holz einen beträchtlichen Werth. Sie spielt daher auf dem ländlichen Grundbesitz namentlich als Uferbaum oder Busch die Dorfbäche entlang eine wichtige Rolle.
Die forstliche Behandlung widmet der Schwarzerle, wo man etwas für ihre Erziehung thut, den künstlichen Anbau, durch Erziehen in Saatgärten und Auspflanzen der zwei- bis dreijährigen Pflänzchen an passende Standorte, da man sie durch Saatkultur, noch weniger durch Samenbäume, nicht erziehen kann, weil sie sonst, was nicht geschieht, aus den fast überall von selbst anfliegenden Samen freiwillig aufgehen würde, wenn ihr diese Verjüngung zusagte. Stöcke von 30--40 Jahre alten Bäumen geben aus der Rinde einen so reichlichen Stockausschlag, aus dem sich so ansehnliche Stämme entwickeln, daß die Niederwaldwirthschaft mit der Erle den größten Holzertrag giebt bei einem mindestens 15- und höchstens 40jährigen Umtrieb. Solche Erlenstöcke können (S. 202.) ein außer- ordentlich hohes Alter erreichen, wobei sie, indem sie vom Mittelpunkte aus ausfaulen, an Umfange immerfort zunehmen, weil sie von ihren Lohden ernährt werden.
Was die Benutzung der Schwarzerle betrifft, so ist zunächst ihr Holz sowohl als Brenn- wie als Nutzholz noch immer zu den besseren zu rechnen. Die zahlreichen dunkleren Markflecken und die helleren großen zusammengesetzten Markstrahlen so wie eine Neigung zu wimmerigem und maserigen Wuchs geben demselben bei seiner ansehnlichen Festigkeit selbst für den Tischler noch immerhin einen bedeuteuden Werth, während dieser zu Wasserbauten und zu Brunnenröhren und Wasserleitungen sogar sehr groß ist. Der Erlenmaser steht denen der Birke und Rüster wenig nach. Auch die Rinde wird zuweilen zum Gerben und Färben benutzt.
Wie die meisten allgemein verbreiteten und praktisch beachteten Pflanzen so hat auch die Erle eine Menge ortsübliche Namen: Eller, Else, Aller, Arle, Urle, Elder, Older, Orlenbaum, Olker, Olten, Etter, Elst, Elten, Elfern und, der Holzfarbe wegen, Rotherle, während Schwarzerle mehr auf die Rinde deutet.
Erlkönig, der durch Goethe unsterblich gewordene, steht vielleicht zur Erle in Beziehung. Gewisser ist, daß dieser des Lebenselementes des Wassers so sehr bedürftige Baum in der nordischen Götterlehre eine große Rolle spielte; denn wie aus der Esche, Askr, der Mann, so ging nach
holz einen beträchtlichen Werth. Sie ſpielt daher auf dem ländlichen Grundbeſitz namentlich als Uferbaum oder Buſch die Dorfbäche entlang eine wichtige Rolle.
Die forſtliche Behandlung widmet der Schwarzerle, wo man etwas für ihre Erziehung thut, den künſtlichen Anbau, durch Erziehen in Saatgärten und Auspflanzen der zwei- bis dreijährigen Pflänzchen an paſſende Standorte, da man ſie durch Saatkultur, noch weniger durch Samenbäume, nicht erziehen kann, weil ſie ſonſt, was nicht geſchieht, aus den faſt überall von ſelbſt anfliegenden Samen freiwillig aufgehen würde, wenn ihr dieſe Verjüngung zuſagte. Stöcke von 30—40 Jahre alten Bäumen geben aus der Rinde einen ſo reichlichen Stockausſchlag, aus dem ſich ſo anſehnliche Stämme entwickeln, daß die Niederwaldwirthſchaft mit der Erle den größten Holzertrag giebt bei einem mindeſtens 15- und höchſtens 40jährigen Umtrieb. Solche Erlenſtöcke können (S. 202.) ein außer- ordentlich hohes Alter erreichen, wobei ſie, indem ſie vom Mittelpunkte aus ausfaulen, an Umfange immerfort zunehmen, weil ſie von ihren Lohden ernährt werden.
