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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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in der Krone in Aeste aufzulösen (S. das Bild). Daher hat eine Erle
auch immer nur schwache und kurze fast horizontal abstehende Aeste, die
sich sehr fein verzweigen, und eine der Pyramidenform oft nahe kommende
Krone. Die Rinde der jungen Triebe ist dunkel chocolatbraun und die
der starken Aeste und des Stammes mit einer tafelförmig, ohne großes
Vorherrschen senkrechter Furchen, zerberstenden dunkeln Borke bedeckt.

Das Holz der Schwarzerle erscheint auf dem Querschnitt sehr gefäß-
reich und hat nächst der Linde die weitesten Holzzellen, so daß sie mit
einer scharfen Lupe zum Theil unterschieden werden können. Die Gefäße
(Poren) sind eng, zahlreich, oft perlschnurartig in radialer Richtung bis
zu 6 und 8 aneinander gereiht, an der Frühjahrsgrenze etwas zahlreicher
als in dem gefäßärmern Herbstholze und daher die Jahresringe ziemlich
deutlich bezeichnet. Neben zahlreichen einzeln stehenden äußerst feinen
Markstrahlen drängen sich andere gruppenweise wie bei dem Hornbaum-
holze zu breiten und fast handhohen Streifen zusammen. Das Erlenholz
ist fast immer sehr reich an rostbraun gefärbten Markwiederholungen
(S. 107. Markfleckchen Nördlingers), was ihm auf dem Querschnitt ein
geflecktes, auf dem Längsschnitt ein streifiges Ansehen giebt. Splint
und Kern sind nicht unterschieden; die Farbe des im Saft gefällten Erlen-
holzes ist fast rein pommeranzengelb, das trockene hell rostroth. Daher
leuchten die Abhiebe der Stöcke und die umherliegenden Späne auf Erlen-
schlägen lange Zeit schon von weitem entgegen. Das Erlenholz ist ziemlich
grob, im Wasser sehr, im Trocknen wenig dauerhaft, brennt, ebenso wie
seine Kohle, gut nur bei gutem Luftzuge.

Die Wurzel dringt mit zahlreichen Aesten tief in den Boden ein,
streicht jedoch auf sehr nassem Boden auch mit zahlreichen Aesten flach
und in weitem Umfange seicht in der Oberfläche; treibt an Ufern auch
gern feine Wurzeläste in das Wasser, wo sie alsdann eigenthümliche rost-
rothe traubige Auswüchse bildet, welche jedoch der Erlenwurzel eigenthümlich
zu sein scheinen, da sie auch im Boden schon an jungen Erlenpflanzen
vorkommen.

Unter mehreren Spielarten der Erle sind namentlich 2 in den
Gartenanlagen durch Veredeln verbreitete zu erwähnen: die zerschlitzt-
dornblättrige,
A. gl. incisa, und die weißblättrige, A. gl. laciniata.

in der Krone in Aeſte aufzulöſen (S. das Bild). Daher hat eine Erle
auch immer nur ſchwache und kurze faſt horizontal abſtehende Aeſte, die
ſich ſehr fein verzweigen, und eine der Pyramidenform oft nahe kommende
Krone. Die Rinde der jungen Triebe iſt dunkel chocolatbraun und die
der ſtarken Aeſte und des Stammes mit einer tafelförmig, ohne großes
Vorherrſchen ſenkrechter Furchen, zerberſtenden dunkeln Borke bedeckt.

Das Holz der Schwarzerle erſcheint auf dem Querſchnitt ſehr gefäß-
reich und hat nächſt der Linde die weiteſten Holzzellen, ſo daß ſie mit
einer ſcharfen Lupe zum Theil unterſchieden werden können. Die Gefäße
(Poren) ſind eng, zahlreich, oft perlſchnurartig in radialer Richtung bis
zu 6 und 8 aneinander gereiht, an der Frühjahrsgrenze etwas zahlreicher
als in dem gefäßärmern Herbſtholze und daher die Jahresringe ziemlich
deutlich bezeichnet. Neben zahlreichen einzeln ſtehenden äußerſt feinen
Markſtrahlen drängen ſich andere gruppenweiſe wie bei dem Hornbaum-
holze zu breiten und faſt handhohen Streifen zuſammen. Das Erlenholz
iſt faſt immer ſehr reich an roſtbraun gefärbten Markwiederholungen
(S. 107. Markfleckchen Nördlingers), was ihm auf dem Querſchnitt ein
geflecktes, auf dem Längsſchnitt ein ſtreifiges Anſehen giebt. Splint
und Kern ſind nicht unterſchieden; die Farbe des im Saft gefällten Erlen-
holzes iſt faſt rein pommeranzengelb, das trockene hell roſtroth. Daher
leuchten die Abhiebe der Stöcke und die umherliegenden Späne auf Erlen-
ſchlägen lange Zeit ſchon von weitem entgegen. Das Erlenholz iſt ziemlich
grob, im Waſſer ſehr, im Trocknen wenig dauerhaft, brennt, ebenſo wie
ſeine Kohle, gut nur bei gutem Luftzuge.

