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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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der Benennung Stangenholz, weil etwa 25 -- 30 jährige in gutem
Schlusse stehende Kiefern hohe meist sehr astreine schlanke stangenartige
Stämme mit sehr kurzer Krone sind. Das Lichtbedürfniß der Kiefer ist
so groß, daß selbst in kleinen Horsten stehende Kiefern bis in das Alter,
wo die Krone, und zwar bei diesem Stande um so mehr, weit ausgreifend
ihre Aeste verlängert, die unteren Zweige abwerfen und nur kurze Kronen
behalten und daher oft wie auf Stelzen stehende Laubdächer aussehen
und durchsichtige Horste bilden, während in solchem Stande die Fichten,
tief herab beästet, in dichtem Schluß stehen und kleine dichte Horste bilden.

Je mehr entweder durch Heraushauen zurückbleibender Stämme
(Durchforstung) oder durch Unterdrücktwerden und Absterben solcher sich
die Kiefer räumlich stellt, desto mehr schwindet der pyramidale Wuchs
und macht dem weitästigen Habitus mit gewölbter Krone Platz. Dies
geschieht je nach der Fruchtbarkeit des Bodens in höherem oder geringerem
Alter; desto später, je fruchtbarer der Boden ist. Ueberhaupt übt kaum
auf eine andere Baumart hinsichtlich ihres Habitus die Bodenbeschaffenheit
einen so großen Einfluß aus als auf die Kiefer.

In der ersten Hälfte ihres Lebens wächst die Kiefer viel schneller
als in der zweiten und legt daher auch in dieser viel breitere Jahres-
ringe an. Vom 50. bis 80. Jahre wächst sie langsamer aber gleichmäßig
fort und mit zunehmendem Alter füllt sich das Kernholz mehr und mehr
mit Harz und gewinnt dabei als Nutzholz einen höheren Werth durch
gesteigerte Dauerhaftigkeit, während dieselben Bäume in dem Stangen-
holzalter ein schwammiges, viel harzärmeres Holz hatten, an welchem
auch die Kernholzbildung meist noch gar nicht begonnen hatte.

Das durchschnittliche Lebensalter der Kiefer ist um so schwerer zu
bestimmen, je mehr die Beschaffenheit des Standortes Einfluß auf ihr
Gedeihen hat, und wie gewöhnlich findet man auch bei der Kiefer
einzelne Beispiele von sehr hohem Alter, welches bis über 300 Jahre
steigen kann.

Wegen dieser Abhängigkeit der Kiefer in Wuchs und Gedeihen ist es
daher auch schwer, eine Umtriebszeit für sie zu bestimmen, worunter
der Forstmann denjenigen Zeitraum zwischen Saat und Ernte des Holzes
versteht, innerhalb welches eine Baumart die größte Holzmenge bei
bester Holzbeschaffenheit erreicht. Der Umtrieb des Kiefernhochwaldes

der Benennung Stangenholz, weil etwa 25 — 30 jährige in gutem
Schluſſe ſtehende Kiefern hohe meiſt ſehr aſtreine ſchlanke ſtangenartige
Stämme mit ſehr kurzer Krone ſind. Das Lichtbedürfniß der Kiefer iſt
ſo groß, daß ſelbſt in kleinen Horſten ſtehende Kiefern bis in das Alter,
wo die Krone, und zwar bei dieſem Stande um ſo mehr, weit ausgreifend
ihre Aeſte verlängert, die unteren Zweige abwerfen und nur kurze Kronen
behalten und daher oft wie auf Stelzen ſtehende Laubdächer ausſehen
und durchſichtige Horſte bilden, während in ſolchem Stande die Fichten,
tief herab beäſtet, in dichtem Schluß ſtehen und kleine dichte Horſte bilden.

Je mehr entweder durch Heraushauen zurückbleibender Stämme
(Durchforſtung) oder durch Unterdrücktwerden und Abſterben ſolcher ſich
die Kiefer räumlich ſtellt, deſto mehr ſchwindet der pyramidale Wuchs
und macht dem weitäſtigen Habitus mit gewölbter Krone Platz. Dies
geſchieht je nach der Fruchtbarkeit des Bodens in höherem oder geringerem
Alter; deſto ſpäter, je fruchtbarer der Boden iſt. Ueberhaupt übt kaum
auf eine andere Baumart hinſichtlich ihres Habitus die Bodenbeſchaffenheit
einen ſo großen Einfluß aus als auf die Kiefer.

