Linien über seinem Ursprung ab und spaltet dann den Stummel indem man zugleich die Wurzel, aus der er kommt, senkrecht quer durchschneidet. Auf dem Querschnitte bildet dann der betheiligte Markstrahl gewisser- maßen einen keilförmigen Fuß des Schößlings, welcher manchmal einen großen Theil des Umkreises der Wurzel einnimmt. Wir sehen diesen Bau in Fig. XXX., an welcher wir die dreijährige Wurzel (w) unter- scheiden, von deren Markstrahlen einer sehr stark keilförmig entwickelt ist, aus dem oben der Schößling, ursprünglich als förmliche mit Schüppchen bekleidete Knospe, hervortrat. Der Zuwachs (1. 2. 3.) des dreijährigen Schößlings ist auch der Wurzel zu Theil geworden. Die Grenzlinie zwischen Wurzel und Schößling (**) pflegt immer deutlich bezeichnet zu sein. An der linken Seite des Schößlings sehen wir eine Adventiv- wurzel, deren er sehr bald mehrere treibt und sich durch sie selbst- ständig macht.
Diese Adventivknospen kommen nicht immer wie an dem abge- bildeten Beispiele an der oberen Seite der Wurzel hervor, sondern oft auch seitlich oder selbst an der Unterseite. In diesen Fällen krümmt sich der Schößling nach seinem Hervortreten sofort aufwärts.
Bekannt ist es, daß man die Wurzelschößlinge, weil sie oft aus einer seicht unter der Oberfläche des Bodens hinkriechenden Wurzel zahlreich hervorkommen Wurzelbrut nennt.
Es ist eine bemerkenswerthe Seite der Ausschläge, daß sie in manchen Beziehungen von den normalen Verhältnissen abweichende Besonderheiten an sich tragen, so daß der Ungeübte namentlich Stockausschlag manchmal nicht auf die ihm vielleicht wohlbekannte richtige Baumart zurückführen kann. Wenn ein Stock, von dem der Stamm oder frühere Stocklohden abgehauen wurden, sehr lebenskräftig ist und auf gutem Boden steht, so treibt er oft ungewöhnlich lange Lohden, wodurch sich namentlich Esche, Ahorn und Rüster auszeichnen. Solche, recht eigentlich, Langtriebe sind nicht selten 6--8 Fuß lang. Die Blätter daran sind nicht nur viel größer, saftiger und dunkler grün als die Stammblätter, sondern sie zeigen nicht selten in der Gestalt und in der Zähnelung des Randes bemerkens- werthe Abweichungen. Am weitesten treiben es geköpfte Linden, deren Ausschlagblätter oft so tief gelappt sind, daß sie Weinblättern sehr ähnlich werden. Bei Birkenstockausschlag sind die viel größeren und fast drei-
Linien über ſeinem Urſprung ab und ſpaltet dann den Stummel indem man zugleich die Wurzel, aus der er kommt, ſenkrecht quer durchſchneidet. Auf dem Querſchnitte bildet dann der betheiligte Markſtrahl gewiſſer- maßen einen keilförmigen Fuß des Schößlings, welcher manchmal einen großen Theil des Umkreiſes der Wurzel einnimmt. Wir ſehen dieſen Bau in Fig. XXX., an welcher wir die dreijährige Wurzel (w) unter- ſcheiden, von deren Markſtrahlen einer ſehr ſtark keilförmig entwickelt iſt, aus dem oben der Schößling, urſprünglich als förmliche mit Schüppchen bekleidete Knospe, hervortrat. Der Zuwachs (1. 2. 3.) des dreijährigen Schößlings iſt auch der Wurzel zu Theil geworden. Die Grenzlinie zwiſchen Wurzel und Schößling (**) pflegt immer deutlich bezeichnet zu ſein. An der linken Seite des Schößlings ſehen wir eine Adventiv- wurzel, deren er ſehr bald mehrere treibt und ſich durch ſie ſelbſt- ſtändig macht.
Dieſe Adventivknospen kommen nicht immer wie an dem abge- bildeten Beiſpiele an der oberen Seite der Wurzel hervor, ſondern oft auch ſeitlich oder ſelbſt an der Unterſeite. In dieſen Fällen krümmt ſich der Schößling nach ſeinem Hervortreten ſofort aufwärts.
