die Blattzipfel sind demzufolge schmäler und auch etwas zugespitzter als bei der Sommereiche. Im Ganzen ist dadurch das Steineichenblatt zier- licher und regelmäßiger und es, nicht das der andern Art, hat den viel- fältigen Eichenkränzen und Trieben auf Münzen, Fahnen und -- am Kragen des Forstmanns als Vorbild gedient. Am unteren Ende geht die Blattfläche beiderseits verschmächtigt in den Blattstiel über, während bei der Stieleiche sich hier jederseits ein Blattläppchen herabbiegt.
Zufolge dieser Verhältnisse der auch noch dazu etwas kleineren Blätter ist namentlich am Buschholze die Belaubung der Steineiche etwas zierlicher, dabei aber etwas gleichmäßiger, indem die Blätter nicht ganz so büschel- förmig an den Spitzen der Triebe stehen, was übrigens auch bei der Stieleiche nur an den Kurztrieben der Fall ist.
Als Baum unterscheidet sich die Steineiche einigermaaßen dadurch, daß sie in der Regel einen niedrigeren gedrungeneren Wuchs hat.
Hinsichtlich des Standorts verlangt die Steineiche mehr eine Berg- als eine Ebenenlage und kann hier selbst auf einem felsigen Boden gut gedeihen, jedoch wahrscheinlich eben auf Kosten ihres Höhenwuchses. Schon die geringe Höhe von einigen hundert Fußen über die Ebene reicht hin, um an Stelle der Stieleiche, oder Anfangs in Gesellschaft mit ihr, die Steineiche auftreten zu lassen.
Die Verbreitung ist wohl der der Stieleiche ziemlich gleich, jedoch eben mit dem Unterschiede, daß da wo in der Ebene die Stieleiche wächst, auf den Höhen die Steineiche vorkommt.
In allen den übrigen Beziehungen, nach welchen wir die vorige Art betrachtet haben, finden sich bei der gegenwärtigen kaum nennenswerthe Verschiedenheiten. Im Leben ist die letztere dadurch etwas abweichend, daß sie stets um etwa 14 Tage später ausschlägt als die andere und wahrscheinlich auch kein so hohes Alter bei vollkommner Gesundheit des Stammes erreicht, weil ihr fast immer felsiger Standort wegen Beein- trächtigung der Wurzel zur Stock- und Kernfäule disponirt. Die Steineiche scheint auch etwas weniger Bodenfrische zu bedürfen. Aus dem Breisgau wird eine Spielart mit fiederspaltigen Blättern angeführt. Ob die im Banat vorkommende Q. lanuginosa Thuillier mit unten sammtartig wolligen Blättern und etwas höckerigen Früchten nicht vielleicht auch hierher oder wohl auch zu der folgenden Art gehöre, vermag ich nicht zu entscheiden.
die Blattzipfel ſind demzufolge ſchmäler und auch etwas zugeſpitzter als bei der Sommereiche. Im Ganzen iſt dadurch das Steineichenblatt zier- licher und regelmäßiger und es, nicht das der andern Art, hat den viel- fältigen Eichenkränzen und Trieben auf Münzen, Fahnen und — am Kragen des Forſtmanns als Vorbild gedient. Am unteren Ende geht die Blattfläche beiderſeits verſchmächtigt in den Blattſtiel über, während bei der Stieleiche ſich hier jederſeits ein Blattläppchen herabbiegt.
Zufolge dieſer Verhältniſſe der auch noch dazu etwas kleineren Blätter iſt namentlich am Buſchholze die Belaubung der Steineiche etwas zierlicher, dabei aber etwas gleichmäßiger, indem die Blätter nicht ganz ſo büſchel- förmig an den Spitzen der Triebe ſtehen, was übrigens auch bei der Stieleiche nur an den Kurztrieben der Fall iſt.
Als Baum unterſcheidet ſich die Steineiche einigermaaßen dadurch, daß ſie in der Regel einen niedrigeren gedrungeneren Wuchs hat.
