. Die flache Bewurzelung läßt die Espe ſehr dem Windbruch unterliegen, wenn ſie frei ſteht. Selbſt nachdem ein alter Baum geſchlagen und ſein Stock gerodet worden iſt, ſcheinen ſich die zurückbleibenden flach im Boden liegend hinkriechenden Wurzeln lange ausſchlagsfähig zu erhalten; denn man ſieht oft auf geräumten Schlägen, auf denen gar keine Espen ſtanden, eine Menge Wurzelausſchlag erſcheinen. Die bereits im März und Anfang April blühende Espe läßt die männlichen Kätzchen ſehr bald nach der Beſtäubung herabfallen, welche dann als grauwollige Raupen auf dem Boden liegend ins Auge fallen. Die bemerkenswertheſte Eigenthümlichkeit der Espe iſt die Veränderlichkeit der Blattform, die ſich oft noch viel weiter von der Normalform (LXVII. 13.)
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und in der Ebene faſt auf jeder Bodenart — nur nicht im Sumpfe und
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Unterholz auf einem humusreichen friſchen Boden in geſchützten abhängigen
Lagen. Daß ihre Verbreitung ſehr groß iſt, geht ſchon aus dem Ge-
ſagten hervor und iſt dafür durch den über weite Strecken fliegenden be-
fiederten Samen trefflich geſorgt. Pfeil mag wohl Recht haben, wenn er
von allen in Deutſchland vorkommenden Pappelarten nur die Espe
für eine bei uns urſprünglich einheimiſche hält, die in Süddeutſchland
ihre äußerſte Südgränze erreicht und von da an ſüdlich von der Silber-
pappel erſetzt wird.
Im Leben der Espe zeigt ſich manches Eigenthümliche. Unter dem
Einfluß beſtimmter Luftſtrömungen während ihrer Reifezeit wird ſie manch-
mal in ihrem leichten Samen plötzlich an weit entlegne Orte übergeführt,
wo ſie bisher nicht vorkam und nun plötzlich als ein wahres Unkraut auf-
keimt. Zur Zeit der Samenreife, Ende Mai und Anfang Juni, ſieht
man nicht ſelten große ſchneeweiße lockere Flocken in der Luft treiben,
welche aus an einander haftenden Espenſamen beſtehen, woran ſich jedoch
auch die Silber- und Schwarzpappel und die Weiden betheiligen. Die auf
friſchen Schlägen und Blößen erſcheinenden Espenpflanzen ſind aber
eben ſo oft wenn nicht öfter Wurzelſchößlinge von in der Nähe ſtehenden
alten Bäumen und Stöcken wie Samenpflanzen, da die Espe ein aus-
gezeichnetes Ausſchlagsvermögen in den flach und weithin im Boden
kriechenden Wurzeln beſitzt. Daher wird ſie auch an Holzrändern und an
Wegen läſtig durch die Uebergriffe ihrer Wurzelausläufer in die benach-
barten Felder und Wieſen. Die flache Bewurzelung läßt die Espe ſehr
dem Windbruch unterliegen, wenn ſie frei ſteht. Selbſt nachdem ein alter
Baum geſchlagen und ſein Stock gerodet worden iſt, ſcheinen ſich die
zurückbleibenden flach im Boden liegend hinkriechenden Wurzeln lange
ausſchlagsfähig zu erhalten; denn man ſieht oft auf geräumten Schlägen,
auf denen gar keine Espen ſtanden, eine Menge Wurzelausſchlag erſcheinen.
Die bereits im März und Anfang April blühende Espe läßt die männlichen
Kätzchen ſehr bald nach der Beſtäubung herabfallen, welche dann als
grauwollige Raupen auf dem Boden liegend ins Auge fallen. Die
bemerkenswertheſte Eigenthümlichkeit der Espe iſt die Veränderlichkeit der
Blattform, die ſich oft noch viel weiter von der Normalform (LXVII. 13.)
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/487>, abgerufen am 23.12.2024.
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