Bei der Lärche sind es mehr die purpurrothen weiblichen Blüthen- zäpfchen als die viel kleineren gelben männlichen, was die herabhängenden peitschenförmigen Triebe schmückt und wir wissen schon, daß dieser Schmuck bei der Lärche im frühesten Alter und oft schon an sehr jungen Bäumen erscheint.
Einen nicht minder von einander abweichenden Schmuck verleihen in Samenjahren die Zapfen der Fichte und der Tanne. Da diese bei der Fichte an den Spitzen der Triebe und vorwaltend im Wipfel und zwar abwärts hängend stehen, so ziehen sie durch ihre Schwere die ohnehin abwärts strebenden Zweige noch mehr nieder und steigern das melancho- lische Ansehen des Baumes. In besonders reichen Samenjahren ver- mögen die hellkaffeebraunen Zapfen nicht nur die Farbe der Fichten wesentlich zu beeinträchtigen, sondern die Wipfel zu beugen und sogar abzubrechen, was z. B. in dem reichen Samenjahre 1859 der Fall war.
Die Tanne trägt ihre schönen fast walzenrunden dunkeln Zapfen aufrechtstehend auf den für deren Last hinlänglich erstarkten Zweigen des obersten Wipfels, so daß sie, da nur hohe alte Tannen fruchttragend zu sein pflegen, nur in reichen Samenjahren in das Auge fallen, dann aber auch dem Baume zu einer wahren Zierde gereichen. Nach einem Samen- jahre bleibt in den Zapfenspindeln der Tanne für einige Jahre ein sonder- barer Anputz. Es fallen nämlich nicht die ganzen Zapfen vom Baume wie bei Fichte und Kiefer, sondern beim Samenfall lösen sich vom Zapfen alle Schuppen und fallen mit den Samen zugleich ab und es bleiben die federkieldicken steifen Spindeln allein stehen.
Die zwischen den Nadeln ziemlich versteckten Zapfen der Kiefer tragen wenig zur Ornamentirung des Baumes bei. Am meisten noch, wenn im Frühjahr nach dem Abfliegen des Samens die Zapfenschuppen sich so stark öffnen und auswärts biegen, daß die Zapfen fast kugelich werden. Dieser Schmuck ist aber von kurzer Dauer, weil alsdann die Zapfen bald abfallen.
Daß und wie selbst einige Insektenarten einen theils vorübergehenden theils dauernden Einfluß auf Ornamentik und, bei der Kiefer, selbst auf die Architektur der Nadelhölzer äußern können, werden wir später kennen lernen.
Bei der Lärche ſind es mehr die purpurrothen weiblichen Blüthen- zäpfchen als die viel kleineren gelben männlichen, was die herabhängenden peitſchenförmigen Triebe ſchmückt und wir wiſſen ſchon, daß dieſer Schmuck bei der Lärche im früheſten Alter und oft ſchon an ſehr jungen Bäumen erſcheint.
Einen nicht minder von einander abweichenden Schmuck verleihen in Samenjahren die Zapfen der Fichte und der Tanne. Da dieſe bei der Fichte an den Spitzen der Triebe und vorwaltend im Wipfel und zwar abwärts hängend ſtehen, ſo ziehen ſie durch ihre Schwere die ohnehin abwärts ſtrebenden Zweige noch mehr nieder und ſteigern das melancho- liſche Anſehen des Baumes. In beſonders reichen Samenjahren ver- mögen die hellkaffeebraunen Zapfen nicht nur die Farbe der Fichten weſentlich zu beeinträchtigen, ſondern die Wipfel zu beugen und ſogar abzubrechen, was z. B. in dem reichen Samenjahre 1859 der Fall war.
