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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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zu verstehen, daß sie überhaupt Nadeln niemals verlieren und zweitens
findet dennoch hinsichtlich der Nadeldauer einige Verschiedenheit bei ihnen statt.

Nicht blos an den alten Stämmen mit rauher Borke, wo wir sie
gar nicht erwarten würden, stehen keine Nadeln mehr, sondern auch die
Aeste und Zweige, die älter als höchstens acht bis neun Jahr alt sind,
zeigen sich unbenadelt. Einige Krankheiten der Nadelbäume sprechen sich
vorzugsweise dadurch aus, daß sie ihre Nadeln verlieren, was, wenn es
vollständig geschieht, den Tod zur unausbleiblichen und sofortigen Folge
hat. Am empfindlichsten ist hierin die Fichte, was sich schon dadurch
ausspricht, daß ein abgeschnittener Zweig, sobald er trocken geworden ist,
alle Nadeln fallen läßt. Kiefer und besonders Tanne leiden weniger durch
Nadelkrankheiten und fast immer bleiben an abgeschnittenen Kiefer- und
Tannenzweigen, nachdem sie vollständig dürr geworden sind, die Nadeln
sehr fest sitzen.

So lange die Linne'sche Auffassung in Geltung war, wurden alle
unsere echten Nadelholzarten in der einzigen Gattung Pinus vereinigt,
wofür man fast keinen deutschen Gattungs-Namen anwenden konnte, da
die Artnamen sich zu sehr geltend machten und sich einem gemeinsamen
Gattungsnamen nicht beugten. Genauere Untersuchung hat aber ergeben,
daß diese Zusammenfassung nicht zulässig ist, daß im Gegentheil unsere
vier Nadelholzarten eben so vielen verschiedenen Gattungen angehören:
Kiefer, Pinus (deren wir mehrere Arten in Deutschland haben); Fichte,
Picea; Tanne, Abies und Lärche, Larix. Dies hindert aber nicht, daß
man oft selbst noch in neueren Büchern (in älteren versteht es sich von
selbst) alle Nadelhölzer als Pinus-Arten aufgeführt findet, was, um
Irrthum zu vermeiden, hier hervorgehoben werden mußte.

Bei der nun folgenden Betrachtung der einzelnen Nadelholzarten
werden, wie später auch bei den Laubhölzern, zunächst die botanischen
Merkmale in der kurzen, jedes überflüssige Wort ersparenden Ausdrucks-
weise der beschreibenden Naturgeschichte angegeben werden, weil diese Form
der Beschreibung das Verständniß am meisten fördert.


zu verſtehen, daß ſie überhaupt Nadeln niemals verlieren und zweitens
findet dennoch hinſichtlich der Nadeldauer einige Verſchiedenheit bei ihnen ſtatt.

Nicht blos an den alten Stämmen mit rauher Borke, wo wir ſie
gar nicht erwarten würden, ſtehen keine Nadeln mehr, ſondern auch die
Aeſte und Zweige, die älter als höchſtens acht bis neun Jahr alt ſind,
zeigen ſich unbenadelt. Einige Krankheiten der Nadelbäume ſprechen ſich
vorzugsweiſe dadurch aus, daß ſie ihre Nadeln verlieren, was, wenn es
vollſtändig geſchieht, den Tod zur unausbleiblichen und ſofortigen Folge
hat. Am empfindlichſten iſt hierin die Fichte, was ſich ſchon dadurch
ausſpricht, daß ein abgeſchnittener Zweig, ſobald er trocken geworden iſt,
alle Nadeln fallen läßt. Kiefer und beſonders Tanne leiden weniger durch
Nadelkrankheiten und faſt immer bleiben an abgeſchnittenen Kiefer- und
Tannenzweigen, nachdem ſie vollſtändig dürr geworden ſind, die Nadeln
ſehr feſt ſitzen.

