getrieben waren. Auf dem oberen und unteren Abschnitte hatte sich aus dem in dem Augenblick der Fällung des Baumes in dessen Rinde vor- räthigen Bildungssafte und wahrscheinlich unter Betheiligung der aus den Adventivknospen hervorgesproßten Blätter ein gegen 11/2 Linie dicker ring- förmiger Wulst (w) berindeten jungen Holzes gebildet, welcher auf der unteren Abschnittsfläche, d. h. auf derjenigen, auf welcher das Klötzchen gestanden hatte, durch den Widerstand der Diele etwas breit gedrückt war. Der oben und unten hervorgequollene Holzring, eine beginnende sogenannte Ueberwallung, nahm nach der Längs-Mitte des Klötzchens, wie an einem Nullpunkte der Holzbildung (n k), schnell ab und war an diesem kaum noch zu erkennen.
Auf der Fläche des mitten durchgespaltenen Klötzchens zeigte sich das, was die vorstehende schematisirte Figur XXIX. veranschaulicht. Es scheint daraus bestimmt hervorzugehen, daß die Adventivknospen aus metamorphosirten Markstrahlen hervorgegangen sind, deren 5 auf unsere Figur fallen. Die schnurgeraden auf je eine Adventivknospe gerichteten Markstrahlen waren um das Vielfache breiter und dicker als die übrigen, bräunlich gefärbt (vielleicht nur in Folge der Vertrocknung) und endeten auf der Oberfläche des Holzes mit einem Höckerchen, welchem eine Ver- tiefung auf der Innenseite der Rinde entsprach. Diese Markstrahlen hatten eine auffallende Wirkung auf die vorbeistreichenden, sehr lang ge- streckten Zellen und Gefäße des Holzes ausgeübt. Diese waren nämlich in der nächsten Nachbarschaft der Markstrahlen oben und unten eine kleine Strecke weit von ihrem geraden Verlauf nach auswärts abgelenkt, gewisser- maßen als wären sie von den Markstrahlen oder vielmehr von den in ihnen in dieser Richtung strömenden Safte mit fortgerissen worden, wie es ein in einen Baum geschlagener stumpfer Nagel thun mag. Diese Erscheinung kommt sonst bei den Holzzellen, wo sie am Markstrahle vorbeistreichen nicht vor.
Wir haben in diesem Falle, wenn wir ihn nach den sichtbaren Er- folgen beurtheilen, eine Verwerthung des in dem Klötzchen enthaltenen Bildungssaftes vor uns, theils zur Bildung von Adventivknospen, theils zur Bildung eines neuen Holzringes, der als ein Ueberwallungsring an beiden Schnittflächen zwischen Holz und Rinde hervorquoll.
Ob diese Adventivknospen vielleicht die vorhin bezeichneten schlafenden, also vorgebildet schon vorhanden gewesene Knospen waren, ist nicht zu
getrieben waren. Auf dem oberen und unteren Abſchnitte hatte ſich aus dem in dem Augenblick der Fällung des Baumes in deſſen Rinde vor- räthigen Bildungsſafte und wahrſcheinlich unter Betheiligung der aus den Adventivknospen hervorgeſproßten Blätter ein gegen 1½ Linie dicker ring- förmiger Wulſt (w) berindeten jungen Holzes gebildet, welcher auf der unteren Abſchnittsfläche, d. h. auf derjenigen, auf welcher das Klötzchen geſtanden hatte, durch den Widerſtand der Diele etwas breit gedrückt war. Der oben und unten hervorgequollene Holzring, eine beginnende ſogenannte Ueberwallung, nahm nach der Längs-Mitte des Klötzchens, wie an einem Nullpunkte der Holzbildung (n k), ſchnell ab und war an dieſem kaum noch zu erkennen.
Auf der Fläche des mitten durchgeſpaltenen Klötzchens zeigte ſich das, was die vorſtehende ſchematiſirte Figur XXIX. veranſchaulicht. Es ſcheint daraus beſtimmt hervorzugehen, daß die Adventivknospen aus metamorphoſirten Markſtrahlen hervorgegangen ſind, deren 5 auf unſere Figur fallen. Die ſchnurgeraden auf je eine Adventivknospe gerichteten Markſtrahlen waren um das Vielfache breiter und dicker als die übrigen, bräunlich gefärbt (vielleicht nur in Folge der Vertrocknung) und endeten auf der Oberfläche des Holzes mit einem Höckerchen, welchem eine Ver- tiefung auf der Innenſeite der Rinde entſprach. Dieſe Markſtrahlen hatten eine auffallende Wirkung auf die vorbeiſtreichenden, ſehr lang ge- ſtreckten Zellen und Gefäße des Holzes ausgeübt. Dieſe waren nämlich in der nächſten Nachbarſchaft der Markſtrahlen oben und unten eine kleine Strecke weit von ihrem geraden Verlauf nach auswärts abgelenkt, gewiſſer- maßen als wären ſie von den Markſtrahlen oder vielmehr von den in ihnen in dieſer Richtung ſtrömenden Safte mit fortgeriſſen worden, wie es ein in einen Baum geſchlagener ſtumpfer Nagel thun mag. Dieſe Erſcheinung kommt ſonſt bei den Holzzellen, wo ſie am Markſtrahle vorbeiſtreichen nicht vor.
