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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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entscheiden, da ich das Klötzchen nicht vorher untersucht hatte. Es ist aber
schwer anzunehmen, sondern wir haben hier wahrscheinlich echte von der
gebotenen Gelegenheit ursprünglich gebildete Adventivknospen vor uns.
Es ist hierbei noch daran zu erinnern, daß die Pappelarten das Aus-
schlagsvermögen in hohem Grade besitzen.

Was die Stellen betrifft, wo die Adventivknospen, "die Ausschläge",
am Baume erscheinen, so kann sich Jedermann durch seine eigene Erinnerung
an Kopfweiden und an seine Spaziergänge in "Buschhölzern" hierauf von
selbst einige Antwort geben. Forstlich unterscheidet man gewöhnlich 4 Aus-
schlagsstellen: am Stamm, am Abhiebe, am Wurzelstocke, an den
Wurzeln selbst.

Das Heraustreiben von Nebenknospen, was man so häufig am
Stamme von Alleebäumen, namentlich an Pappeln und Linden, sieht,
an denen sich dadurch nach und nach oft große Maserknoten bilden,
steht meist in Verbindung mit einer verschiedentlich bedingten Beein-
trächtigung und Verstümmelung der Krone, so daß man zu der Auffassung
gedrängt wird, die Bildung von Neben- oder Adventivknospen beruhe auf
dem Drange, durch sie die von der unverletzt gebliebenen Wurzel nach
wie vor in unverändertem Maaße aufgenommene Nahrung zu verwerthen.
Auf der Adventivknospenbildung beruht die Schneidel- und Kopfholz-
Wirthschaft
der Landwirthe und die Mittel- und Niederwald-
Wirthschaft
in den Waldungen, auf ihr beruht die Baumerziehung
durch Setzreiser oder Stecklinge, bei welchen letzteren mit der Bil-
dung von Adventivknospen die von Adventivwurzeln Hand in Hand geht
(S. 119).

Wie die Adventivknospen nicht in der Achsel eines Blattes ihren
Ursprung nehmen so haben sie auch meist nicht die regelmäßige Gestalt
und Umhüllung der Achselknospen, sondern zeigen gewissermaaßen die
Merkmale einer mangelhaften Nachahmung. Der Unterschied der schlafenden
Knospen von den wahrscheinlich immer aus metamorphosirten Markstrahlen
hervorgehenden echten Nebenknospen (für welche letzteren also keine vor-
gebildete Anlage vorhanden ist) wird anatomisch dadurch bedingt und ihre
einstige Erscheinung oft für lange Zeit hinaus gesichert, daß an unseren
Laub-Bäumen jedes Blatt ohne Ausnahme eine Achselknospe hinterläßt.
Diese sind aber an dem unteren Ende eines Langtriebes -- wie das jeder

Roßmäßler, der Wald. 13

entſcheiden, da ich das Klötzchen nicht vorher unterſucht hatte. Es iſt aber
ſchwer anzunehmen, ſondern wir haben hier wahrſcheinlich echte von der
gebotenen Gelegenheit urſprünglich gebildete Adventivknospen vor uns.
Es iſt hierbei noch daran zu erinnern, daß die Pappelarten das Aus-
ſchlagsvermögen in hohem Grade beſitzen.

Was die Stellen betrifft, wo die Adventivknospen, „die Ausſchläge“,
am Baume erſcheinen, ſo kann ſich Jedermann durch ſeine eigene Erinnerung
an Kopfweiden und an ſeine Spaziergänge in „Buſchhölzern“ hierauf von
ſelbſt einige Antwort geben. Forſtlich unterſcheidet man gewöhnlich 4 Aus-
ſchlagsſtellen: am Stamm, am Abhiebe, am Wurzelſtocke, an den
Wurzeln ſelbſt.

Das Heraustreiben von Nebenknospen, was man ſo häufig am
Stamme von Alleebäumen, namentlich an Pappeln und Linden, ſieht,
an denen ſich dadurch nach und nach oft große Maſerknoten bilden,
ſteht meiſt in Verbindung mit einer verſchiedentlich bedingten Beein-
trächtigung und Verſtümmelung der Krone, ſo daß man zu der Auffaſſung
gedrängt wird, die Bildung von Neben- oder Adventivknospen beruhe auf
dem Drange, durch ſie die von der unverletzt gebliebenen Wurzel nach
wie vor in unverändertem Maaße aufgenommene Nahrung zu verwerthen.
Auf der Adventivknospenbildung beruht die Schneidel- und Kopfholz-
Wirthſchaft
der Landwirthe und die Mittel- und Niederwald-
Wirthſchaft
in den Waldungen, auf ihr beruht die Baumerziehung
durch Setzreiſer oder Stecklinge, bei welchen letzteren mit der Bil-
dung von Adventivknospen die von Adventivwurzeln Hand in Hand geht
(S. 119).