So lange die Linné’ſche Auffaſſung in Geltung war, wurden alle
unſere echten Nadelholzarten in der einzigen Gattung Pinus vereinigt,
wofür man faſt keinen deutſchen Gattungs-Namen anwenden konnte, da
die Artnamen ſich zu ſehr geltend machten und ſich einem gemeinſamen
Gattungsnamen nicht beugten. Genauere Unterſuchung hat aber ergeben,
daß dieſe Zuſammenfaſſung nicht zuläſſig iſt, daß im Gegentheil unſere
vier Nadelholzarten eben ſo vielen verſchiedenen Gattungen angehören:
Kiefer, Pinus (deren wir mehrere Arten in Deutſchland haben); Fichte,
Picea; Tanne, Abies und Lärche, Larix. Dies hindert aber nicht, daß
man oft ſelbſt noch in neueren Büchern (in älteren verſteht es ſich von
ſelbſt) alle Nadelhölzer als Pinus-Arten aufgeführt findet, was, um
Irrthum zu vermeiden, hier hervorgehoben werden mußte.

Bei der nun folgenden Betrachtung der einzelnen Nadelholzarten
werden, wie ſpäter auch bei den Laubhölzern, zunächſt die botaniſchen
Merkmale in der kurzen, jedes überflüſſige Wort erſparenden Ausdrucks-
weiſe der beſchreibenden Naturgeſchichte angegeben werden, weil dieſe Form
der Beſchreibung das Verſtändniß am meiſten fördert.


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[256/0280] zu verſtehen, daß ſie überhaupt Nadeln niemals verlieren und zweitens findet dennoch hinſichtlich der Nadeldauer einige Verſchiedenheit bei ihnen ſtatt. Nicht blos an den alten Stämmen mit rauher Borke, wo wir ſie gar nicht erwarten würden, ſtehen keine Nadeln mehr, ſondern auch die Aeſte und Zweige, die älter als höchſtens acht bis neun Jahr alt ſind, zeigen ſich unbenadelt. Einige Krankheiten der Nadelbäume ſprechen ſich vorzugsweiſe dadurch aus, daß ſie ihre Nadeln verlieren, was, wenn es vollſtändig geſchieht, den Tod zur unausbleiblichen und ſofortigen Folge hat. Am empfindlichſten iſt hierin die Fichte, was ſich ſchon dadurch ausſpricht, daß ein abgeſchnittener Zweig, ſobald er trocken geworden iſt, alle Nadeln fallen läßt. Kiefer und beſonders Tanne leiden weniger durch Nadelkrankheiten und faſt immer bleiben an abgeſchnittenen Kiefer- und Tannenzweigen, nachdem ſie vollſtändig dürr geworden ſind, die Nadeln ſehr feſt ſitzen. So lange die Linné’ſche Auffaſſung in Geltung war, wurden alle unſere echten Nadelholzarten in der einzigen Gattung Pinus vereinigt, wofür man faſt keinen deutſchen Gattungs-Namen anwenden konnte, da die Artnamen ſich zu ſehr geltend machten und ſich einem gemeinſamen Gattungsnamen nicht beugten. Genauere Unterſuchung hat aber ergeben, daß dieſe Zuſammenfaſſung nicht zuläſſig iſt, daß im Gegentheil unſere vier Nadelholzarten eben ſo vielen verſchiedenen Gattungen angehören: Kiefer, Pinus (deren wir mehrere Arten in Deutſchland haben); Fichte, Picea; Tanne, Abies und Lärche, Larix. Dies hindert aber nicht, daß man oft ſelbſt noch in neueren Büchern (in älteren verſteht es ſich von ſelbſt) alle Nadelhölzer als Pinus-Arten aufgeführt findet, was, um Irrthum zu vermeiden, hier hervorgehoben werden mußte. Bei der nun folgenden Betrachtung der einzelnen Nadelholzarten werden, wie ſpäter auch bei den Laubhölzern, zunächſt die botaniſchen Merkmale in der kurzen, jedes überflüſſige Wort erſparenden Ausdrucks- weiſe der beſchreibenden Naturgeſchichte angegeben werden, weil dieſe Form der Beſchreibung das Verſtändniß am meiſten fördert.

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/280>, abgerufen am 11.12.2024.