Hinſichtlich des Standorts verlangt die Steineiche mehr eine Berg- als eine Ebenenlage und kann hier ſelbſt auf einem felſigen Boden gut gedeihen, jedoch wahrſcheinlich eben auf Koſten ihres Höhenwuchſes. Schon die geringe Höhe von einigen hundert Fußen über die Ebene reicht hin, um an Stelle der Stieleiche, oder Anfangs in Geſellſchaft mit ihr, die Steineiche auftreten zu laſſen.
Die Verbreitung iſt wohl der der Stieleiche ziemlich gleich, jedoch eben mit dem Unterſchiede, daß da wo in der Ebene die Stieleiche wächſt, auf den Höhen die Steineiche vorkommt.
In allen den übrigen Beziehungen, nach welchen wir die vorige Art betrachtet haben, finden ſich bei der gegenwärtigen kaum nennenswerthe Verſchiedenheiten. Im Leben iſt die letztere dadurch etwas abweichend, daß ſie ſtets um etwa 14 Tage ſpäter ausſchlägt als die andere und wahrſcheinlich auch kein ſo hohes Alter bei vollkommner Geſundheit des Stammes erreicht, weil ihr faſt immer felſiger Standort wegen Beein- trächtigung der Wurzel zur Stock- und Kernfäule disponirt. Die Steineiche ſcheint auch etwas weniger Bodenfriſche zu bedürfen. Aus dem Breisgau wird eine Spielart mit fiederſpaltigen Blättern angeführt. Ob die im Banat vorkommende Q. lanuginosa Thuillier mit unten ſammtartig wolligen Blättern und etwas höckerigen Früchten nicht vielleicht auch hierher oder wohl auch zu der folgenden Art gehöre, vermag ich nicht zu entſcheiden.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0438"n="400"/>
die Blattzipfel ſind demzufolge ſchmäler und auch etwas zugeſpitzter als<lb/>
bei der Sommereiche. Im Ganzen iſt dadurch das Steineichenblatt zier-<lb/>
licher und regelmäßiger und es, nicht das der andern Art, hat den viel-<lb/>
fältigen Eichenkränzen und Trieben auf Münzen, Fahnen und — am<lb/>
Kragen des Forſtmanns als Vorbild gedient. Am unteren Ende geht<lb/>
die Blattfläche beiderſeits verſchmächtigt in den Blattſtiel über, während<lb/>
bei der Stieleiche ſich hier jederſeits ein Blattläppchen herabbiegt.</p><lb/><p>Zufolge dieſer Verhältniſſe der auch noch dazu etwas kleineren Blätter<lb/>
iſt namentlich am Buſchholze die Belaubung der Steineiche etwas zierlicher,<lb/>
dabei aber etwas gleichmäßiger, indem die Blätter nicht ganz ſo büſchel-<lb/>
förmig an den Spitzen der Triebe ſtehen, was übrigens auch bei der<lb/>
Stieleiche nur an den Kurztrieben der Fall iſt.</p><lb/><p>Als Baum unterſcheidet ſich die Steineiche einigermaaßen dadurch,<lb/>
daß ſie in der Regel einen niedrigeren gedrungeneren Wuchs hat.</p><lb/><p>Hinſichtlich des <hirendition="#g">Standorts</hi> verlangt die Steineiche mehr eine Berg-<lb/>
als eine Ebenenlage und kann hier ſelbſt auf einem felſigen Boden gut<lb/>
gedeihen, jedoch wahrſcheinlich eben auf Koſten ihres Höhenwuchſes. Schon<lb/>
die geringe Höhe von einigen hundert Fußen über die Ebene reicht hin,<lb/>
um an Stelle der Stieleiche, oder Anfangs in Geſellſchaft mit ihr, die<lb/>
Steineiche auftreten zu laſſen.</p><lb/><p>Die <hirendition="#g">Verbreitung</hi> iſt wohl der der Stieleiche ziemlich gleich, jedoch<lb/>
eben mit dem Unterſchiede, daß da wo in der Ebene die Stieleiche wächſt,<lb/>
auf den Höhen die Steineiche vorkommt.</p><lb/><p>In allen den übrigen Beziehungen, nach welchen wir die vorige Art<lb/>
betrachtet haben, finden ſich bei der gegenwärtigen kaum nennenswerthe<lb/>
