glaubten, so ist diese Abtheilung der Gattung Pinus leider mit zahl- reichen Artnamen gesegnet und ein wahres Kreuz der Botaniker.
Wenn wir vorläufig von dem abweichenden Habitus der Krumm- holzkiefer absehen, so sind folgende, an wichtigeren Theilen und Verhält- nissen sich aussprechende Unterscheidungsmerkmale hervorzuheben, wodurch es ganz unzweifelhaft wird, daß die Krummholzkiefer von der gemeinen als eine besondere Art getrennt werden muß.
Das weibliche Blüthenzäpfchen steht immer aufrecht (Fig. XL. 2.), während es bei der gemeinen Kiefer stets abwärts gekrümmt ist (siehe Seite 257 XXX b. 1.); die Spitze der Samenschuppe ist viel länger ausgezogen und die beiden Samenknospen auf derselben zeigen je zwei abwärts gerichtete spitze Anhängsel (5.). An dem immer entschieden braun gefärbten Zapfen ist das Schild (der am geschlossenen Zapfen sichtbare Theil jeder Schuppe) erhabener und aufgetriebener, ja sogar zum Theil bei manchen Formen etwas hakenartig herabgekrümmt; der Nabel ist im Verhältniß zum Schilde stets viel größer und regelmäßiger rautenförmig als bei der gemeinen Kiefer (7.) und der Samenflügel ist stets oben stumpf abgerundet, während er bei der gemeinen Kiefer sehr viel spitzer ist. Was die Form des ganzen Zapfens betrifft, so ist diese weniger kegelförmig als vielmehr eiförmig, ja sogar der runden Gestalt zuweilen sehr nahe kommend. Da der ausgewachsene Zapfen bei manchen Formen abwärts gebogen ist, so entwickelt er sich auch nur an der auswärts ge- kehrten Seite vollkommen und wird dadurch sehr ungleichseitig und die Schilde der äußeren Seite bilden sich anders als an der dem Triebe zugekehrten Seite. Unsere Fig. 7. zeigt dagegen einen sehr gleichmäßig ausgebildeten Zapfen. Dabei ist es aber fast unmöglich, wenn man alle Krummholzkieferformen zu einer einzigen Art zusammenfassen will, eine be- zeichnende und allgemein gültige Zapfengestalt in die Artbeschreibung aufzu- nehmen, und zwar eben deshalb, weil die Krummholzkieferzapfen so höchst abweichende Gestalten haben, unter denen sogar die Kegelgestalt doch auch zuweilen vorkommt. Diejenigen Botaniker, welche die Krummholz- kiefern in mehrere Arten zerfällen, entlehnen daher den wesentlichsten Unterscheidungscharakter von der Zapfengestalt und von der Beschaffenheit des Schildes der Zapfenschuppen.
glaubten, ſo iſt dieſe Abtheilung der Gattung Pinus leider mit zahl- reichen Artnamen geſegnet und ein wahres Kreuz der Botaniker.
Wenn wir vorläufig von dem abweichenden Habitus der Krumm- holzkiefer abſehen, ſo ſind folgende, an wichtigeren Theilen und Verhält- niſſen ſich ausſprechende Unterſcheidungsmerkmale hervorzuheben, wodurch es ganz unzweifelhaft wird, daß die Krummholzkiefer von der gemeinen als eine beſondere Art getrennt werden muß.