Die Tanne trägt ihre ſchönen faſt walzenrunden dunkeln Zapfen aufrechtſtehend auf den für deren Laſt hinlänglich erſtarkten Zweigen des oberſten Wipfels, ſo daß ſie, da nur hohe alte Tannen fruchttragend zu ſein pflegen, nur in reichen Samenjahren in das Auge fallen, dann aber auch dem Baume zu einer wahren Zierde gereichen. Nach einem Samen- jahre bleibt in den Zapfenſpindeln der Tanne für einige Jahre ein ſonder- barer Anputz. Es fallen nämlich nicht die ganzen Zapfen vom Baume wie bei Fichte und Kiefer, ſondern beim Samenfall löſen ſich vom Zapfen alle Schuppen und fallen mit den Samen zugleich ab und es bleiben die federkieldicken ſteifen Spindeln allein ſtehen.
Die zwiſchen den Nadeln ziemlich verſteckten Zapfen der Kiefer tragen wenig zur Ornamentirung des Baumes bei. Am meiſten noch, wenn im Frühjahr nach dem Abfliegen des Samens die Zapfenſchuppen ſich ſo ſtark öffnen und auswärts biegen, daß die Zapfen faſt kugelich werden. Dieſer Schmuck iſt aber von kurzer Dauer, weil alsdann die Zapfen bald abfallen.
Daß und wie ſelbſt einige Inſektenarten einen theils vorübergehenden theils dauernden Einfluß auf Ornamentik und, bei der Kiefer, ſelbſt auf die Architektur der Nadelhölzer äußern können, werden wir ſpäter kennen lernen.
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Bei der Lärche ſind es mehr die purpurrothen weiblichen Blüthen-
zäpfchen als die viel kleineren gelben männlichen, was die herabhängenden
peitſchenförmigen Triebe ſchmückt und wir wiſſen ſchon, daß dieſer Schmuck
bei der Lärche im früheſten Alter und oft ſchon an ſehr jungen Bäumen
erſcheint.
Einen nicht minder von einander abweichenden Schmuck verleihen in
Samenjahren die Zapfen der Fichte und der Tanne. Da dieſe bei der
Fichte an den Spitzen der Triebe und vorwaltend im Wipfel und zwar
abwärts hängend ſtehen, ſo ziehen ſie durch ihre Schwere die ohnehin
abwärts ſtrebenden Zweige noch mehr nieder und ſteigern das melancho-
liſche Anſehen des Baumes. In beſonders reichen Samenjahren ver-
mögen die hellkaffeebraunen Zapfen nicht nur die Farbe der Fichten
weſentlich zu beeinträchtigen, ſondern die Wipfel zu beugen und ſogar
abzubrechen, was z. B. in dem reichen Samenjahre 1859 der Fall war.
Die Tanne trägt ihre ſchönen faſt walzenrunden dunkeln Zapfen
aufrechtſtehend auf den für deren Laſt hinlänglich erſtarkten Zweigen des
oberſten Wipfels, ſo daß ſie, da nur hohe alte Tannen fruchttragend zu
ſein pflegen, nur in reichen Samenjahren in das Auge fallen, dann aber
auch dem Baume zu einer wahren Zierde gereichen. Nach einem Samen-
jahre bleibt in den Zapfenſpindeln der Tanne für einige Jahre ein ſonder-
barer Anputz. Es fallen nämlich nicht die ganzen Zapfen vom Baume
wie bei Fichte und Kiefer, ſondern beim Samenfall löſen ſich vom Zapfen
alle Schuppen und fallen mit den Samen zugleich ab und es bleiben die
federkieldicken ſteifen Spindeln allein ſtehen.
Die zwiſchen den Nadeln ziemlich verſteckten Zapfen der Kiefer
tragen wenig zur Ornamentirung des Baumes bei. Am meiſten noch,
wenn im Frühjahr nach dem Abfliegen des Samens die Zapfenſchuppen
ſich ſo ſtark öffnen und auswärts biegen, daß die Zapfen faſt kugelich
werden. Dieſer Schmuck iſt aber von kurzer Dauer, weil alsdann die
Zapfen bald abfallen.
Daß und wie ſelbſt einige Inſektenarten einen theils vorübergehenden
theils dauernden Einfluß auf Ornamentik und, bei der Kiefer, ſelbſt
auf die Architektur der Nadelhölzer äußern können, werden wir ſpäter
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/240>, abgerufen am 22.12.2024.
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