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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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unter der oberen Oberhaut -- aus länglichen, innig aneinander anliegenden
Zellen o, welche ganz mit Blattgrün, Chlorophyll, ausgefüllt sind,
dem aus äußerst kleinen Körnchen bestehenden grünen Farb-Stoffe aller
grünen Pflanzentheile. Unter dieser oberen Zellenschicht des Blattfleisches,
welche bei dickeren Blättern auch oft eine mehrfache ist, liegt eine zweite
untere Zellenschicht, u, deren blattgrünärmere Zellen meist sehr unregel-
mäßig gestaltet und so locker mit einander verbunden sind, daß zwischen
ihnen eine Menge Luftlücken, l, übrig bleiben, welche mit den Spalt-
öffnungen in Verbindung stehen. An der Fig. XVIII. unterscheiden wir
beide Oberhäute, o o und u o, die beiden Schichten des Blattfleisches,
o und u, und in der unteren Oberhaut sehen wir eine querdurchschnittene
etwas in dieselbe eingesenkte Spaltöffnung, sp.

Die Blattrippen und deren letzte feine Verästelung, das Blatt-
geäder
oder Blattnetz, bestehen aus Bastzellen und Gefäßen, welche
letztere meist Spiralgefäße sind.

Wir haben daher am Blatte zwischen den beiden Oberhäuten zu-
und ableitende und verarbeitende, assimilirende, Organe; jene sind die
Bastzellen und Gefäße, diese die chlorophyllhaltigen Zellen.

Der Blattstiel, der bei manchen unserer Waldbäume, z. B. der
Esche, stengelartig erscheint, ist als wesentlich saftleitendes Organ auch
im Inneren dem Stengel ähnlich gebaut, indem man bei manchen Baum-
arten im Blattstiele ein centrales Mark, einen Holzring und eine
Rinde, denen des Stengels ganz ähnlich gebaut, unterscheidet. Meist
aber gleicht der Blattstiel auf dem Querschnitt mehr einem halbirten
Stengel; nämlich einem halbkreisförmigen Holzkörper liegt innenseitig ein
Markkörper an und beide sind von der gemeinsamen Rinde umschlossen.

Was nun die Blätter der Nadelhölzer betrifft, die mit der
gewöhnlichen Benennung Nadeln doch nicht als etwas ganz anderes von
den Blättern der Laubhölzer getrennt werden können, so ist wie ihre
äußere Gestalt auch ihr innerer Bau verschieden, doch nicht in dem Grade,
daß wir nicht auch an ihnen eine Ober- und eine Unterseite mit ihrer
Oberhaut und ein Blattfleisch mit blattgrünhaltigen Zellen und mit aus
Bastzellen und Gefäßen gebildeten Gefäßbündeln unterscheiden könnten, nur
eben in anderer Anordnung.

unter der oberen Oberhaut — aus länglichen, innig aneinander anliegenden
Zellen o, welche ganz mit Blattgrün, Chlorophyll, ausgefüllt ſind,
dem aus äußerſt kleinen Körnchen beſtehenden grünen Farb-Stoffe aller
grünen Pflanzentheile. Unter dieſer oberen Zellenſchicht des Blattfleiſches,
welche bei dickeren Blättern auch oft eine mehrfache iſt, liegt eine zweite
untere Zellenſchicht, u, deren blattgrünärmere Zellen meiſt ſehr unregel-
mäßig geſtaltet und ſo locker mit einander verbunden ſind, daß zwiſchen
ihnen eine Menge Luftlücken, l, übrig bleiben, welche mit den Spalt-
öffnungen in Verbindung ſtehen. An der Fig. XVIII. unterſcheiden wir
beide Oberhäute, o o und u o, die beiden Schichten des Blattfleiſches,
o und u, und in der unteren Oberhaut ſehen wir eine querdurchſchnittene
etwas in dieſelbe eingeſenkte Spaltöffnung, sp.

Die Blattrippen und deren letzte feine Veräſtelung, das Blatt-
geäder
oder Blattnetz, beſtehen aus Baſtzellen und Gefäßen, welche
letztere meiſt Spiralgefäße ſind.

Wir haben daher am Blatte zwiſchen den beiden Oberhäuten zu-
und ableitende und verarbeitende, aſſimilirende, Organe; jene ſind die
Baſtzellen und Gefäße, dieſe die chlorophyllhaltigen Zellen.

