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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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ist dabei immer dafür gesorgt worden, daß der junge Bestand in den
Wipfeln immer im Schluß bleibt. Wurde dieser zu dicht und begann
aufs neue der Wettkampf um Platz und Licht und Luft, so erfolgt wieder-
um eine Durchforstung, bis allmälig zuletzt nur so viel Bäume stehen
bleiben, als -- wenn ein solcher beabsichtigt ist -- zu einem geschlossenen
Hoch- oder Baumwalds-Bestande erforderlich sind, der dann bis zum
Haubarkeits-Alter stehen bleibt, d. h. bis zu der Zeit, wo der
Bestand dasjenige Alter erreicht hat, von welchem ab kein erheblicher
Zuwachs mehr zu erhoffen ist und welches bei den verschiedenen Baum-
arten verschieden ist.

Wir haben jetzt das allmälige Heranwachsen des Bäumchens zum
Baume Schritt für Schritt verfolgt, wir lernten eine angesäte oder ange-
pflanzte Waldfläche der Zeitfolge nach zunächst Kultur, Schonung, dann
Dickicht, Stangenholz benennen, bis zuletzt -- und wir wurden dabei
unvermerkt von einem Nadelholzbeispiele festgehalten -- ein reiner Hoch-
waldsbestand fertig war, was z. B. bei der Fichte durchschnittlich nach
80 Jahren, das ungefähre Haubarkeitsalter der Fichte, der Fall ist.

Diese kurze Bemerkung über das Alter der Haubarkeit einer Baum-
art (die "Umtriebszeit"), könnte vielleicht bei meinen Lesern und Leserinnen
einigen Zweifel hervorrufen, da ja doch nicht leicht eine Person 80 Jahre
hindurch einen aufkeimenden und heranwachsenden Bestand beobachten
kann, um obendrein aus vielen solchen Beobachtungen das durchschnittliche
Haubarkeitsalter zu bestimmen. Der Zweifel wird schwinden, wenn wir
uns an die Jahresringe und an die Länge der Jahrestriebe erinnern
(S. 68 u. 90). Zählt man an einem gefällten alten Baume eines Be-
standes 80 Jahresringe und findet man die jüngsten Triebe noch ansehn-
lich lang, die letzten Jahreslagen auch noch nicht auf ein Minimum
reducirt und die Stämme nicht kernfaul, so wäre der Bestand noch nicht
haubar gewesen, weil er noch einigen Zuwachs erwarten ließ. Es leuchtet
ein, daß aus vielen solchen Untersuchungen für jede besonders beschaffene
Lage und Gegend sich das Haubarkeitsalter jeder Holzart annähernd sicher
bestimmen läßt.

Das Leben des Baumes, welches unter der Gewalt so mancherlei
Einflüsse steht, giebt in dieser langen Zeit dem Forstmann unausgesetzt
Stoff zu wachsamer Sorge und gar nicht selten zu einschreitenden Maß-

iſt dabei immer dafür geſorgt worden, daß der junge Beſtand in den
Wipfeln immer im Schluß bleibt. Wurde dieſer zu dicht und begann
aufs neue der Wettkampf um Platz und Licht und Luft, ſo erfolgt wieder-
um eine Durchforſtung, bis allmälig zuletzt nur ſo viel Bäume ſtehen
bleiben, als — wenn ein ſolcher beabſichtigt iſt — zu einem geſchloſſenen
Hoch- oder Baumwalds-Beſtande erforderlich ſind, der dann bis zum
Haubarkeits-Alter ſtehen bleibt, d. h. bis zu der Zeit, wo der
Beſtand dasjenige Alter erreicht hat, von welchem ab kein erheblicher
Zuwachs mehr zu erhoffen iſt und welches bei den verſchiedenen Baum-
arten verſchieden iſt.

Wir haben jetzt das allmälige Heranwachſen des Bäumchens zum
Baume Schritt für Schritt verfolgt, wir lernten eine angeſäte oder ange-
pflanzte Waldfläche der Zeitfolge nach zunächſt Kultur, Schonung, dann
Dickicht, Stangenholz benennen, bis zuletzt — und wir wurden dabei
unvermerkt von einem Nadelholzbeiſpiele feſtgehalten — ein reiner Hoch-
waldsbeſtand fertig war, was z. B. bei der Fichte durchſchnittlich nach
80 Jahren, das ungefähre Haubarkeitsalter der Fichte, der Fall iſt.

