9. Die Schwarz-Erle, Alnus glutinosa Gärtner. (Betula Alnus L.)
Diese treue Begleiterin der Bäche und Flüsse der deutschen Ebene, die auch fast jeden Weiher und Teich beschattend umsäumt, tritt aus dem Walde gern hervor mehr in die Nähe der Menschen und ist nur in be- schränktem Sinne ein Waldbaum zu nennen.
Trotz der nahen Verwandtschaft mit der Birke, durch welche sich Linne täuschen ließ, ist es doch leicht beide von einander zu unterscheiden, schneller freilich durch das Gesammtbild beider, als durch die botanischen Kennzeichen, in welchen sie sich sehr nahe stehen.
Unsere Tafel LXII. zeigt uns, daß auch die Erlen einhäusig sind. Schon zeitig im Herbste, wenn die Blätter noch frisch sind, finden wir die männlichen und die weiblichen Blüthenkätzchen fast vollkommen ausgebildet, nur noch beträchtlich kleiner als zur Blüthezeit und geschlossen. Man könnte daher glauben, daß diese Kätzchen noch im Spätherbst zum Blühen kommen könnten. Die männlichen stehen je 4--5 an einem verästelten Blüthenstand und sind walzenförmig, die weiblichen stehen eben so, sind aber viel kleiner und eiförmig (1.). Beide haben einschließlich der Stiele den Winter über eine chocolatbraune Farbe.
Schon im März bis Mitte April, je nach dem Eintreten der Früh- jahrswärme von 7--8 Grad strecken und lockern sich die männlichen Kätzchen (2.) um mehr als das Doppelte und es zeigen sich in regel- mäßigen Spiralen gestellt an der fadenförmigen Spindel auf kurzen Stielchen je drei vierblättrige 4 Staubgefäße enthaltende Blüthchen (6.--8.) unter einer von fünf schuppenförmigen Blättchen gebildeten Hülle (3. 13.). Die weiblichen Blüthchen, aus denen das kleine Blüthen- kätzchen (9.) zusammengesetzt ist, bestehen aus einer rundlichen Schuppe, die auf ihrer Innenseite 2 Fruchtknoten mit je 2 dünnen Griffeln trägt. Je 2 dieser Blüthchen werden von einer fünftheiligen Blüthenschuppe getragen. Dieses Blüthenkätzchen wächst bei der Reife zu einem eirunden Zäpfchen aus (17.), in welchem die Blüthenschuppen ähnlich wie bei den Nadelbaum-Zapfen zu holzigen, einigermaßen fächerförmig fünftheiligen (13.) Schuppen geworden sind, deren jede (12.) zwei einsamige, platte
9. Die Schwarz-Erle, Alnus glutinosa Gärtner. (Betula Alnus L.)
Dieſe treue Begleiterin der Bäche und Flüſſe der deutſchen Ebene, die auch faſt jeden Weiher und Teich beſchattend umſäumt, tritt aus dem Walde gern hervor mehr in die Nähe der Menſchen und iſt nur in be- ſchränktem Sinne ein Waldbaum zu nennen.
Trotz der nahen Verwandtſchaft mit der Birke, durch welche ſich Linné täuſchen ließ, iſt es doch leicht beide von einander zu unterſcheiden, ſchneller freilich durch das Geſammtbild beider, als durch die botaniſchen Kennzeichen, in welchen ſie ſich ſehr nahe ſtehen.
Unſere Tafel LXII. zeigt uns, daß auch die Erlen einhäuſig ſind. Schon zeitig im Herbſte, wenn die Blätter noch friſch ſind, finden wir die männlichen und die weiblichen Blüthenkätzchen faſt vollkommen ausgebildet, nur noch beträchtlich kleiner als zur Blüthezeit und geſchloſſen. Man könnte daher glauben, daß dieſe Kätzchen noch im Spätherbſt zum Blühen kommen könnten. Die männlichen ſtehen je 4—5 an einem veräſtelten Blüthenſtand und ſind walzenförmig, die weiblichen ſtehen eben ſo, ſind aber viel kleiner und eiförmig (1.). Beide haben einſchließlich der Stiele den Winter über eine chocolatbraune Farbe.
