Am deutlichsten ist eine Ober- und eine Unterseite am Blatte der Tanne, Abies pectinata, zu unterscheiden, am wenigsten bei der Fichte, Abies excelsa, deren Blätter auf dem Querschnitt fast rautenförmig sind.
Vor der Betrachtung einiger niederer Blattformen, welche namentlich bei einigen unserer deutschen Waldbäume eine gewisse Bedeutung haben, muß hier von den eigentlichen Blättern noch nachgetragen werden, daß sie nicht selten hinsichtlich ihrer allgemeinen Form einer beträchtlichen Ver- änderlichkeit unterworfen sind. Diese Abweichungen von der der betreffenden Art zukommenden Grundform bilden zuweilen beachtenswerthe Ab- oder Spielarten, von denen die auffallendste die einfachblättrige Esche, Fraxi- nus excelsior var. simplicifolia ist, deren Blätter anstatt 9--11-blättrig gefiedert, wie bei der Stammart, einfach sind. Die Buche hat drei solcher auffallender Blattvarietäten, welche wir später durch Abbildungen kennen lernen werden. Bekannter sind die Spielarten mit geschäckten Blättern, foliis variegatis, wie die Gärtner sagen, z. B. von dem gemeinen Ahorn, Acer pseudoplatanus.
Aber fast noch interessanter als diese aus unbekannten Ursachen ent- sprungenen Blätter-Spielarten sind die Fälle, wo die Blätter in Folge einer vor Augen liegenden Veranlassung ihre normalen Erscheinungen mehr oder weniger verleugnen. Namentlich zeigen die Blätter von stark beschnittenen Büschen und Hecken, von Stock- und Wurzelausschlag oder von geköpften Bäumen oft sehr abweichende Erscheinungen. Es ist, als ob der allzureichliche Andrang von Nahrungsstoff ein Ueberschreiten des gewöhnlichen Maaßes an Form und Umfang der Blätter herbeiführte, denn namentlich sind die Blätter von Stocklohden bei Eichen, Rüstern, Birken, Linden und andern Bäumen oft vielmal größer und auch oft anders gestaltet als an dem gesunden Baume und dabei natürlich auch die Triebe wohl um das Zehnfache länger und viel stärker als sonst.
Ganz auffallend verhält sich hinsichtlich der Blattgestalt die Espe, Populus tremula, bei welcher an jungen Bäumchen die an der unteren Hälfte der Triebe stehenden Blätter allein die normale Gestalt zeigen, während die mehr nach der Spitze des Triebes hin stehenden auffallend anders gestaltet sind. Fast noch auffälliger ist der Unterschied der Blätter bei dem Weißdorn, Crataegus oxyacantha, je nachdem sie an Trieben stehen, welche aus Adventivknospen hervorgingen oder an den normalen Trieben.
Roßmäßler, der Wald. 9
Am deutlichſten iſt eine Ober- und eine Unterſeite am Blatte der Tanne, Abies pectinata, zu unterſcheiden, am wenigſten bei der Fichte, Abies excelsa, deren Blätter auf dem Querſchnitt faſt rautenförmig ſind.
Vor der Betrachtung einiger niederer Blattformen, welche namentlich bei einigen unſerer deutſchen Waldbäume eine gewiſſe Bedeutung haben, muß hier von den eigentlichen Blättern noch nachgetragen werden, daß ſie nicht ſelten hinſichtlich ihrer allgemeinen Form einer beträchtlichen Ver- änderlichkeit unterworfen ſind. Dieſe Abweichungen von der der betreffenden Art zukommenden Grundform bilden zuweilen beachtenswerthe Ab- oder Spielarten, von denen die auffallendſte die einfachblättrige Eſche, Fraxi- nus excelsior var. simplicifolia iſt, deren Blätter anſtatt 9—11-blättrig gefiedert, wie bei der Stammart, einfach ſind. Die Buche hat drei ſolcher auffallender Blattvarietäten, welche wir ſpäter durch Abbildungen kennen lernen werden. Bekannter ſind die Spielarten mit geſchäckten Blättern, foliis variegatis, wie die Gärtner ſagen, z. B. von dem gemeinen Ahorn, Acer pseudoplatanus.