Wir haben in dieſem Falle, wenn wir ihn nach den ſichtbaren Er- folgen beurtheilen, eine Verwerthung des in dem Klötzchen enthaltenen Bildungsſaftes vor uns, theils zur Bildung von Adventivknospen, theils zur Bildung eines neuen Holzringes, der als ein Ueberwallungsring an beiden Schnittflächen zwiſchen Holz und Rinde hervorquoll.
Ob dieſe Adventivknospen vielleicht die vorhin bezeichneten ſchlafenden, alſo vorgebildet ſchon vorhanden geweſene Knospen waren, iſt nicht zu
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getrieben waren. Auf dem oberen und unteren Abſchnitte hatte ſich aus
dem in dem Augenblick der Fällung des Baumes in deſſen Rinde vor-
räthigen Bildungsſafte und wahrſcheinlich unter Betheiligung der aus den
Adventivknospen hervorgeſproßten Blätter ein gegen 1½ Linie dicker ring-
förmiger Wulſt (w) berindeten jungen Holzes gebildet, welcher auf der
unteren Abſchnittsfläche, d. h. auf derjenigen, auf welcher das Klötzchen
geſtanden hatte, durch den Widerſtand der Diele etwas breit gedrückt war.
Der oben und unten hervorgequollene Holzring, eine beginnende ſogenannte
Ueberwallung, nahm nach der Längs-Mitte des Klötzchens, wie an
einem Nullpunkte der Holzbildung (n k), ſchnell ab und war an dieſem kaum
noch zu erkennen.
Auf der Fläche des mitten durchgeſpaltenen Klötzchens zeigte ſich das,
was die vorſtehende ſchematiſirte Figur XXIX. veranſchaulicht. Es
ſcheint daraus beſtimmt hervorzugehen, daß die Adventivknospen aus
metamorphoſirten Markſtrahlen hervorgegangen ſind, deren 5 auf unſere
Figur fallen. Die ſchnurgeraden auf je eine Adventivknospe gerichteten
Markſtrahlen waren um das Vielfache breiter und dicker als die übrigen,
bräunlich gefärbt (vielleicht nur in Folge der Vertrocknung) und endeten
auf der Oberfläche des Holzes mit einem Höckerchen, welchem eine Ver-
tiefung auf der Innenſeite der Rinde entſprach. Dieſe Markſtrahlen
hatten eine auffallende Wirkung auf die vorbeiſtreichenden, ſehr lang ge-
ſtreckten Zellen und Gefäße des Holzes ausgeübt. Dieſe waren nämlich
in der nächſten Nachbarſchaft der Markſtrahlen oben und unten eine kleine
Strecke weit von ihrem geraden Verlauf nach auswärts abgelenkt, gewiſſer-
maßen als wären ſie von den Markſtrahlen oder vielmehr von den in
ihnen in dieſer Richtung ſtrömenden Safte mit fortgeriſſen worden, wie es
ein in einen Baum geſchlagener ſtumpfer Nagel thun mag. Dieſe Erſcheinung
kommt ſonſt bei den Holzzellen, wo ſie am Markſtrahle vorbeiſtreichen nicht vor.
Wir haben in dieſem Falle, wenn wir ihn nach den ſichtbaren Er-
folgen beurtheilen, eine Verwerthung des in dem Klötzchen enthaltenen
Bildungsſaftes vor uns, theils zur Bildung von Adventivknospen, theils
zur Bildung eines neuen Holzringes, der als ein Ueberwallungsring an
beiden Schnittflächen zwiſchen Holz und Rinde hervorquoll.
Ob dieſe Adventivknospen vielleicht die vorhin bezeichneten ſchlafenden,
alſo vorgebildet ſchon vorhanden geweſene Knospen waren, iſt nicht zu
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/216>, abgerufen am 22.12.2024.
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