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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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Umwandlung der Raupenorganisation in die des Schmetterlings vorgehen
würde, wenn sie eben nicht von der Schlupfwespenlarve bewohnt wäre.
Die Verwandlung der Raupe in die Puppe geht daher nur unvoll-
kommen von statten; die Raupe streift innerhalb des Gespinnstes ihre
letzte Raupenhaut ab und erscheint nun äußerlich als eine ganz normale
Spinnerpuppe. Aber innerlich findet sich nicht der scheinbar beinahe
formlose Brei, aus welchem sich der Schmetterling gestalten soll. In
kurzer Zeit wird die Puppe steif und unbeweglich, es geht in ihr eine
andere Verwandlung vor: die in ihr, der Schmetterlingspuppe, einge-
schlossene Schlupfwespenlarve (6. 7.) verwandelt sich in die Schlupf-
wespenpuppe, von dem Kiefernspinner ist fast nichts weiter übrig ge-
blieben, als die Puppenschale und das Gespinnst und zu seiner Zeit
durchbricht ein vollendetes Insekt beide, es ist dies aber nicht der
erwartete Schmetterling, sondern die uns von Fig. 1. bekannte, ansehn-
liche Schlupfwespe.

Eine andere Lebensweise hat ein zweiter Erbfeind des Kiefern-
spinners: Microgaster globatus (sonst M. nemorum genannt). Die
ausgewachsene Spinnerraupe birgt Hundert und mehr den Käsemaden
ähnliche Larven dieser kleinen Schlupfwespe, so daß dieselben den größten
Theil ihres Innern ausfüllen und man es kaum begreifen kann, wie
eine solche Raupe kaum ein Mißbehagen erkennen läßt. Sind die
Schlupfwespenlarven zur Verpuppung reif, was bei allen zusammen zu
derselben Zeit der Fall ist, so bohren sie sich wie auf ein Commando im
Verlauf von höchstens einer Stunde alle miteinander durch die Haut der
Raupe heraus (8.) und jede spinnt sich ein schneeweißes Seidencocon,
um sich darin zu verpuppen, so daß die Raupenleiche nach kurzer Zeit
von einer schneeweißen Hülle eiförmiger Bällchen umschlossen erscheint.

Wegen der dabei vorkommenden außerordentlich geringen Umfangs-
und Massenverhältnisse sind diejenigen Erscheinungen beinahe noch über-
raschender, welche eine dritte Schlupfwespe darbietet. Das kaum einen
Floh an Größe erreichende Weibchen von Teleas laeviusculus (9.) legt
zwölf und mehr seiner unendlich kleinen Eierchen in ein Kiefernspinner-Ei
und die daraus auskommenden Lärvchen zehren wochenlang von dem
geringen Inhalte des Spinnereies bis zu ihrer vollkommenen Ausbildung,
und die im Innern desselben aus der Puppenruhe hervorgehenden kleinen

Umwandlung der Raupenorganiſation in die des Schmetterlings vorgehen
würde, wenn ſie eben nicht von der Schlupfwespenlarve bewohnt wäre.
Die Verwandlung der Raupe in die Puppe geht daher nur unvoll-
kommen von ſtatten; die Raupe ſtreift innerhalb des Geſpinnſtes ihre
letzte Raupenhaut ab und erſcheint nun äußerlich als eine ganz normale
Spinnerpuppe. Aber innerlich findet ſich nicht der ſcheinbar beinahe
formloſe Brei, aus welchem ſich der Schmetterling geſtalten ſoll. In
kurzer Zeit wird die Puppe ſteif und unbeweglich, es geht in ihr eine
andere Verwandlung vor: die in ihr, der Schmetterlingspuppe, einge-
ſchloſſene Schlupfwespenlarve (6. 7.) verwandelt ſich in die Schlupf-
wespenpuppe, von dem Kiefernſpinner iſt faſt nichts weiter übrig ge-
blieben, als die Puppenſchale und das Geſpinnſt und zu ſeiner Zeit
durchbricht ein vollendetes Inſekt beide, es iſt dies aber nicht der
erwartete Schmetterling, ſondern die uns von Fig. 1. bekannte, anſehn-
liche Schlupfwespe.

