Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Roßmäßler, Emil Adolf: Das Süßwasser-Aquarium. Leipzig, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite
Pflege des Aquariums und Fütterung der Thiere.

Der Geruch des Wassers ist weniger geeignet, zum Einschreiten
gegen beginnende Verderbniß aufzufordern, denn diese ist bereits vollstän-
dig erfolgt, wenn das Wasser einen merkbaren übeln Geruch hat. Dann
ist es, wenn die Thiere noch lebendig sein sollten, nicht genug, das Wasser
vollständig zu erneuern, sondern man muß, nachdem das verdorbene
Wasser vollständig abgelassen ist, das Aquarium mit frischem etwa bis
über die Hälfte füllen, dieses dann mit der Hand darin herumrühren, um
die anhaftenden fauligen Stoffe abzuspülen, dieses Wasser dann wieder
entfernen und dann erst frisches Wasser einfüllen. Dann wird es gut
sein, nach einigen Tagen das Wasser noch einmal zu wechseln.

Für gewöhnlich, d. h. wenn das Aquarium gesund ist, hat man das
Wasser gar nicht zu erneuern, sondern nur den Verdunstungsverlust
durch Nachfüllen zu ersetzen. Wer jedoch eine kleine Mühe nicht scheut,
die aber der Heberschlauch kaum als eine Mühe erscheinen läßt, der thut
jedenfalls gut, etwa alle Monate das Wasser einmal zu erneuen. Ich
habe es jetzt seit fünf Monaten nicht gethan.

An der inneren Seite des Glases setzt sich von Zeit zu Zeit nicht nur
ein leichter, flockiger Anflug an, sondern auf der Lichtseite entwickeln sich
auch jene festansitzenden, schön grün gefärbten kleinen Algengruppen. Ich
wische und bürste sie ab mit einer scharfen, sehr kurz geschorenen soge-
nannten Uhrmacherbürste, die ich an einem etwa 3/4 Elle langen Stabe
befestigt habe. Für die Algen muß man mit der Bürste, nicht horizontal,
sondern senkrecht auf- und abwärts fahrend, stark aufdrücken.

Die Fäulniß von ein paar meiner Aufmerksamkeit entgangenen
abgestandenen Fischchen oder Schnecken hat sich mir in meinem Aquarium
noch nicht nachtheilig gezeigt, indem namentlich erstere von den Schnecken
bald verzehrt werden. Es gestaltet sich natürlich hiermit in einem vorsich-
tig gepflegten Aquarium wie in einem Teiche, in welchem auch Niemand
die faulenden Thierleichname beseitigt und doch Tausende verschiedener
Thiere und Pflanzen gedeihen. Die in dem 4. Abschnitte gegebenen An-
deutungen machen dies Alles erklärlich und natürlich, und es kommt Alles
darauf an, im Aquarium, in dieser Nachahmung eines Teiches im Kleinen,

6*
Pflege des Aquariums und Fütterung der Thiere.

Der Geruch des Waſſers iſt weniger geeignet, zum Einſchreiten
gegen beginnende Verderbniß aufzufordern, denn dieſe iſt bereits vollſtän-
dig erfolgt, wenn das Waſſer einen merkbaren übeln Geruch hat. Dann
iſt es, wenn die Thiere noch lebendig ſein ſollten, nicht genug, das Waſſer
vollſtändig zu erneuern, ſondern man muß, nachdem das verdorbene
Waſſer vollſtändig abgelaſſen iſt, das Aquarium mit friſchem etwa bis
über die Hälfte füllen, dieſes dann mit der Hand darin herumrühren, um
die anhaftenden fauligen Stoffe abzuſpülen, dieſes Waſſer dann wieder
entfernen und dann erſt friſches Waſſer einfüllen. Dann wird es gut
ſein, nach einigen Tagen das Waſſer noch einmal zu wechſeln.

Für gewöhnlich, d. h. wenn das Aquarium geſund iſt, hat man das
Waſſer gar nicht zu erneuern, ſondern nur den Verdunſtungsverluſt
durch Nachfüllen zu erſetzen. Wer jedoch eine kleine Mühe nicht ſcheut,
die aber der Heberſchlauch kaum als eine Mühe erſcheinen läßt, der thut
jedenfalls gut, etwa alle Monate das Waſſer einmal zu erneuen. Ich
habe es jetzt ſeit fünf Monaten nicht gethan.