Verſchiedenheiten. Im Leben iſt die letztere dadurch etwas abweichend,<lb/>
daß ſie ſtets um etwa 14 Tage ſpäter ausſchlägt als die andere und<lb/>
wahrſcheinlich auch kein ſo hohes Alter bei vollkommner Geſundheit des<lb/>
Stammes erreicht, weil ihr faſt immer felſiger Standort wegen Beein-<lb/>
trächtigung der Wurzel zur Stock- und Kernfäule disponirt. Die Steineiche<lb/>ſcheint auch etwas weniger Bodenfriſche zu bedürfen. Aus dem Breisgau<lb/>
wird eine Spielart mit <hirendition="#g">fiederſpaltigen Blättern</hi> angeführt. Ob die im<lb/>
Banat vorkommende <hirendition="#aq">Q. lanuginosa Thuillier</hi> mit unten ſammtartig wolligen<lb/>
Blättern und etwas höckerigen Früchten nicht vielleicht auch hierher oder<lb/>
wohl auch zu der folgenden Art gehöre, vermag ich nicht zu entſcheiden.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[400/0438]
die Blattzipfel ſind demzufolge ſchmäler und auch etwas zugeſpitzter als
bei der Sommereiche. Im Ganzen iſt dadurch das Steineichenblatt zier-
licher und regelmäßiger und es, nicht das der andern Art, hat den viel-
fältigen Eichenkränzen und Trieben auf Münzen, Fahnen und — am
Kragen des Forſtmanns als Vorbild gedient. Am unteren Ende geht
die Blattfläche beiderſeits verſchmächtigt in den Blattſtiel über, während
bei der Stieleiche ſich hier jederſeits ein Blattläppchen herabbiegt.
Zufolge dieſer Verhältniſſe der auch noch dazu etwas kleineren Blätter
iſt namentlich am Buſchholze die Belaubung der Steineiche etwas zierlicher,
dabei aber etwas gleichmäßiger, indem die Blätter nicht ganz ſo büſchel-
förmig an den Spitzen der Triebe ſtehen, was übrigens auch bei der
Stieleiche nur an den Kurztrieben der Fall iſt.
Als Baum unterſcheidet ſich die Steineiche einigermaaßen dadurch,
daß ſie in der Regel einen niedrigeren gedrungeneren Wuchs hat.
Hinſichtlich des Standorts verlangt die Steineiche mehr eine Berg-
als eine Ebenenlage und kann hier ſelbſt auf einem felſigen Boden gut
gedeihen, jedoch wahrſcheinlich eben auf Koſten ihres Höhenwuchſes. Schon
die geringe Höhe von einigen hundert Fußen über die Ebene reicht hin,
um an Stelle der Stieleiche, oder Anfangs in Geſellſchaft mit ihr, die
Steineiche auftreten zu laſſen.
Die Verbreitung iſt wohl der der Stieleiche ziemlich gleich, jedoch
eben mit dem Unterſchiede, daß da wo in der Ebene die Stieleiche wächſt,
auf den Höhen die Steineiche vorkommt.
In allen den übrigen Beziehungen, nach welchen wir die vorige Art
betrachtet haben, finden ſich bei der gegenwärtigen kaum nennenswerthe
Verſchiedenheiten. Im Leben iſt die letztere dadurch etwas abweichend,
daß ſie ſtets um etwa 14 Tage ſpäter ausſchlägt als die andere und
wahrſcheinlich auch kein ſo hohes Alter bei vollkommner Geſundheit des
Stammes erreicht, weil ihr faſt immer felſiger Standort wegen Beein-
trächtigung der Wurzel zur Stock- und Kernfäule disponirt. Die Steineiche
ſcheint auch etwas weniger Bodenfriſche zu bedürfen. Aus dem Breisgau
wird eine Spielart mit fiederſpaltigen Blättern angeführt. Ob die im
Banat vorkommende Q. lanuginosa Thuillier mit unten ſammtartig wolligen
Blättern und etwas höckerigen Früchten nicht vielleicht auch hierher oder
wohl auch zu der folgenden Art gehöre, vermag ich nicht zu entſcheiden.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/438>, abgerufen am 23.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.