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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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So ähnlich auch die Zirbelkiefer der gemeinen und noch mehr der
Schwarzkiefer ist, wenn wir sie im Ganzen als Baum im Auge haben,
so sehr unterscheidet sie sich doch von Beiden hinsichtlich der Nadeln, der
Zapfen und der Samen.

Die Nadeln stehen nicht zu zwei, sondern zu fünf beisammen; was
nothwendig eine keilförmige Gestalt des Nadelquerschnitts mit sich bringt
(XLII. 2. 3.). Die die Nadelscheide bildenden häutigen Schuppen sind
nicht wie bei jenen Arten einander umschließende, vollkommen geschlossene
häutige Röhren, sondern wirklich freie, den Nadelbüschel umstehende lanzett-
förmige zarte Blättchen, welche nach der Vollendung des Triebes meist
schon am Ende des ersten Sommers abfallen, also keine bleibende Scheide
bilden, wie das bei jenen Kiefern der Fall ist. Es ist daher die Zirbel-
kiefer noch mehr geeignet als die Schwarzkiefer, uns in dem Nadelbüschel
einen Kurztrieb erkennen zu lassen. Die jüngeren Triebe sind mit einem
feinen, gelblichgrauen Filz bedeckt, der aber schon an den vierjährigen
Trieben vollkommen verschwunden ist.

Die Zapfen sind bis fast 3 par. Zoll lang und gegen 2 par. Zoll
breit, eiförmig, mit ganz abgeplatteter oder selbst etwas eingesenkter Spitze,
und da sie ungefähr rechtwinkelig vom Triebe abstehen, fast nicht ungleich-
seitig und haben eine große Aehnlichkeit mit einer kleinen Ananasfrucht.
Die Farbe ist dunkel, fast chocolatbraun und ganz frisch meist mit einem

[Abbildung] XLII.

Zapfenschuppe der Zirbelkiefer.

1. Außenseite;
2. Innenseite mit den 2 Nüßchen;
3. Schild der Zapfenschuppe;
4. Seitenansicht;
5. ein Nüßchen.

So ähnlich auch die Zirbelkiefer der gemeinen und noch mehr der
Schwarzkiefer iſt, wenn wir ſie im Ganzen als Baum im Auge haben,
ſo ſehr unterſcheidet ſie ſich doch von Beiden hinſichtlich der Nadeln, der
Zapfen und der Samen.

Die Nadeln ſtehen nicht zu zwei, ſondern zu fünf beiſammen; was
nothwendig eine keilförmige Geſtalt des Nadelquerſchnitts mit ſich bringt
(XLII. 2. 3.). Die die Nadelſcheide bildenden häutigen Schuppen ſind
nicht wie bei jenen Arten einander umſchließende, vollkommen geſchloſſene
häutige Röhren, ſondern wirklich freie, den Nadelbüſchel umſtehende lanzett-
förmige zarte Blättchen, welche nach der Vollendung des Triebes meiſt
ſchon am Ende des erſten Sommers abfallen, alſo keine bleibende Scheide
bilden, wie das bei jenen Kiefern der Fall iſt. Es iſt daher die Zirbel-
kiefer noch mehr geeignet als die Schwarzkiefer, uns in dem Nadelbüſchel
einen Kurztrieb erkennen zu laſſen. Die jüngeren Triebe ſind mit einem
feinen, gelblichgrauen Filz bedeckt, der aber ſchon an den vierjährigen
Trieben vollkommen verſchwunden iſt.

Die Zapfen ſind bis faſt 3 par. Zoll lang und gegen 2 par. Zoll
breit, eiförmig, mit ganz abgeplatteter oder ſelbſt etwas eingeſenkter Spitze,
und da ſie ungefähr rechtwinkelig vom Triebe abſtehen, faſt nicht ungleich-
ſeitig und haben eine große Aehnlichkeit mit einer kleinen Ananasfrucht.
Die Farbe iſt dunkel, faſt chocolatbraun und ganz friſch meiſt mit einem

[Abbildung] XLII.

Zapfenſchuppe der Zirbelkiefer.

1. Außenſeite;
2. Innenſeite mit den 2 Nüßchen;
3. Schild der Zapfenſchuppe;
4. Seitenanſicht;
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[299/0327] So ähnlich auch die Zirbelkiefer der gemeinen und noch mehr der Schwarzkiefer iſt, wenn wir ſie im Ganzen als Baum im Auge haben, ſo ſehr unterſcheidet ſie ſich doch von Beiden hinſichtlich der Nadeln, der Zapfen und der Samen. Die Nadeln ſtehen nicht zu zwei, ſondern zu fünf beiſammen; was nothwendig eine keilförmige Geſtalt des Nadelquerſchnitts mit ſich bringt (XLII. 2. 3.). Die die Nadelſcheide bildenden häutigen Schuppen ſind nicht wie bei jenen Arten einander umſchließende, vollkommen geſchloſſene häutige Röhren, ſondern wirklich freie, den Nadelbüſchel umſtehende lanzett- förmige zarte Blättchen, welche nach der Vollendung des Triebes meiſt ſchon am Ende des erſten Sommers abfallen, alſo keine bleibende Scheide bilden, wie das bei jenen Kiefern der Fall iſt. Es iſt daher die Zirbel- kiefer noch mehr geeignet als die Schwarzkiefer, uns in dem Nadelbüſchel einen Kurztrieb erkennen zu laſſen. Die jüngeren Triebe ſind mit einem feinen, gelblichgrauen Filz bedeckt, der aber ſchon an den vierjährigen Trieben vollkommen verſchwunden iſt. Die Zapfen ſind bis faſt 3 par. Zoll lang und gegen 2 par. Zoll breit, eiförmig, mit ganz abgeplatteter oder ſelbſt etwas eingeſenkter Spitze, und da ſie ungefähr rechtwinkelig vom Triebe abſtehen, faſt nicht ungleich- ſeitig und haben eine große Aehnlichkeit mit einer kleinen Ananasfrucht. Die Farbe iſt dunkel, faſt chocolatbraun und ganz friſch meiſt mit einem [Abbildung XLII. Zapfenſchuppe der Zirbelkiefer. 1. Außenſeite; 2. Innenſeite mit den 2 Nüßchen; 3. Schild der Zapfenſchuppe; 4. Seitenanſicht; 5. ein Nüßchen. ]

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/327>, abgerufen am 16.07.2024.