An der inneren Seite des Glaſes ſetzt ſich von Zeit zu Zeit nicht nur
ein leichter, flockiger Anflug an, ſondern auf der Lichtſeite entwickeln ſich
auch jene feſtanſitzenden, ſchön grün gefärbten kleinen Algengruppen. Ich
wiſche und bürſte ſie ab mit einer ſcharfen, ſehr kurz geſchorenen ſoge-
nannten Uhrmacherbürſte, die ich an einem etwa ¾ Elle langen Stabe
befeſtigt habe. Für die Algen muß man mit der Bürſte, nicht horizontal,
ſondern ſenkrecht auf- und abwärts fahrend, ſtark aufdrücken.

Die Fäulniß von ein paar meiner Aufmerkſamkeit entgangenen
abgeſtandenen Fiſchchen oder Schnecken hat ſich mir in meinem Aquarium
noch nicht nachtheilig gezeigt, indem namentlich erſtere von den Schnecken
bald verzehrt werden. Es geſtaltet ſich natürlich hiermit in einem vorſich-
tig gepflegten Aquarium wie in einem Teiche, in welchem auch Niemand
die faulenden Thierleichname beſeitigt und doch Tauſende verſchiedener
Thiere und Pflanzen gedeihen. Die in dem 4. Abſchnitte gegebenen An-
deutungen machen dies Alles erklärlich und natürlich, und es kommt Alles
darauf an, im Aquarium, in dieſer Nachahmung eines Teiches im Kleinen,