Dieſe kurze Bemerkung über das Alter der Haubarkeit einer Baum-
art (die „Umtriebszeit“), könnte vielleicht bei meinen Leſern und Leſerinnen
einigen Zweifel hervorrufen, da ja doch nicht leicht eine Perſon 80 Jahre
hindurch einen aufkeimenden und heranwachſenden Beſtand beobachten
kann, um obendrein aus vielen ſolchen Beobachtungen das durchſchnittliche
Haubarkeitsalter zu beſtimmen. Der Zweifel wird ſchwinden, wenn wir
uns an die Jahresringe und an die Länge der Jahrestriebe erinnern
(S. 68 u. 90). Zählt man an einem gefällten alten Baume eines Be-
ſtandes 80 Jahresringe und findet man die jüngſten Triebe noch anſehn-
lich lang, die letzten Jahreslagen auch noch nicht auf ein Minimum
reducirt und die Stämme nicht kernfaul, ſo wäre der Beſtand noch nicht
haubar geweſen, weil er noch einigen Zuwachs erwarten ließ. Es leuchtet
ein, daß aus vielen ſolchen Unterſuchungen für jede beſonders beſchaffene
Lage und Gegend ſich das Haubarkeitsalter jeder Holzart annähernd ſicher
beſtimmen läßt.

Das Leben des Baumes, welches unter der Gewalt ſo mancherlei
Einflüſſe ſteht, giebt in dieſer langen Zeit dem Forſtmann unausgeſetzt
Stoff zu wachſamer Sorge und gar nicht ſelten zu einſchreitenden Maß-

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[157/0181] iſt dabei immer dafür geſorgt worden, daß der junge Beſtand in den Wipfeln immer im Schluß bleibt. Wurde dieſer zu dicht und begann aufs neue der Wettkampf um Platz und Licht und Luft, ſo erfolgt wieder- um eine Durchforſtung, bis allmälig zuletzt nur ſo viel Bäume ſtehen bleiben, als — wenn ein ſolcher beabſichtigt iſt — zu einem geſchloſſenen Hoch- oder Baumwalds-Beſtande erforderlich ſind, der dann bis zum Haubarkeits-Alter ſtehen bleibt, d. h. bis zu der Zeit, wo der Beſtand dasjenige Alter erreicht hat, von welchem ab kein erheblicher Zuwachs mehr zu erhoffen iſt und welches bei den verſchiedenen Baum- arten verſchieden iſt. Wir haben jetzt das allmälige Heranwachſen des Bäumchens zum Baume Schritt für Schritt verfolgt, wir lernten eine angeſäte oder ange- pflanzte Waldfläche der Zeitfolge nach zunächſt Kultur, Schonung, dann Dickicht, Stangenholz benennen, bis zuletzt — und wir wurden dabei unvermerkt von einem Nadelholzbeiſpiele feſtgehalten — ein reiner Hoch- waldsbeſtand fertig war, was z. B. bei der Fichte durchſchnittlich nach 80 Jahren, das ungefähre Haubarkeitsalter der Fichte, der Fall iſt. Dieſe kurze Bemerkung über das Alter der Haubarkeit einer Baum- art (die „Umtriebszeit“), könnte vielleicht bei meinen Leſern und Leſerinnen einigen Zweifel hervorrufen, da ja doch nicht leicht eine Perſon 80 Jahre hindurch einen aufkeimenden und heranwachſenden Beſtand beobachten kann, um obendrein aus vielen ſolchen Beobachtungen das durchſchnittliche Haubarkeitsalter zu beſtimmen. Der Zweifel wird ſchwinden, wenn wir uns an die Jahresringe und an die Länge der Jahrestriebe erinnern (S. 68 u. 90). Zählt man an einem gefällten alten Baume eines Be- ſtandes 80 Jahresringe und findet man die jüngſten Triebe noch anſehn- lich lang, die letzten Jahreslagen auch noch nicht auf ein Minimum reducirt und die Stämme nicht kernfaul, ſo wäre der Beſtand noch nicht haubar geweſen, weil er noch einigen Zuwachs erwarten ließ. Es leuchtet ein, daß aus vielen ſolchen Unterſuchungen für jede beſonders beſchaffene Lage und Gegend ſich das Haubarkeitsalter jeder Holzart annähernd ſicher beſtimmen läßt. Das Leben des Baumes, welches unter der Gewalt ſo mancherlei Einflüſſe ſteht, giebt in dieſer langen Zeit dem Forſtmann unausgeſetzt Stoff zu wachſamer Sorge und gar nicht ſelten zu einſchreitenden Maß-

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/181>, abgerufen am 22.12.2024.