Wie die Adventivknospen nicht in der Achſel eines Blattes ihren
Urſprung nehmen ſo haben ſie auch meiſt nicht die regelmäßige Geſtalt
und Umhüllung der Achſelknospen, ſondern zeigen gewiſſermaaßen die
Merkmale einer mangelhaften Nachahmung. Der Unterſchied der ſchlafenden
Knospen von den wahrſcheinlich immer aus metamorphoſirten Markſtrahlen
hervorgehenden echten Nebenknospen (für welche letzteren alſo keine vor-
gebildete Anlage vorhanden iſt) wird anatomiſch dadurch bedingt und ihre
einſtige Erſcheinung oft für lange Zeit hinaus geſichert, daß an unſeren
Laub-Bäumen jedes Blatt ohne Ausnahme eine Achſelknospe hinterläßt.
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Roßmäßler, der Wald. 13
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[193/0217] entſcheiden, da ich das Klötzchen nicht vorher unterſucht hatte. Es iſt aber ſchwer anzunehmen, ſondern wir haben hier wahrſcheinlich echte von der gebotenen Gelegenheit urſprünglich gebildete Adventivknospen vor uns. Es iſt hierbei noch daran zu erinnern, daß die Pappelarten das Aus- ſchlagsvermögen in hohem Grade beſitzen. Was die Stellen betrifft, wo die Adventivknospen, „die Ausſchläge“, am Baume erſcheinen, ſo kann ſich Jedermann durch ſeine eigene Erinnerung an Kopfweiden und an ſeine Spaziergänge in „Buſchhölzern“ hierauf von ſelbſt einige Antwort geben. Forſtlich unterſcheidet man gewöhnlich 4 Aus- ſchlagsſtellen: am Stamm, am Abhiebe, am Wurzelſtocke, an den Wurzeln ſelbſt. Das Heraustreiben von Nebenknospen, was man ſo häufig am Stamme von Alleebäumen, namentlich an Pappeln und Linden, ſieht, an denen ſich dadurch nach und nach oft große Maſerknoten bilden, ſteht meiſt in Verbindung mit einer verſchiedentlich bedingten Beein- trächtigung und Verſtümmelung der Krone, ſo daß man zu der Auffaſſung gedrängt wird, die Bildung von Neben- oder Adventivknospen beruhe auf dem Drange, durch ſie die von der unverletzt gebliebenen Wurzel nach wie vor in unverändertem Maaße aufgenommene Nahrung zu verwerthen. Auf der Adventivknospenbildung beruht die Schneidel- und Kopfholz- Wirthſchaft der Landwirthe und die Mittel- und Niederwald- Wirthſchaft in den Waldungen, auf ihr beruht die Baumerziehung durch Setzreiſer oder Stecklinge, bei welchen letzteren mit der Bil- dung von Adventivknospen die von Adventivwurzeln Hand in Hand geht (S. 119). Wie die Adventivknospen nicht in der Achſel eines Blattes ihren Urſprung nehmen ſo haben ſie auch meiſt nicht die regelmäßige Geſtalt und Umhüllung der Achſelknospen, ſondern zeigen gewiſſermaaßen die Merkmale einer mangelhaften Nachahmung. Der Unterſchied der ſchlafenden Knospen von den wahrſcheinlich immer aus metamorphoſirten Markſtrahlen hervorgehenden echten Nebenknospen (für welche letzteren alſo keine vor- gebildete Anlage vorhanden iſt) wird anatomiſch dadurch bedingt und ihre einſtige Erſcheinung oft für lange Zeit hinaus geſichert, daß an unſeren Laub-Bäumen jedes Blatt ohne Ausnahme eine Achſelknospe hinterläßt. Dieſe ſind aber an dem unteren Ende eines Langtriebes — wie das jeder Roßmäßler, der Wald. 13

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/217>, abgerufen am 22.12.2024.