Aber faſt noch intereſſanter als dieſe aus unbekannten Urſachen ent- ſprungenen Blätter-Spielarten ſind die Fälle, wo die Blätter in Folge einer vor Augen liegenden Veranlaſſung ihre normalen Erſcheinungen mehr oder weniger verleugnen. Namentlich zeigen die Blätter von ſtark beſchnittenen Büſchen und Hecken, von Stock- und Wurzelausſchlag oder von geköpften Bäumen oft ſehr abweichende Erſcheinungen. Es iſt, als ob der allzureichliche Andrang von Nahrungsſtoff ein Ueberſchreiten des gewöhnlichen Maaßes an Form und Umfang der Blätter herbeiführte, denn namentlich ſind die Blätter von Stocklohden bei Eichen, Rüſtern, Birken, Linden und andern Bäumen oft vielmal größer und auch oft anders geſtaltet als an dem geſunden Baume und dabei natürlich auch die Triebe wohl um das Zehnfache länger und viel ſtärker als ſonſt.
Ganz auffallend verhält ſich hinſichtlich der Blattgeſtalt die Espe, Populus tremula, bei welcher an jungen Bäumchen die an der unteren Hälfte der Triebe ſtehenden Blätter allein die normale Geſtalt zeigen, während die mehr nach der Spitze des Triebes hin ſtehenden auffallend anders geſtaltet ſind. Faſt noch auffälliger iſt der Unterſchied der Blätter bei dem Weißdorn, Crataegus oxyacantha, je nachdem ſie an Trieben ſtehen, welche aus Adventivknospen hervorgingen oder an den normalen Trieben.
Roßmäßler, der Wald. 9
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Am deutlichſten iſt eine Ober- und eine Unterſeite am Blatte der
Tanne, Abies pectinata, zu unterſcheiden, am wenigſten bei der Fichte,
Abies excelsa, deren Blätter auf dem Querſchnitt faſt rautenförmig ſind.
Vor der Betrachtung einiger niederer Blattformen, welche namentlich
bei einigen unſerer deutſchen Waldbäume eine gewiſſe Bedeutung haben, muß
hier von den eigentlichen Blättern noch nachgetragen werden, daß ſie
nicht ſelten hinſichtlich ihrer allgemeinen Form einer beträchtlichen Ver-
änderlichkeit unterworfen ſind. Dieſe Abweichungen von der der betreffenden
Art zukommenden Grundform bilden zuweilen beachtenswerthe Ab- oder
Spielarten, von denen die auffallendſte die einfachblättrige Eſche, Fraxi-
nus excelsior var. simplicifolia iſt, deren Blätter anſtatt 9—11-blättrig
gefiedert, wie bei der Stammart, einfach ſind. Die Buche hat drei ſolcher
auffallender Blattvarietäten, welche wir ſpäter durch Abbildungen kennen
lernen werden. Bekannter ſind die Spielarten mit geſchäckten Blättern,
foliis variegatis, wie die Gärtner ſagen, z. B. von dem gemeinen Ahorn,
Acer pseudoplatanus.
Aber faſt noch intereſſanter als dieſe aus unbekannten Urſachen ent-
ſprungenen Blätter-Spielarten ſind die Fälle, wo die Blätter in Folge
einer vor Augen liegenden Veranlaſſung ihre normalen Erſcheinungen
mehr oder weniger verleugnen. Namentlich zeigen die Blätter von ſtark
beſchnittenen Büſchen und Hecken, von Stock- und Wurzelausſchlag oder
von geköpften Bäumen oft ſehr abweichende Erſcheinungen. Es iſt, als
ob der allzureichliche Andrang von Nahrungsſtoff ein Ueberſchreiten des
gewöhnlichen Maaßes an Form und Umfang der Blätter herbeiführte,
denn namentlich ſind die Blätter von Stocklohden bei Eichen, Rüſtern,
Birken, Linden und andern Bäumen oft vielmal größer und auch oft
anders geſtaltet als an dem geſunden Baume und dabei natürlich auch
die Triebe wohl um das Zehnfache länger und viel ſtärker als ſonſt.
Ganz auffallend verhält ſich hinſichtlich der Blattgeſtalt die Espe,
Populus tremula, bei welcher an jungen Bäumchen die an der unteren
Hälfte der Triebe ſtehenden Blätter allein die normale Geſtalt zeigen,
während die mehr nach der Spitze des Triebes hin ſtehenden auffallend
anders geſtaltet ſind. Faſt noch auffälliger iſt der Unterſchied der Blätter
bei dem Weißdorn, Crataegus oxyacantha, je nachdem ſie an Trieben ſtehen,
welche aus Adventivknospen hervorgingen oder an den normalen Trieben.
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/153>, abgerufen am 23.12.2024.
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