Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.Die gemeine Birke ist wie die ganze Gattung zweihäusig. Die Ein Same ist immer blos aus einer Samenknospe, auch Ei'chen *) Dies Alles erinnert sehr an den Zapfen der Nadelhölzer, besonders der Tanne,
und man könnte geneigt sein -- wie schon angedeutet -- wie die Schuppen der Birke (11. 12.) den Schuppen des Tannenzapfens (XLVIII. 3. 4. S. 327.) so auch die ge- flügelten Früchte der Birke den geflügelten Samen der Tanne (a. a. O. 5.) für gleichbedeutend zu nehmen. Indem wir diesem Irrthum vorbeugen erinnern wir uns noch einmal des gymnospermen Charakters der Nadelhölzer (S. 347.) und werden uns darüber klar, warum der Flügelsame der Tanne (und der übrigen Abintineen und Nadelhölzer überhaupt) keine Frucht, und die Flügelfrucht der Birken kein Same ist und sein kann. Die gemeine Birke iſt wie die ganze Gattung zweihäuſig. Die Ein Same iſt immer blos aus einer Samenknospe, auch Ei’chen *) Dies Alles erinnert ſehr an den Zapfen der Nadelhölzer, beſonders der Tanne,
und man könnte geneigt ſein — wie ſchon angedeutet — wie die Schuppen der Birke (11. 12.) den Schuppen des Tannenzapfens (XLVIII. 3. 4. S. 327.) ſo auch die ge- flügelten Früchte der Birke den geflügelten Samen der Tanne (a. a. O. 5.) für gleichbedeutend zu nehmen. Indem wir dieſem Irrthum vorbeugen erinnern wir uns noch einmal des gymnoſpermen Charakters der Nadelhölzer (S. 347.) und werden uns darüber klar, warum der Flügelſame der Tanne (und der übrigen Abintineen und Nadelhölzer überhaupt) keine Frucht, und die Flügelfrucht der Birken kein Same iſt und ſein kann. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0469" n="427"/> <p>Die gemeine Birke iſt wie die ganze Gattung zweihäuſig. Die<lb/><hi rendition="#g">männlichen Kätzchen</hi> ſtehen für das nächſte Jahr vorgebildet ſchon vom<lb/> Sommer an meiſt zu je 2 an den Spitzen der Langtriebe (2. 14.). Sie<lb/> öffnen ſich, um das Doppelte ſich vergrößernd, mit dem Ausbruch des<lb/> Laubes (1. ♂), und beſtehen, ſpiral um eine fadenförmige Spindel geordnet,<lb/> ſehr ähnlich den Theilen des Erlenkätzchens aus kurzgeſtielten mehr-<lb/> ſchuppigen rothbraunen Blüthenhüllen (3. 4. 5. 6.), welche eine Gruppe<lb/> von 10—12 Staubgefäßen überdachen, deren kurze Staubfäden ſo wie die<lb/> Staubbeutel ſich ſpalten (*6.); die geſtielten <hi rendition="#g">weiblichen Kätzchen</hi> treten<lb/> erſt im Frühjahr bei dem Laubausbruch einzeln aus Seitenknospen mit je<lb/> 2 Blättern hervor (1. ♀) und krümmen ſich an den hängenden Trieben<lb/> meiſt aufwärts. Das weibl. Kätzchen beſteht aus ſpiral angeordneten Deck-<lb/> ſchuppen (7.), welche dreilappig (mit längerem Mittellappen, 10.) ſind und<lb/> je 3 zweinarbige Fruchtknoten decken (8. 9.). An dem reifen Frucht-<lb/> kätzchen (2.) zeigen ſich die Deckſchuppen mit mehr vorwaltenden Seiten-<lb/> lappen (11. 12.) und der Fruchtknoten iſt zu einer kleinen breit und zart-<lb/> häutig geflügelten leicht für ein Samenkorn zu haltenden Flügelfrucht ge-<lb/> worden (13.), in welcher von den urſprünglich 4 Samenknospen gewöhn-<lb/> lich nur eine ſich zu einem winzigkleinen Samen entwickelt zeigt. Bei<lb/> der Samenreife im Spätſommer fallen die Schuppen zugleich mit den<lb/> kleinen Flügelfrüchten ab und es bleibt die fadendünne ſteife Spindel noch<lb/> eine Zeit lang am Triebe ſitzen <note place="foot" n="*)">Dies Alles erinnert ſehr an den Zapfen der Nadelhölzer, beſonders der Tanne,<lb/> und man könnte geneigt ſein — wie ſchon angedeutet — wie die Schuppen der Birke<lb/> (11. 