Eine andere Lebensweiſe hat ein zweiter Erbfeind des Kiefern-
ſpinners: Microgaster globatus (ſonſt M. nemorum genannt). Die
ausgewachſene Spinnerraupe birgt Hundert und mehr den Käſemaden
ähnliche Larven dieſer kleinen Schlupfwespe, ſo daß dieſelben den größten
Theil ihres Innern ausfüllen und man es kaum begreifen kann, wie
eine ſolche Raupe kaum ein Mißbehagen erkennen läßt. Sind die
Schlupfwespenlarven zur Verpuppung reif, was bei allen zuſammen zu
derſelben Zeit der Fall iſt, ſo bohren ſie ſich wie auf ein Commando im
Verlauf von höchſtens einer Stunde alle miteinander durch die Haut der
Raupe heraus (8.) und jede ſpinnt ſich ein ſchneeweißes Seidencocon,
um ſich darin zu verpuppen, ſo daß die Raupenleiche nach kurzer Zeit
von einer ſchneeweißen Hülle eiförmiger Bällchen umſchloſſen erſcheint.

Wegen der dabei vorkommenden außerordentlich geringen Umfangs-
und Maſſenverhältniſſe ſind diejenigen Erſcheinungen beinahe noch über-
raſchender, welche eine dritte Schlupfwespe darbietet. Das kaum einen
Floh an Größe erreichende Weibchen von Teleas laeviusculus (9.) legt
zwölf und mehr ſeiner unendlich kleinen Eierchen in ein Kiefernſpinner-Ei
und die daraus auskommenden Lärvchen zehren wochenlang von dem
geringen Inhalte des Spinnereies bis zu ihrer vollkommenen Ausbildung,
und die im Innern deſſelben aus der Puppenruhe hervorgehenden kleinen

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[278/0304] Umwandlung der Raupenorganiſation in die des Schmetterlings vorgehen würde, wenn ſie eben nicht von der Schlupfwespenlarve bewohnt wäre. Die Verwandlung der Raupe in die Puppe geht daher nur unvoll- kommen von ſtatten; die Raupe ſtreift innerhalb des Geſpinnſtes ihre letzte Raupenhaut ab und erſcheint nun äußerlich als eine ganz normale Spinnerpuppe. Aber innerlich findet ſich nicht der ſcheinbar beinahe formloſe Brei, aus welchem ſich der Schmetterling geſtalten ſoll. In kurzer Zeit wird die Puppe ſteif und unbeweglich, es geht in ihr eine andere Verwandlung vor: die in ihr, der Schmetterlingspuppe, einge- ſchloſſene Schlupfwespenlarve (6. 7.) verwandelt ſich in die Schlupf- wespenpuppe, von dem Kiefernſpinner iſt faſt nichts weiter übrig ge- blieben, als die Puppenſchale und das Geſpinnſt und zu ſeiner Zeit durchbricht ein vollendetes Inſekt beide, es iſt dies aber nicht der erwartete Schmetterling, ſondern die uns von Fig. 1. bekannte, anſehn- liche Schlupfwespe. Eine andere Lebensweiſe hat ein zweiter Erbfeind des Kiefern- ſpinners: Microgaster globatus (ſonſt M. nemorum genannt). Die ausgewachſene Spinnerraupe birgt Hundert und mehr den Käſemaden ähnliche Larven dieſer kleinen Schlupfwespe, ſo daß dieſelben den größten Theil ihres Innern ausfüllen und man es kaum begreifen kann, wie eine ſolche Raupe kaum ein Mißbehagen erkennen läßt. Sind die Schlupfwespenlarven zur Verpuppung reif, was bei allen zuſammen zu derſelben Zeit der Fall iſt, ſo bohren ſie ſich wie auf ein Commando im Verlauf von höchſtens einer Stunde alle miteinander durch die Haut der Raupe heraus (8.) und jede ſpinnt ſich ein ſchneeweißes Seidencocon, um ſich darin zu verpuppen, ſo daß die Raupenleiche nach kurzer Zeit von einer ſchneeweißen Hülle eiförmiger Bällchen umſchloſſen erſcheint. Wegen der dabei vorkommenden außerordentlich geringen Umfangs- und Maſſenverhältniſſe ſind diejenigen Erſcheinungen beinahe noch über- raſchender, welche eine dritte Schlupfwespe darbietet. Das kaum einen Floh an Größe erreichende Weibchen von Teleas laeviusculus (9.) legt zwölf und mehr ſeiner unendlich kleinen Eierchen in ein Kiefernſpinner-Ei und die daraus auskommenden Lärvchen zehren wochenlang von dem geringen Inhalte des Spinnereies bis zu ihrer vollkommenen Ausbildung, und die im Innern deſſelben aus der Puppenruhe hervorgehenden kleinen

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/304>, abgerufen am 23.12.2024.