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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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der Baum dazu besonders ausgewählt wurde, um den knickigen Habitus
der Aeste darzustellen, durch den die Eiche eben so malerisch wird. Nur
selten ist diese bogige Astführung so wenig hervortretend, daß man ohne
nähere Untersuchung der feineren Wintermerkmale die Eiche von weitem
verkennen und etwa für eine Rüster halten könnte. Sicher aber ist die
Sommereiche wie jede andere Eichenart im laublosen Zustande an dem
fünfstrahligen Markquerschnitt eines Triebes zu erkennen, und außerdem
an den kurzkegelförmigen, stumpfspitzigen, ziegeldachähnlich vielschuppigen
Knospen. Namentlich die große Endknospe der Kurztriebe zeigt äußerlich
an ihrem Umfange undeutlich ausgesprochen 5 stumpfe Kanten, entsprechend
dem fünfstrahligen Mark- und Holzkörper des Vegetationskegels in der
Knospe (S. 67), den man an einem Knospenquerschnitte leicht auffindet.
Die Blattstielnarbe ist namentlich unter den größeren Knospen der Trieb-
spitze sehr ansehnlich, halbkreisförmig mit Neigung zur stumpfen Dreieck-
form. An den Langtrieben, in denen aber immer durch das Mark sofort
die Eiche zu erkennen ist, sind die Knospen oft ziemlich armschuppig, aber
dann ist der Trieb von einem Pappeltrieb, welcher bei allen Arten eben-
falls ein leicht fünfstrahliges Mark hat (S. 63, Fig. IV. 3.), leicht da-
durch zu unterscheiden, daß alle Pappelknospen lang und sehr spitzig sind
(a. a. O. Fig. 3. 5. 7.).

Die Wurzel der Eiche ist von allen Laubhölzern die am meisten
tiefgehende. Sie hat eine sehr entwickelte, bis 8 Fuß tief eindringende
Pfahlwurzel und auch zahlreiche kräftige Seitenwurzeln, so daß der Baum-
koloß dennoch fester steht und besser den Stürmen trotzen kann als mancher
andere, der Gewalt des Sturmes keine so große Fläche darbietende Baum.
Dieser Wurzelbau weist die Eiche, wenn sie bis zu ihrem höchsten Alter
gut gedeihen soll, mit Nothwendigkeit auf einen tiefgründigen oder wenig-
stens bis in bedeutende Tiefe durchdringbaren Boden.

Das Holz der Eiche zeichnet sich vor allen übrigen durch die dicksten
und breitesten Markstrahlen und durch die weitesten Gefäße aus. Jene
haben, wenn sie bei einem radialen Spalten des Holzes getroffen und
blos gelegt worden sind, einen seidenartigen Glanz, was ihnen den Namen
Spiegel, oder selbst Spiegelfasern (jenes mehr von Seiten der Holz-
arbeiter, dieses von Seiten des Forstmanns) verschafft hat. Auf dem
Querschnitt erscheinen die Markstrahlen als hellere bis 1/2 Millimeter

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der Baum dazu beſonders ausgewählt wurde, um den knickigen Habitus
der Aeſte darzuſtellen, durch den die Eiche eben ſo maleriſch wird. Nur
ſelten iſt dieſe bogige Aſtführung ſo wenig hervortretend, daß man ohne
nähere Unterſuchung der feineren Wintermerkmale die Eiche von weitem
verkennen und etwa für eine Rüſter halten könnte. Sicher aber iſt die
Sommereiche wie jede andere Eichenart im laubloſen Zuſtande an dem
fünfſtrahligen Markquerſchnitt eines Triebes zu erkennen, und außerdem
an den kurzkegelförmigen, ſtumpfſpitzigen, ziegeldachähnlich vielſchuppigen
Knospen. Namentlich die große Endknospe der Kurztriebe zeigt äußerlich
an ihrem Umfange undeutlich ausgeſprochen 5 ſtumpfe Kanten, entſprechend
dem fünfſtrahligen Mark- und Holzkörper des Vegetationskegels in der
Knospe (S. 67), den man an einem Knospenquerſchnitte leicht auffindet.
Die Blattſtielnarbe iſt namentlich unter den größeren Knospen der Trieb-
ſpitze ſehr anſehnlich, halbkreisförmig mit Neigung zur ſtumpfen Dreieck-
form. An den Langtrieben, in denen aber immer durch das Mark ſofort
die Eiche zu erkennen iſt, ſind die Knospen oft ziemlich armſchuppig, aber
dann iſt der Trieb von einem Pappeltrieb, welcher bei allen Arten eben-
falls ein leicht fünfſtrahliges Mark hat (S. 63, Fig. IV. 3.), leicht da-
durch zu unterſcheiden, daß alle Pappelknospen lang und ſehr ſpitzig ſind
(a. a. O. Fig. 3. 5. 7.).