Was die Benutzung der Schwarzerle betrifft, ſo iſt zunächſt ihr Holz ſowohl als Brenn- wie als Nutzholz noch immer zu den beſſeren zu rechnen. Die zahlreichen dunkleren Markflecken und die helleren großen zuſammengeſetzten Markſtrahlen ſo wie eine Neigung zu wimmerigem und maſerigen Wuchs geben demſelben bei ſeiner anſehnlichen Feſtigkeit ſelbſt für den Tiſchler noch immerhin einen bedeuteuden Werth, während dieſer zu Waſſerbauten und zu Brunnenröhren und Waſſerleitungen ſogar ſehr groß iſt. Der Erlenmaſer ſteht denen der Birke und Rüſter wenig nach. Auch die Rinde wird zuweilen zum Gerben und Färben benutzt.
Wie die meiſten allgemein verbreiteten und praktiſch beachteten Pflanzen ſo hat auch die Erle eine Menge ortsübliche Namen: Eller, Elſe, Aller, Arle, Urle, Elder, Older, Orlenbaum, Olker, Olten, Etter, Elſt, Elten, Elfern und, der Holzfarbe wegen, Rotherle, während Schwarzerle mehr auf die Rinde deutet.
Erlkönig, der durch Goethe unſterblich gewordene, ſteht vielleicht zur Erle in Beziehung. Gewiſſer iſt, daß dieſer des Lebenselementes des Waſſers ſo ſehr bedürftige Baum in der nordiſchen Götterlehre eine große Rolle ſpielte; denn wie aus der Eſche, Askr, der Mann, ſo ging nach
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holz einen beträchtlichen Werth. Sie ſpielt daher auf dem ländlichen
Grundbeſitz namentlich als Uferbaum oder Buſch die Dorfbäche entlang
eine wichtige Rolle.
Die forſtliche Behandlung widmet der Schwarzerle, wo man
etwas für ihre Erziehung thut, den künſtlichen Anbau, durch Erziehen in
Saatgärten und Auspflanzen der zwei- bis dreijährigen Pflänzchen an
paſſende Standorte, da man ſie durch Saatkultur, noch weniger durch
Samenbäume, nicht erziehen kann, weil ſie ſonſt, was nicht geſchieht, aus
den faſt überall von ſelbſt anfliegenden Samen freiwillig aufgehen würde,
wenn ihr dieſe Verjüngung zuſagte. Stöcke von 30—40 Jahre alten Bäumen
geben aus der Rinde einen ſo reichlichen Stockausſchlag, aus dem ſich ſo
anſehnliche Stämme entwickeln, daß die Niederwaldwirthſchaft mit der Erle
den größten Holzertrag giebt bei einem mindeſtens 15- und höchſtens
40jährigen Umtrieb. Solche Erlenſtöcke können (S. 202.) ein außer-
ordentlich hohes Alter erreichen, wobei ſie, indem ſie vom Mittelpunkte
aus ausfaulen, an Umfange immerfort zunehmen, weil ſie von ihren
Lohden ernährt werden.
Was die Benutzung der Schwarzerle betrifft, ſo iſt zunächſt ihr
Holz ſowohl als Brenn- wie als Nutzholz noch immer zu den beſſeren
zu rechnen. Die zahlreichen dunkleren Markflecken und die helleren großen
zuſammengeſetzten Markſtrahlen ſo wie eine Neigung zu wimmerigem und
maſerigen Wuchs geben demſelben bei ſeiner anſehnlichen Feſtigkeit ſelbſt
für den Tiſchler noch immerhin einen bedeuteuden Werth, während dieſer
zu Waſſerbauten und zu Brunnenröhren und Waſſerleitungen ſogar ſehr
groß iſt. Der Erlenmaſer ſteht denen der Birke und Rüſter wenig nach.
Auch die Rinde wird zuweilen zum Gerben und Färben benutzt.
Wie die meiſten allgemein verbreiteten und praktiſch beachteten Pflanzen
ſo hat auch die Erle eine Menge ortsübliche Namen: Eller, Elſe, Aller,
Arle, Urle, Elder, Older, Orlenbaum, Olker, Olten, Etter, Elſt, Elten,
Elfern und, der Holzfarbe wegen, Rotherle, während Schwarzerle mehr
auf die Rinde deutet.
Erlkönig, der durch Goethe unſterblich gewordene, ſteht vielleicht zur
Erle in Beziehung. Gewiſſer iſt, daß dieſer des Lebenselementes des
Waſſers ſo ſehr bedürftige Baum in der nordiſchen Götterlehre eine große
Rolle ſpielte; denn wie aus der Eſche, Askr, der Mann, ſo ging nach
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/463>, abgerufen am 25.11.2024.
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