Die Wurzel dringt mit zahlreichen Aeſten tief in den Boden ein,
ſtreicht jedoch auf ſehr naſſem Boden auch mit zahlreichen Aeſten flach
und in weitem Umfange ſeicht in der Oberfläche; treibt an Ufern auch
gern feine Wurzeläſte in das Waſſer, wo ſie alsdann eigenthümliche roſt-
rothe traubige Auswüchſe bildet, welche jedoch der Erlenwurzel eigenthümlich
zu ſein ſcheinen, da ſie auch im Boden ſchon an jungen Erlenpflanzen
vorkommen.

Unter mehreren Spielarten der Erle ſind namentlich 2 in den
Gartenanlagen durch Veredeln verbreitete zu erwähnen: die zerſchlitzt-
dornblättrige,
A. gl. incisa, und die weißblättrige, A. gl. laciniata.

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[418/0458] in der Krone in Aeſte aufzulöſen (S. das Bild). Daher hat eine Erle auch immer nur ſchwache und kurze faſt horizontal abſtehende Aeſte, die ſich ſehr fein verzweigen, und eine der Pyramidenform oft nahe kommende Krone. Die Rinde der jungen Triebe iſt dunkel chocolatbraun und die der ſtarken Aeſte und des Stammes mit einer tafelförmig, ohne großes Vorherrſchen ſenkrechter Furchen, zerberſtenden dunkeln Borke bedeckt. Das Holz der Schwarzerle erſcheint auf dem Querſchnitt ſehr gefäß- reich und hat nächſt der Linde die weiteſten Holzzellen, ſo daß ſie mit einer ſcharfen Lupe zum Theil unterſchieden werden können. Die Gefäße (Poren) ſind eng, zahlreich, oft perlſchnurartig in radialer Richtung bis zu 6 und 8 aneinander gereiht, an der Frühjahrsgrenze etwas zahlreicher als in dem gefäßärmern Herbſtholze und daher die Jahresringe ziemlich deutlich bezeichnet. Neben zahlreichen einzeln ſtehenden äußerſt feinen Markſtrahlen drängen ſich andere gruppenweiſe wie bei dem Hornbaum- holze zu breiten und faſt handhohen Streifen zuſammen. Das Erlenholz iſt faſt immer ſehr reich an roſtbraun gefärbten Markwiederholungen (S. 107. Markfleckchen Nördlingers), was ihm auf dem Querſchnitt ein geflecktes, auf dem Längsſchnitt ein ſtreifiges Anſehen giebt. Splint und Kern ſind nicht unterſchieden; die Farbe des im Saft gefällten Erlen- holzes iſt faſt rein pommeranzengelb, das trockene hell roſtroth. Daher leuchten die Abhiebe der Stöcke und die umherliegenden Späne auf Erlen- ſchlägen lange Zeit ſchon von weitem entgegen. Das Erlenholz iſt ziemlich grob, im Waſſer ſehr, im Trocknen wenig dauerhaft, brennt, ebenſo wie ſeine Kohle, gut nur bei gutem Luftzuge. Die Wurzel dringt mit zahlreichen Aeſten tief in den Boden ein, ſtreicht jedoch auf ſehr naſſem Boden auch mit zahlreichen Aeſten flach und in weitem Umfange ſeicht in der Oberfläche; treibt an Ufern auch gern feine Wurzeläſte in das Waſſer, wo ſie alsdann eigenthümliche roſt- rothe traubige Auswüchſe bildet, welche jedoch der Erlenwurzel eigenthümlich zu ſein ſcheinen, da ſie auch im Boden ſchon an jungen Erlenpflanzen vorkommen. Unter mehreren Spielarten der Erle ſind namentlich 2 in den Gartenanlagen durch Veredeln verbreitete zu erwähnen: die zerſchlitzt- dornblättrige, A. gl. incisa, und die weißblättrige, A. gl. laciniata.

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/458>, abgerufen am 25.11.2024.