Bekannt iſt es, daß man die Wurzelſchößlinge, weil ſie oft aus einer ſeicht unter der Oberfläche des Bodens hinkriechenden Wurzel zahlreich hervorkommen Wurzelbrut nennt.
Es iſt eine bemerkenswerthe Seite der Ausſchläge, daß ſie in manchen Beziehungen von den normalen Verhältniſſen abweichende Beſonderheiten an ſich tragen, ſo daß der Ungeübte namentlich Stockausſchlag manchmal nicht auf die ihm vielleicht wohlbekannte richtige Baumart zurückführen kann. Wenn ein Stock, von dem der Stamm oder frühere Stocklohden abgehauen wurden, ſehr lebenskräftig iſt und auf gutem Boden ſteht, ſo treibt er oft ungewöhnlich lange Lohden, wodurch ſich namentlich Eſche, Ahorn und Rüſter auszeichnen. Solche, recht eigentlich, Langtriebe ſind nicht ſelten 6—8 Fuß lang. Die Blätter daran ſind nicht nur viel größer, ſaftiger und dunkler grün als die Stammblätter, ſondern ſie zeigen nicht ſelten in der Geſtalt und in der Zähnelung des Randes bemerkens- werthe Abweichungen. Am weiteſten treiben es geköpfte Linden, deren Ausſchlagblätter oft ſo tief gelappt ſind, daß ſie Weinblättern ſehr ähnlich werden. Bei Birkenſtockausſchlag ſind die viel größeren und faſt drei-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0221"n="197"/>
Linien über ſeinem Urſprung ab und ſpaltet dann den Stummel indem<lb/>
man zugleich die Wurzel, aus der er kommt, ſenkrecht quer durchſchneidet.<lb/>
Auf dem Querſchnitte bildet dann der betheiligte Markſtrahl gewiſſer-<lb/>
maßen einen keilförmigen Fuß des Schößlings, welcher manchmal einen<lb/>
großen Theil des Umkreiſes der Wurzel einnimmt. Wir ſehen dieſen<lb/>
Bau in Fig. <hirendition="#aq">XXX.</hi>, an welcher wir die dreijährige Wurzel (<hirendition="#aq">w</hi>) unter-<lb/>ſcheiden, von deren Markſtrahlen einer ſehr ſtark keilförmig entwickelt iſt,<lb/>
aus dem oben der Schößling, urſprünglich als förmliche mit Schüppchen<lb/>
bekleidete Knospe, hervortrat. Der Zuwachs (1. 2. 3.) des dreijährigen<lb/>
Schößlings iſt auch der Wurzel zu Theil geworden. Die Grenzlinie<lb/>
zwiſchen Wurzel und Schößling (**) pflegt immer deutlich bezeichnet zu<lb/>ſein. An der linken Seite des Schößlings ſehen wir eine Adventiv-<lb/>
wurzel, deren er ſehr bald mehrere treibt und ſich durch ſie ſelbſt-<lb/>ſtändig macht.</p><lb/><p>Dieſe Adventivknospen kommen nicht immer wie an dem abge-<lb/>
bildeten Beiſpiele an der oberen Seite der Wurzel hervor, ſondern oft<lb/>
auch ſeitlich oder ſelbſt an der Unterſeite. In dieſen Fällen krümmt ſich<lb/>
der Schößling nach ſeinem Hervortreten ſofort aufwärts.</p><lb/><p>Bekannt iſt es, daß man die Wurzelſchößlinge, weil ſie oft aus einer<lb/>ſeicht unter der Oberfläche des Bodens hinkriechenden Wurzel zahlreich<lb/>
hervorkommen <hirendition="#g">Wurzelbrut</hi> nennt.</p><lb/><p>Es iſt eine bemerkenswerthe Seite der Ausſchläge, daß ſie in manchen<lb/>
Beziehungen von den normalen Verhältniſſen abweichende Beſonderheiten<lb/>
an ſich tragen, ſo daß der Ungeübte namentlich Stockausſchlag manchmal<lb/>
nicht auf die ihm vielleicht wohlbekannte richtige Baumart zurückführen<lb/>
kann. Wenn ein Stock, von dem der Stamm oder frühere Stocklohden<lb/>
