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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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Alle Bewegung schien weit und breit erstorben, es schwirrte kein
Vogel, es flatterte kein Schmetterling und selbst die Lüfte, welche hoch
oben die Baumgipfel in sanften Schwingungen wiegten, drangen nicht
mehr in den Bereich der Schäfte herab. Lautlose Stille rings umher,
destomehr schreckte plötzlich der schneidende Schrei eines einsamen Spechtes
und ein andermal das geisterhafte Knurren zweier sich reibender wind-
bewegter Schäfte. Keine Spur menschlichen Waltens milderte den bangen
Eindruck dieser schauerlichen Oede.

Ich wußte daß ich nicht ferne sein könnte von meinen Freunden und
gleichwohl übermannte mich das Gefühl drückendster Einsamkeit, unwider-
stehliches Bangen."

Diesen Eindruck machte jener Urwald auf den Erzähler wie er mit-
theilt "in seinen Jugendjahren." 1851 standen davon nur noch etwa
2000 Bäume, deren baldiges Verschwinden er mit Bedauern voraussagt.
Interessant ist, was Herr Wessely am Schlusse noch hinzufügt. "Das
Kernholz blieb hier 800--1000 Jahre gesund und die gefallenen Bäume
brauchten 150--200 Jahre zu ihrer völligen Verwesung."



Roßmäßler, der Wald. 14

Alle Bewegung ſchien weit und breit erſtorben, es ſchwirrte kein
Vogel, es flatterte kein Schmetterling und ſelbſt die Lüfte, welche hoch
oben die Baumgipfel in ſanften Schwingungen wiegten, drangen nicht
mehr in den Bereich der Schäfte herab. Lautloſe Stille rings umher,
deſtomehr ſchreckte plötzlich der ſchneidende Schrei eines einſamen Spechtes
und ein andermal das geiſterhafte Knurren zweier ſich reibender wind-
bewegter Schäfte. Keine Spur menſchlichen Waltens milderte den bangen
Eindruck dieſer ſchauerlichen Oede.

Ich wußte daß ich nicht ferne ſein könnte von meinen Freunden und
gleichwohl übermannte mich das Gefühl drückendſter Einſamkeit, unwider-
ſtehliches Bangen.“

Dieſen Eindruck machte jener Urwald auf den Erzähler wie er mit-
theilt „in ſeinen Jugendjahren.“ 1851 ſtanden davon nur noch etwa
2000 Bäume, deren baldiges Verſchwinden er mit Bedauern vorausſagt.
Intereſſant iſt, was Herr Weſſely am Schluſſe noch hinzufügt. „Das
Kernholz blieb hier 800—1000 Jahre geſund und die gefallenen Bäume
brauchten 150—200 Jahre zu ihrer völligen Verweſung.“



Roßmäßler, der Wald. 14
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[209/0233] Alle Bewegung ſchien weit und breit erſtorben, es ſchwirrte kein Vogel, es flatterte kein Schmetterling und ſelbſt die Lüfte, welche hoch oben die Baumgipfel in ſanften Schwingungen wiegten, drangen nicht mehr in den Bereich der Schäfte herab. Lautloſe Stille rings umher, deſtomehr ſchreckte plötzlich der ſchneidende Schrei eines einſamen Spechtes und ein andermal das geiſterhafte Knurren zweier ſich reibender wind- bewegter Schäfte. Keine Spur menſchlichen Waltens milderte den bangen Eindruck dieſer ſchauerlichen Oede. Ich wußte daß ich nicht ferne ſein könnte von meinen Freunden und gleichwohl übermannte mich das Gefühl drückendſter Einſamkeit, unwider- ſtehliches Bangen.“ Dieſen Eindruck machte jener Urwald auf den Erzähler wie er mit- theilt „in ſeinen Jugendjahren.“ 1851 ſtanden davon nur noch etwa 2000 Bäume, deren baldiges Verſchwinden er mit Bedauern vorausſagt. Intereſſant iſt, was Herr Weſſely am Schluſſe noch hinzufügt. „Das Kernholz blieb hier 800—1000 Jahre geſund und die gefallenen Bäume brauchten 150—200 Jahre zu ihrer völligen Verweſung.“ Roßmäßler, der Wald. 14

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/233>, abgerufen am 22.12.2024.