12.) den Schuppen des Tannenzapfens (<hi rendition="#aq">XLVIII.</hi> 3. 4. S. 327.) ſo auch die ge-<lb/> flügelten <hi rendition="#g">Früchte</hi> der Birke den geflügelten <hi rendition="#g">Samen</hi> der Tanne (a. a. O. 5.) für<lb/> gleichbedeutend zu nehmen. Indem wir dieſem Irrthum vorbeugen erinnern wir uns<lb/> noch einmal des gymnoſpermen Charakters der Nadelhölzer (S. 347.) und werden uns<lb/> darüber klar, warum der <hi rendition="#g">Flügelſame</hi> der Tanne (und der übrigen Abintineen und<lb/> Nadelhölzer überhaupt) keine Frucht, und die <hi rendition="#g">Flügelfrucht</hi> der Birken kein Same<lb/> iſt und ſein kann.</note>.</p><lb/> <p>Ein Same iſt immer blos aus einer Samenknospe, auch Ei’chen<lb/> genannt, entſtanden. Solcher Samenknospen finden ſich beiden verſchiedenen<lb/> Pflanzenarten entweder blos eine oder einige oder ſelbſt ſehr viele in dem<lb/> Fruchtknoten eines Stempels. Eine weibliche Gurkenblüthe diene uns als<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [427/0469]
Die gemeine Birke iſt wie die ganze Gattung zweihäuſig. Die
männlichen Kätzchen ſtehen für das nächſte Jahr vorgebildet ſchon vom
Sommer an meiſt zu je 2 an den Spitzen der Langtriebe (2. 14.). Sie
öffnen ſich, um das Doppelte ſich vergrößernd, mit dem Ausbruch des
Laubes (1. ♂), und beſtehen, ſpiral um eine fadenförmige Spindel geordnet,
ſehr ähnlich den Theilen des Erlenkätzchens aus kurzgeſtielten mehr-
ſchuppigen rothbraunen Blüthenhüllen (3. 4. 5. 6.), welche eine Gruppe
von 10—12 Staubgefäßen überdachen, deren kurze Staubfäden ſo wie die
Staubbeutel ſich ſpalten (*6.); die geſtielten weiblichen Kätzchen treten
erſt im Frühjahr bei dem Laubausbruch einzeln aus Seitenknospen mit je
2 Blättern hervor (1. ♀) und krümmen ſich an den hängenden Trieben
meiſt aufwärts. Das weibl. Kätzchen beſteht aus ſpiral angeordneten Deck-
ſchuppen (7.), welche dreilappig (mit längerem Mittellappen, 10.) ſind und
je 3 zweinarbige Fruchtknoten decken (8. 9.). An dem reifen Frucht-
kätzchen (2.) zeigen ſich die Deckſchuppen mit mehr vorwaltenden Seiten-
lappen (11. 12.) und der Fruchtknoten iſt zu einer kleinen breit und zart-
häutig geflügelten leicht für ein Samenkorn zu haltenden Flügelfrucht ge-
worden (13.), in welcher von den urſprünglich 4 Samenknospen gewöhn-
lich nur eine ſich zu einem winzigkleinen Samen entwickelt zeigt. Bei
der Samenreife im Spätſommer fallen die Schuppen zugleich mit den
kleinen Flügelfrüchten ab und es bleibt die fadendünne ſteife Spindel noch
eine Zeit lang am Triebe ſitzen *).
Ein Same iſt immer blos aus einer Samenknospe, auch Ei’chen
genannt, entſtanden. Solcher Samenknospen finden ſich beiden verſchiedenen
Pflanzenarten entweder blos eine oder einige oder ſelbſt ſehr viele in dem
Fruchtknoten eines Stempels. Eine weibliche Gurkenblüthe diene uns als
*) Dies Alles erinnert ſehr an den Zapfen der Nadelhölzer, beſonders der Tanne,
und man könnte geneigt ſein — wie ſchon angedeutet — wie die Schuppen der Birke
(11. 12.) den Schuppen des Tannenzapfens (XLVIII. 3. 4. S. 327.) ſo auch die ge-
flügelten Früchte der Birke den geflügelten Samen der Tanne (a. a. O. 5.) für
gleichbedeutend zu nehmen. Indem wir dieſem Irrthum vorbeugen erinnern wir uns
noch einmal des gymnoſpermen Charakters der Nadelhölzer (S. 347.) und werden uns
darüber klar, warum der Flügelſame der Tanne (und der übrigen Abintineen und
Nadelhölzer überhaupt) keine Frucht, und die Flügelfrucht der Birken kein Same
iſt und ſein kann.
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