abgehauen wurden, ſehr lebenskräftig iſt und auf gutem Boden ſteht, ſo<lb/>
treibt er oft ungewöhnlich lange Lohden, wodurch ſich namentlich Eſche,<lb/>
Ahorn und Rüſter auszeichnen. Solche, recht eigentlich, Langtriebe ſind<lb/>
nicht ſelten 6—8 Fuß lang. Die Blätter daran ſind nicht nur viel<lb/>
größer, ſaftiger und dunkler grün als die Stammblätter, ſondern ſie zeigen<lb/>
nicht ſelten in der Geſtalt und in der Zähnelung des Randes bemerkens-<lb/>
werthe Abweichungen. Am weiteſten treiben es geköpfte Linden, deren<lb/>
Ausſchlagblätter oft ſo tief gelappt ſind, daß ſie Weinblättern ſehr ähnlich<lb/>
werden. Bei Birkenſtockausſchlag ſind die viel größeren und faſt drei-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[197/0221]
Linien über ſeinem Urſprung ab und ſpaltet dann den Stummel indem
man zugleich die Wurzel, aus der er kommt, ſenkrecht quer durchſchneidet.
Auf dem Querſchnitte bildet dann der betheiligte Markſtrahl gewiſſer-
maßen einen keilförmigen Fuß des Schößlings, welcher manchmal einen
großen Theil des Umkreiſes der Wurzel einnimmt. Wir ſehen dieſen
Bau in Fig. XXX., an welcher wir die dreijährige Wurzel (w) unter-
ſcheiden, von deren Markſtrahlen einer ſehr ſtark keilförmig entwickelt iſt,
aus dem oben der Schößling, urſprünglich als förmliche mit Schüppchen
bekleidete Knospe, hervortrat. Der Zuwachs (1. 2. 3.) des dreijährigen
Schößlings iſt auch der Wurzel zu Theil geworden. Die Grenzlinie
zwiſchen Wurzel und Schößling (**) pflegt immer deutlich bezeichnet zu
ſein. An der linken Seite des Schößlings ſehen wir eine Adventiv-
wurzel, deren er ſehr bald mehrere treibt und ſich durch ſie ſelbſt-
ſtändig macht.
Dieſe Adventivknospen kommen nicht immer wie an dem abge-
bildeten Beiſpiele an der oberen Seite der Wurzel hervor, ſondern oft
auch ſeitlich oder ſelbſt an der Unterſeite. In dieſen Fällen krümmt ſich
der Schößling nach ſeinem Hervortreten ſofort aufwärts.
Bekannt iſt es, daß man die Wurzelſchößlinge, weil ſie oft aus einer
ſeicht unter der Oberfläche des Bodens hinkriechenden Wurzel zahlreich
hervorkommen Wurzelbrut nennt.
Es iſt eine bemerkenswerthe Seite der Ausſchläge, daß ſie in manchen
Beziehungen von den normalen Verhältniſſen abweichende Beſonderheiten
an ſich tragen, ſo daß der Ungeübte namentlich Stockausſchlag manchmal
nicht auf die ihm vielleicht wohlbekannte richtige Baumart zurückführen
kann. Wenn ein Stock, von dem der Stamm oder frühere Stocklohden
abgehauen wurden, ſehr lebenskräftig iſt und auf gutem Boden ſteht, ſo
treibt er oft ungewöhnlich lange Lohden, wodurch ſich namentlich Eſche,
Ahorn und Rüſter auszeichnen. Solche, recht eigentlich, Langtriebe ſind
nicht ſelten 6—8 Fuß lang. Die Blätter daran ſind nicht nur viel
größer, ſaftiger und dunkler grün als die Stammblätter, ſondern ſie zeigen
nicht ſelten in der Geſtalt und in der Zähnelung des Randes bemerkens-
werthe Abweichungen. Am weiteſten treiben es geköpfte Linden, deren
Ausſchlagblätter oft ſo tief gelappt ſind, daß ſie Weinblättern ſehr ähnlich
werden. Bei Birkenſtockausſchlag ſind die viel größeren und faſt drei-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/221>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.