Die Wurzel der Eiche iſt von allen Laubhölzern die am meiſten
tiefgehende. Sie hat eine ſehr entwickelte, bis 8 Fuß tief eindringende
Pfahlwurzel und auch zahlreiche kräftige Seitenwurzeln, ſo daß der Baum-
koloß dennoch feſter ſteht und beſſer den Stürmen trotzen kann als mancher
andere, der Gewalt des Sturmes keine ſo große Fläche darbietende Baum.
Dieſer Wurzelbau weiſt die Eiche, wenn ſie bis zu ihrem höchſten Alter
gut gedeihen ſoll, mit Nothwendigkeit auf einen tiefgründigen oder wenig-
ſtens bis in bedeutende Tiefe durchdringbaren Boden.

Das Holz der Eiche zeichnet ſich vor allen übrigen durch die dickſten
und breiteſten Markſtrahlen und durch die weiteſten Gefäße aus. Jene
haben, wenn ſie bei einem radialen Spalten des Holzes getroffen und
blos gelegt worden ſind, einen ſeidenartigen Glanz, was ihnen den Namen
Spiegel, oder ſelbſt Spiegelfaſern (jenes mehr von Seiten der Holz-
arbeiter, dieſes von Seiten des Forſtmanns) verſchafft hat. Auf dem
Querſchnitt erſcheinen die Markſtrahlen als hellere bis ½ Millimeter

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[387/0425] der Baum dazu beſonders ausgewählt wurde, um den knickigen Habitus der Aeſte darzuſtellen, durch den die Eiche eben ſo maleriſch wird. Nur ſelten iſt dieſe bogige Aſtführung ſo wenig hervortretend, daß man ohne nähere Unterſuchung der feineren Wintermerkmale die Eiche von weitem verkennen und etwa für eine Rüſter halten könnte. Sicher aber iſt die Sommereiche wie jede andere Eichenart im laubloſen Zuſtande an dem fünfſtrahligen Markquerſchnitt eines Triebes zu erkennen, und außerdem an den kurzkegelförmigen, ſtumpfſpitzigen, ziegeldachähnlich vielſchuppigen Knospen. Namentlich die große Endknospe der Kurztriebe zeigt äußerlich an ihrem Umfange undeutlich ausgeſprochen 5 ſtumpfe Kanten, entſprechend dem fünfſtrahligen Mark- und Holzkörper des Vegetationskegels in der Knospe (S. 67), den man an einem Knospenquerſchnitte leicht auffindet. Die Blattſtielnarbe iſt namentlich unter den größeren Knospen der Trieb- ſpitze ſehr anſehnlich, halbkreisförmig mit Neigung zur ſtumpfen Dreieck- form. An den Langtrieben, in denen aber immer durch das Mark ſofort die Eiche zu erkennen iſt, ſind die Knospen oft ziemlich armſchuppig, aber dann iſt der Trieb von einem Pappeltrieb, welcher bei allen Arten eben- falls ein leicht fünfſtrahliges Mark hat (S. 63, Fig. IV. 3.), leicht da- durch zu unterſcheiden, daß alle Pappelknospen lang und ſehr ſpitzig ſind (a. a. O. Fig. 3. 5. 7.). Die Wurzel der Eiche iſt von allen Laubhölzern die am meiſten tiefgehende. Sie hat eine ſehr entwickelte, bis 8 Fuß tief eindringende Pfahlwurzel und auch zahlreiche kräftige Seitenwurzeln, ſo daß der Baum- koloß dennoch feſter ſteht und beſſer den Stürmen trotzen kann als mancher andere, der Gewalt des Sturmes keine ſo große Fläche darbietende Baum. Dieſer Wurzelbau weiſt die Eiche, wenn ſie bis zu ihrem höchſten Alter gut gedeihen ſoll, mit Nothwendigkeit auf einen tiefgründigen oder wenig- ſtens bis in bedeutende Tiefe durchdringbaren Boden. Das Holz der Eiche zeichnet ſich vor allen übrigen durch die dickſten und breiteſten Markſtrahlen und durch die weiteſten Gefäße aus. Jene haben, wenn ſie bei einem radialen Spalten des Holzes getroffen und blos gelegt worden ſind, einen ſeidenartigen Glanz, was ihnen den Namen Spiegel, oder ſelbſt Spiegelfaſern (jenes mehr von Seiten der Holz- arbeiter, dieſes von Seiten des Forſtmanns) verſchafft hat. Auf dem Querſchnitt erſcheinen die Markſtrahlen als hellere bis ½ Millimeter 25*

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/425>, abgerufen am 28.11.2024.