Das weibliche Blüthenzäpfchen ſteht immer aufrecht (Fig. XL. 2.), während es bei der gemeinen Kiefer ſtets abwärts gekrümmt iſt (ſiehe Seite 257 XXX b. 1.); die Spitze der Samenſchuppe iſt viel länger ausgezogen und die beiden Samenknospen auf derſelben zeigen je zwei abwärts gerichtete ſpitze Anhängſel (5.). An dem immer entſchieden braun gefärbten Zapfen iſt das Schild (der am geſchloſſenen Zapfen ſichtbare Theil jeder Schuppe) erhabener und aufgetriebener, ja ſogar zum Theil bei manchen Formen etwas hakenartig herabgekrümmt; der Nabel iſt im Verhältniß zum Schilde ſtets viel größer und regelmäßiger rautenförmig als bei der gemeinen Kiefer (7.) und der Samenflügel iſt ſtets oben ſtumpf abgerundet, während er bei der gemeinen Kiefer ſehr viel ſpitzer iſt. Was die Form des ganzen Zapfens betrifft, ſo iſt dieſe weniger kegelförmig als vielmehr eiförmig, ja ſogar der runden Geſtalt zuweilen ſehr nahe kommend. Da der ausgewachſene Zapfen bei manchen Formen abwärts gebogen iſt, ſo entwickelt er ſich auch nur an der auswärts ge- kehrten Seite vollkommen und wird dadurch ſehr ungleichſeitig und die Schilde der äußeren Seite bilden ſich anders als an der dem Triebe zugekehrten Seite. Unſere Fig. 7. zeigt dagegen einen ſehr gleichmäßig ausgebildeten Zapfen. Dabei iſt es aber faſt unmöglich, wenn man alle Krummholzkieferformen zu einer einzigen Art zuſammenfaſſen will, eine be- zeichnende und allgemein gültige Zapfengeſtalt in die Artbeſchreibung aufzu- nehmen, und zwar eben deshalb, weil die Krummholzkieferzapfen ſo höchſt abweichende Geſtalten haben, unter denen ſogar die Kegelgeſtalt doch auch zuweilen vorkommt. Diejenigen Botaniker, welche die Krummholz- kiefern in mehrere Arten zerfällen, entlehnen daher den weſentlichſten Unterſcheidungscharakter von der Zapfengeſtalt und von der Beſchaffenheit des Schildes der Zapfenſchuppen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0321"n="295"/>
glaubten, ſo iſt dieſe Abtheilung der Gattung <hirendition="#aq">Pinus</hi> leider mit zahl-<lb/>
reichen Artnamen geſegnet und ein wahres Kreuz der Botaniker.</p><lb/><p>Wenn wir vorläufig von dem abweichenden Habitus der Krumm-<lb/>
holzkiefer abſehen, ſo ſind folgende, an wichtigeren Theilen und Verhält-<lb/>
niſſen ſich ausſprechende Unterſcheidungsmerkmale hervorzuheben, wodurch<lb/>
es ganz unzweifelhaft wird, daß die Krummholzkiefer von der gemeinen<lb/>
als eine beſondere Art getrennt werden muß.</p><lb/><p>Das weibliche Blüthenzäpfchen ſteht immer aufrecht (Fig. <hirendition="#aq">XL.</hi> 2.),<lb/>
während es bei der gemeinen Kiefer ſtets abwärts gekrümmt iſt (ſiehe<lb/>
Seite 257 <hirendition="#aq">XXX b.</hi> 1.); die Spitze der Samenſchuppe iſt viel länger<lb/>
ausgezogen und die beiden Samenknospen auf derſelben zeigen je zwei<lb/>
abwärts gerichtete ſpitze Anhängſel (5.). An dem immer entſchieden braun<lb/>
gefärbten Zapfen iſt das Schild (der am geſchloſſenen Zapfen ſichtbare<lb/>
Theil jeder Schuppe) erhabener und aufgetriebener, ja ſogar zum Theil<lb/>
bei manchen Formen etwas hakenartig herabgekrümmt; der Nabel iſt im<lb/>
Verhältniß zum Schilde ſtets viel größer und regelmäßiger rautenförmig<lb/>
als bei der gemeinen Kiefer (7.) und der Samenflügel iſt ſtets oben<lb/>ſtumpf abgerundet, während er bei der gemeinen Kiefer ſehr viel ſpitzer<lb/>
iſt. Was die Form des ganzen Zapfens betrifft, ſo iſt dieſe weniger<lb/>
kegelförmig als vielmehr eiförmig, ja ſogar der runden Geſtalt zuweilen<lb/>ſehr nahe kommend. Da der ausgewachſene Zapfen bei manchen Formen<lb/>