6*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0099" n="83"/>
        <fw place="top" type="header">Pflege des Aquariums und Fütterung der Thiere.</fw><lb/>
        <p>Der <hi rendition="#g">Geruch</hi> des Wa&#x017F;&#x017F;ers i&#x017F;t weniger geeignet, zum Ein&#x017F;chreiten<lb/>
gegen beginnende Verderbniß aufzufordern, denn die&#x017F;e i&#x017F;t bereits voll&#x017F;tän-<lb/>
dig erfolgt, wenn das Wa&#x017F;&#x017F;er einen merkbaren übeln Geruch hat. Dann<lb/>
i&#x017F;t es, wenn die Thiere noch lebendig &#x017F;ein &#x017F;ollten, nicht genug, das Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
voll&#x017F;tändig zu erneuern, &#x017F;ondern man muß, nachdem das verdorbene<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er voll&#x017F;tändig abgela&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t, das Aquarium mit fri&#x017F;chem etwa bis<lb/>
über die Hälfte füllen, die&#x017F;es dann mit der Hand darin herumrühren, um<lb/>
die anhaftenden fauligen Stoffe abzu&#x017F;pülen, die&#x017F;es Wa&#x017F;&#x017F;er dann wieder<lb/>
entfernen und dann er&#x017F;t fri&#x017F;ches Wa&#x017F;&#x017F;er einfüllen. Dann wird es gut<lb/>
&#x017F;ein, nach einigen Tagen das Wa&#x017F;&#x017F;er noch einmal zu wech&#x017F;eln.</p><lb/>
        <p>Für gewöhnlich, d. h. wenn das Aquarium ge&#x017F;und i&#x017F;t, hat man das<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er gar nicht zu erneuern, &#x017F;ondern nur den Verdun&#x017F;tungsverlu&#x017F;t<lb/>
durch Nachfüllen zu er&#x017F;etzen. Wer jedoch eine kleine Mühe nicht &#x017F;cheut,<lb/>
die aber der Heber&#x017F;chlauch kaum als eine Mühe er&#x017F;cheinen läßt, der thut<lb/>
jedenfalls gut, etwa alle Monate das Wa&#x017F;&#x017F;er einmal zu erneuen. Ich<lb/>
habe es jetzt &#x017F;eit fünf Monaten nicht gethan.</p><lb/>
        <p>An der inneren Seite des Gla&#x017F;es &#x017F;etzt &#x017F;ich von Zeit zu Zeit nicht nur<lb/>
ein leichter, flockiger Anflug an, &#x017F;ondern auf der Licht&#x017F;eite entwickeln &#x017F;ich<lb/>
auch jene fe&#x017F;tan&#x017F;itzenden, &#x017F;chön grün gefärbten kleinen Algengruppen. Ich<lb/>
wi&#x017F;che und bür&#x017F;te &#x017F;ie ab mit einer &#x017F;charfen, &#x017F;ehr kurz ge&#x017F;chorenen &#x017F;oge-<lb/>
nannten Uhrmacherbür&#x017F;te, die ich an einem etwa ¾ Elle langen Stabe<lb/>
befe&#x017F;tigt habe. Für die Algen muß man mit der Bür&#x017F;te, nicht horizontal,<lb/>
&#x017F;ondern &#x017F;enkrecht auf- und abwärts fahrend, &#x017F;tark aufdrücken.</p><lb/>
        <p>Die Fäulniß von ein paar meiner Aufmerk&#x017F;amkeit entgangenen<lb/>
abge&#x017F;tandenen Fi&#x017F;chchen oder Schnecken hat &#x017F;ich mir in meinem Aquarium<lb/>
noch nicht nachtheilig gezeigt, indem namentlich er&#x017F;tere von den Schnecken<lb/>
bald verzehrt werden. Es ge&#x017F;taltet &#x017F;ich natürlich hiermit in einem vor&#x017F;ich-<lb/>
tig gepflegten Aquarium wie in einem Teiche, in welchem auch Niemand<lb/>
die faulenden Thierleichname be&#x017F;eitigt und doch Tau&#x017F;ende ver&#x017F;chiedener<lb/>
Thiere und Pflanzen gedeihen. Die in dem 4. Ab&#x017F;chnitte gegebenen An-<lb/>
deutungen machen dies Alles erklärlich und natürlich, und es kommt Alles<lb/>
darauf an, im Aquarium, in die&#x017F;er Nachahmung eines Teiches im Kleinen,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">6*</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[83/0099] Pflege des Aquariums und Fütterung der Thiere. Der Geruch des Waſſers iſt weniger geeignet, zum Einſchreiten gegen beginnende Verderbniß aufzufordern, denn dieſe iſt bereits vollſtän- dig erfolgt, wenn das Waſſer einen merkbaren übeln Geruch hat. Dann iſt es, wenn die Thiere noch lebendig ſein ſollten, nicht genug, das Waſſer vollſtändig zu erneuern, ſondern man muß, nachdem das verdorbene Waſſer vollſtändig abgelaſſen iſt, das Aquarium mit friſchem etwa bis über die Hälfte füllen, dieſes dann mit der Hand darin herumrühren, um die anhaftenden fauligen Stoffe abzuſpülen, dieſes Waſſer dann wieder entfernen und dann erſt friſches Waſſer einfüllen. Dann wird es gut ſein, nach einigen Tagen das Waſſer noch einmal zu wechſeln. Für gewöhnlich, d. h. wenn das Aquarium geſund iſt, hat man das Waſſer gar nicht zu erneuern, ſondern nur den Verdunſtungsverluſt durch Nachfüllen zu erſetzen. Wer jedoch eine kleine Mühe nicht ſcheut, die aber der Heberſchlauch kaum als eine Mühe erſcheinen läßt, der thut jedenfalls gut, etwa alle Monate das Waſſer einmal zu erneuen. Ich habe es jetzt ſeit fünf Monaten nicht gethan. An der inneren Seite des Glaſes ſetzt ſich von Zeit zu Zeit nicht nur ein leichter, flockiger Anflug an, ſondern auf der Lichtſeite entwickeln ſich auch jene feſtanſitzenden, ſchön grün gefärbten kleinen Algengruppen. Ich wiſche und bürſte ſie ab mit einer ſcharfen, ſehr kurz geſchorenen ſoge- nannten Uhrmacherbürſte, die ich an einem etwa ¾ Elle langen Stabe befeſtigt habe. Für die Algen muß man mit der Bürſte, nicht horizontal, ſondern ſenkrecht auf- und abwärts fahrend, ſtark aufdrücken. Die Fäulniß von ein paar meiner Aufmerkſamkeit entgangenen abgeſtandenen Fiſchchen oder Schnecken hat ſich mir in meinem Aquarium noch nicht nachtheilig gezeigt, indem namentlich erſtere von den Schnecken bald verzehrt werden. Es geſtaltet ſich natürlich hiermit in einem vorſich- tig gepflegten Aquarium wie in einem Teiche, in welchem auch Niemand die faulenden Thierleichname beſeitigt und doch Tauſende verſchiedener Thiere und Pflanzen gedeihen. Die in dem 4. Abſchnitte gegebenen An- deutungen machen dies Alles erklärlich und natürlich, und es kommt Alles darauf an, im Aquarium, in dieſer Nachahmung eines Teiches im Kleinen, 6*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_suesswasseraquarium_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_suesswasseraquarium_1857/99
Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Das Süßwasser-Aquarium. Leipzig, 1857, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_suesswasseraquarium_1857/99>, abgerufen am 24.11.2024.