Schon im März bis Mitte April, je nach dem Eintreten der Früh- jahrswärme von 7—8 Grad ſtrecken und lockern ſich die männlichen Kätzchen (2.) um mehr als das Doppelte und es zeigen ſich in regel- mäßigen Spiralen geſtellt an der fadenförmigen Spindel auf kurzen Stielchen je drei vierblättrige 4 Staubgefäße enthaltende Blüthchen (6.—8.) unter einer von fünf ſchuppenförmigen Blättchen gebildeten Hülle (3. 13.). Die weiblichen Blüthchen, aus denen das kleine Blüthen- kätzchen (9.) zuſammengeſetzt iſt, beſtehen aus einer rundlichen Schuppe, die auf ihrer Innenſeite 2 Fruchtknoten mit je 2 dünnen Griffeln trägt. Je 2 dieſer Blüthchen werden von einer fünftheiligen Blüthenſchuppe getragen. Dieſes Blüthenkätzchen wächſt bei der Reife zu einem eirunden Zäpfchen aus (17.), in welchem die Blüthenſchuppen ähnlich wie bei den Nadelbaum-Zapfen zu holzigen, einigermaßen fächerförmig fünftheiligen (13.) Schuppen geworden ſind, deren jede (12.) zwei einſamige, platte
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9. Die Schwarz-Erle, Alnus glutinosa Gärtner.
(Betula Alnus L.)
Dieſe treue Begleiterin der Bäche und Flüſſe der deutſchen Ebene,
die auch faſt jeden Weiher und Teich beſchattend umſäumt, tritt aus dem
Walde gern hervor mehr in die Nähe der Menſchen und iſt nur in be-
ſchränktem Sinne ein Waldbaum zu nennen.
Trotz der nahen Verwandtſchaft mit der Birke, durch welche ſich
Linné täuſchen ließ, iſt es doch leicht beide von einander zu unterſcheiden,
ſchneller freilich durch das Geſammtbild beider, als durch die botaniſchen
Kennzeichen, in welchen ſie ſich ſehr nahe ſtehen.
Unſere Tafel LXII. zeigt uns, daß auch die Erlen einhäuſig ſind.
Schon zeitig im Herbſte, wenn die Blätter noch friſch ſind, finden wir die
männlichen und die weiblichen Blüthenkätzchen faſt vollkommen ausgebildet,
nur noch beträchtlich kleiner als zur Blüthezeit und geſchloſſen. Man
könnte daher glauben, daß dieſe Kätzchen noch im Spätherbſt zum Blühen
kommen könnten. Die männlichen ſtehen je 4—5 an einem veräſtelten
Blüthenſtand und ſind walzenförmig, die weiblichen ſtehen eben ſo, ſind
aber viel kleiner und eiförmig (1.). Beide haben einſchließlich der Stiele
den Winter über eine chocolatbraune Farbe.
Schon im März bis Mitte April, je nach dem Eintreten der Früh-
jahrswärme von 7—8 Grad ſtrecken und lockern ſich die männlichen
Kätzchen (2.) um mehr als das Doppelte und es zeigen ſich in regel-
mäßigen Spiralen geſtellt an der fadenförmigen Spindel auf kurzen
Stielchen je drei vierblättrige 4 Staubgefäße enthaltende Blüthchen
(6.—8.) unter einer von fünf ſchuppenförmigen Blättchen gebildeten Hülle
(3. 13.). Die weiblichen Blüthchen, aus denen das kleine Blüthen-
kätzchen (9.) zuſammengeſetzt iſt, beſtehen aus einer rundlichen Schuppe,
die auf ihrer Innenſeite 2 Fruchtknoten mit je 2 dünnen Griffeln trägt.
Je 2 dieſer Blüthchen werden von einer fünftheiligen Blüthenſchuppe
getragen. Dieſes Blüthenkätzchen wächſt bei der Reife zu einem eirunden
Zäpfchen aus (17.), in welchem die Blüthenſchuppen ähnlich wie bei
den Nadelbaum-Zapfen zu holzigen, einigermaßen fächerförmig fünftheiligen
(13.) Schuppen geworden ſind, deren jede (12.) zwei einſamige, platte
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/455>, abgerufen am 25.11.2024.
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