abwärts gebogen iſt, ſo entwickelt er ſich auch nur an der auswärts ge-<lb/>
kehrten Seite vollkommen und wird dadurch ſehr ungleichſeitig und die<lb/>
Schilde der äußeren Seite bilden ſich anders als an der dem Triebe<lb/>
zugekehrten Seite. Unſere Fig. 7. zeigt dagegen einen ſehr gleichmäßig<lb/>
ausgebildeten Zapfen. Dabei iſt es aber faſt unmöglich, wenn man alle<lb/>
Krummholzkieferformen zu einer einzigen Art zuſammenfaſſen will, eine be-<lb/>
zeichnende und allgemein gültige Zapfengeſtalt in die Artbeſchreibung aufzu-<lb/>
nehmen, und zwar eben deshalb, weil die Krummholzkieferzapfen ſo höchſt<lb/>
abweichende Geſtalten haben, unter denen ſogar die Kegelgeſtalt doch<lb/>
auch zuweilen vorkommt. Diejenigen Botaniker, welche die Krummholz-<lb/>
kiefern in mehrere Arten zerfällen, entlehnen daher den weſentlichſten<lb/>
Unterſcheidungscharakter von der Zapfengeſtalt und von der Beſchaffenheit<lb/>
des Schildes der Zapfenſchuppen.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[295/0321]
glaubten, ſo iſt dieſe Abtheilung der Gattung Pinus leider mit zahl-
reichen Artnamen geſegnet und ein wahres Kreuz der Botaniker.
Wenn wir vorläufig von dem abweichenden Habitus der Krumm-
holzkiefer abſehen, ſo ſind folgende, an wichtigeren Theilen und Verhält-
niſſen ſich ausſprechende Unterſcheidungsmerkmale hervorzuheben, wodurch
es ganz unzweifelhaft wird, daß die Krummholzkiefer von der gemeinen
als eine beſondere Art getrennt werden muß.
Das weibliche Blüthenzäpfchen ſteht immer aufrecht (Fig. XL. 2.),
während es bei der gemeinen Kiefer ſtets abwärts gekrümmt iſt (ſiehe
Seite 257 XXX b. 1.); die Spitze der Samenſchuppe iſt viel länger
ausgezogen und die beiden Samenknospen auf derſelben zeigen je zwei
abwärts gerichtete ſpitze Anhängſel (5.). An dem immer entſchieden braun
gefärbten Zapfen iſt das Schild (der am geſchloſſenen Zapfen ſichtbare
Theil jeder Schuppe) erhabener und aufgetriebener, ja ſogar zum Theil
bei manchen Formen etwas hakenartig herabgekrümmt; der Nabel iſt im
Verhältniß zum Schilde ſtets viel größer und regelmäßiger rautenförmig
als bei der gemeinen Kiefer (7.) und der Samenflügel iſt ſtets oben
ſtumpf abgerundet, während er bei der gemeinen Kiefer ſehr viel ſpitzer
iſt. Was die Form des ganzen Zapfens betrifft, ſo iſt dieſe weniger
kegelförmig als vielmehr eiförmig, ja ſogar der runden Geſtalt zuweilen
ſehr nahe kommend. Da der ausgewachſene Zapfen bei manchen Formen
abwärts gebogen iſt, ſo entwickelt er ſich auch nur an der auswärts ge-
kehrten Seite vollkommen und wird dadurch ſehr ungleichſeitig und die
Schilde der äußeren Seite bilden ſich anders als an der dem Triebe
zugekehrten Seite. Unſere Fig. 7. zeigt dagegen einen ſehr gleichmäßig
ausgebildeten Zapfen. Dabei iſt es aber faſt unmöglich, wenn man alle
Krummholzkieferformen zu einer einzigen Art zuſammenfaſſen will, eine be-
zeichnende und allgemein gültige Zapfengeſtalt in die Artbeſchreibung aufzu-
nehmen, und zwar eben deshalb, weil die Krummholzkieferzapfen ſo höchſt
abweichende Geſtalten haben, unter denen ſogar die Kegelgeſtalt doch
auch zuweilen vorkommt. Diejenigen Botaniker, welche die Krummholz-
kiefern in mehrere Arten zerfällen, entlehnen daher den weſentlichſten
Unterſcheidungscharakter von der Zapfengeſtalt und von der Beſchaffenheit
des Schildes der Zapfenſchuppen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/321>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.