In der erſten Hälfte ihres Lebens wächſt die Kiefer viel ſchneller
als in der zweiten und legt daher auch in dieſer viel breitere Jahres-
ringe an. Vom 50. bis 80. Jahre wächſt ſie langſamer aber gleichmäßig
fort und mit zunehmendem Alter füllt ſich das Kernholz mehr und mehr
mit Harz und gewinnt dabei als Nutzholz einen höheren Werth durch
geſteigerte Dauerhaftigkeit, während dieſelben Bäume in dem Stangen-
holzalter ein ſchwammiges, viel harzärmeres Holz hatten, an welchem
auch die Kernholzbildung meiſt noch gar nicht begonnen hatte.

Das durchſchnittliche Lebensalter der Kiefer iſt um ſo ſchwerer zu
beſtimmen, je mehr die Beſchaffenheit des Standortes Einfluß auf ihr
Gedeihen hat, und wie gewöhnlich findet man auch bei der Kiefer
einzelne Beiſpiele von ſehr hohem Alter, welches bis über 300 Jahre
ſteigen kann.

Wegen dieſer Abhängigkeit der Kiefer in Wuchs und Gedeihen iſt es
daher auch ſchwer, eine Umtriebszeit für ſie zu beſtimmen, worunter
der Forſtmann denjenigen Zeitraum zwiſchen Saat und Ernte des Holzes
verſteht, innerhalb welches eine Baumart die größte Holzmenge bei
beſter Holzbeſchaffenheit erreicht. Der Umtrieb des Kiefernhochwaldes

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[285/0311] der Benennung Stangenholz, weil etwa 25 — 30 jährige in gutem Schluſſe ſtehende Kiefern hohe meiſt ſehr aſtreine ſchlanke ſtangenartige Stämme mit ſehr kurzer Krone ſind. Das Lichtbedürfniß der Kiefer iſt ſo groß, daß ſelbſt in kleinen Horſten ſtehende Kiefern bis in das Alter, wo die Krone, und zwar bei dieſem Stande um ſo mehr, weit ausgreifend ihre Aeſte verlängert, die unteren Zweige abwerfen und nur kurze Kronen behalten und daher oft wie auf Stelzen ſtehende Laubdächer ausſehen und durchſichtige Horſte bilden, während in ſolchem Stande die Fichten, tief herab beäſtet, in dichtem Schluß ſtehen und kleine dichte Horſte bilden. Je mehr entweder durch Heraushauen zurückbleibender Stämme (Durchforſtung) oder durch Unterdrücktwerden und Abſterben ſolcher ſich die Kiefer räumlich ſtellt, deſto mehr ſchwindet der pyramidale Wuchs und macht dem weitäſtigen Habitus mit gewölbter Krone Platz. Dies geſchieht je nach der Fruchtbarkeit des Bodens in höherem oder geringerem Alter; deſto ſpäter, je fruchtbarer der Boden iſt. Ueberhaupt übt kaum auf eine andere Baumart hinſichtlich ihres Habitus die Bodenbeſchaffenheit einen ſo großen Einfluß aus als auf die Kiefer. In der erſten Hälfte ihres Lebens wächſt die Kiefer viel ſchneller als in der zweiten und legt daher auch in dieſer viel breitere Jahres- ringe an. Vom 50. bis 80. Jahre wächſt ſie langſamer aber gleichmäßig fort und mit zunehmendem Alter füllt ſich das Kernholz mehr und mehr mit Harz und gewinnt dabei als Nutzholz einen höheren Werth durch geſteigerte Dauerhaftigkeit, während dieſelben Bäume in dem Stangen- holzalter ein ſchwammiges, viel harzärmeres Holz hatten, an welchem auch die Kernholzbildung meiſt noch gar nicht begonnen hatte. Das durchſchnittliche Lebensalter der Kiefer iſt um ſo ſchwerer zu beſtimmen, je mehr die Beſchaffenheit des Standortes Einfluß auf ihr Gedeihen hat, und wie gewöhnlich findet man auch bei der Kiefer einzelne Beiſpiele von ſehr hohem Alter, welches bis über 300 Jahre ſteigen kann. Wegen dieſer Abhängigkeit der Kiefer in Wuchs und Gedeihen iſt es daher auch ſchwer, eine Umtriebszeit für ſie zu beſtimmen, worunter der Forſtmann denjenigen Zeitraum zwiſchen Saat und Ernte des Holzes verſteht, innerhalb welches eine Baumart die größte Holzmenge bei beſter Holzbeſchaffenheit erreicht. Der Umtrieb des Kiefernhochwaldes

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/311>, abgerufen am 23.12.2024.