Der Blattſtiel, der bei manchen unſerer Waldbäume, z. B. der
Eſche, ſtengelartig erſcheint, iſt als weſentlich ſaftleitendes Organ auch
im Inneren dem Stengel ähnlich gebaut, indem man bei manchen Baum-
arten im Blattſtiele ein centrales Mark, einen Holzring und eine
Rinde, denen des Stengels ganz ähnlich gebaut, unterſcheidet. Meiſt
aber gleicht der Blattſtiel auf dem Querſchnitt mehr einem halbirten
Stengel; nämlich einem halbkreisförmigen Holzkörper liegt innenſeitig ein
Markkörper an und beide ſind von der gemeinſamen Rinde umſchloſſen.

Was nun die Blätter der Nadelhölzer betrifft, die mit der
gewöhnlichen Benennung Nadeln doch nicht als etwas ganz anderes von
den Blättern der Laubhölzer getrennt werden können, ſo iſt wie ihre
äußere Geſtalt auch ihr innerer Bau verſchieden, doch nicht in dem Grade,
daß wir nicht auch an ihnen eine Ober- und eine Unterſeite mit ihrer
Oberhaut und ein Blattfleiſch mit blattgrünhaltigen Zellen und mit aus
Baſtzellen und Gefäßen gebildeten Gefäßbündeln unterſcheiden könnten, nur
eben in anderer Anordnung.

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[128/0152] unter der oberen Oberhaut — aus länglichen, innig aneinander anliegenden Zellen o, welche ganz mit Blattgrün, Chlorophyll, ausgefüllt ſind, dem aus äußerſt kleinen Körnchen beſtehenden grünen Farb-Stoffe aller grünen Pflanzentheile. Unter dieſer oberen Zellenſchicht des Blattfleiſches, welche bei dickeren Blättern auch oft eine mehrfache iſt, liegt eine zweite untere Zellenſchicht, u, deren blattgrünärmere Zellen meiſt ſehr unregel- mäßig geſtaltet und ſo locker mit einander verbunden ſind, daß zwiſchen ihnen eine Menge Luftlücken, l, übrig bleiben, welche mit den Spalt- öffnungen in Verbindung ſtehen. An der Fig. XVIII. unterſcheiden wir beide Oberhäute, o o und u o, die beiden Schichten des Blattfleiſches, o und u, und in der unteren Oberhaut ſehen wir eine querdurchſchnittene etwas in dieſelbe eingeſenkte Spaltöffnung, sp. Die Blattrippen und deren letzte feine Veräſtelung, das Blatt- geäder oder Blattnetz, beſtehen aus Baſtzellen und Gefäßen, welche letztere meiſt Spiralgefäße ſind. Wir haben daher am Blatte zwiſchen den beiden Oberhäuten zu- und ableitende und verarbeitende, aſſimilirende, Organe; jene ſind die Baſtzellen und Gefäße, dieſe die chlorophyllhaltigen Zellen. Der Blattſtiel, der bei manchen unſerer Waldbäume, z. B. der Eſche, ſtengelartig erſcheint, iſt als weſentlich ſaftleitendes Organ auch im Inneren dem Stengel ähnlich gebaut, indem man bei manchen Baum- arten im Blattſtiele ein centrales Mark, einen Holzring und eine Rinde, denen des Stengels ganz ähnlich gebaut, unterſcheidet. Meiſt aber gleicht der Blattſtiel auf dem Querſchnitt mehr einem halbirten Stengel; nämlich einem halbkreisförmigen Holzkörper liegt innenſeitig ein Markkörper an und beide ſind von der gemeinſamen Rinde umſchloſſen. Was nun die Blätter der Nadelhölzer betrifft, die mit der gewöhnlichen Benennung Nadeln doch nicht als etwas ganz anderes von den Blättern der Laubhölzer getrennt werden können, ſo iſt wie ihre äußere Geſtalt auch ihr innerer Bau verſchieden, doch nicht in dem Grade, daß wir nicht auch an ihnen eine Ober- und eine Unterſeite mit ihrer Oberhaut und ein Blattfleiſch mit blattgrünhaltigen Zellen und mit aus Baſtzellen und Gefäßen gebildeten Gefäßbündeln unterſcheiden könnten, nur eben in anderer Anordnung.

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/152>, abgerufen am 22.12.2024.