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Roßmäßler, Emil Adolf: Das Süßwasser-Aquarium. Leipzig, 1857.

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Die Thiere des Aquariums.
Köpfen einen ähnlichen Sinn haben mag, wie Feuersalamander, welcher
feuerfest sein soll, was er eben so wenig ist, wie wir Menschenkinder.

Vom ersten Frühjahr an bis Juni kann man leicht in Gräben und
Sümpfen die Laiche und die Larven (Kaulquappen) von Fröschen und
Kröten bekommen, die aus mehr als einem Grunde berücksichtigt werden
müssen. Erstens dienen sie den Fischen und Molchen zur Nahrung, und
dann verschaffen uns zweitens diejenigen Larven, welche den Nachstellun-
gen entgehen, Gelegenheit, die wunderbare Verwandlung dieser Thiere
kennen zu lernen. Diese scheint in den Aquarien darin eine Störung zu
erleiden, daß sie verlangsamt wird, indem die Vorderbeine langsamer frei
werden und die jungen Thiere gewissermaßen ihren Fischschwanz schwerer
los werden können, vielleicht weil der beschränkte Raum ihren Bewegungen
nicht hinlängliche Freiheit gewährt.

Zwei andere Lurche aus der nächsten Verwandtschaft der Frösche
und Kröten, die ich aller Scheu zum Trotz für das Aquarium empfehle,
sind zwei Molche, nämlich der Kamm-Molch, Triton cristatus (Fig. 50. 3.),
und der Feuer-Molch, Tr. igneus (4, 5.); die Männchen aller Molchar-
ten haben den Rücken und Schwanz entlang einen lappigen oder gesägten
Hautkamm (3, 4.), der den Weibchen fehlt. Die genannten Arten und an
vielen Orten auch noch eine dritte, der gestreifte Molch, Tr. taeniatus, fin-
den sich in den Sümpfen und schlammigen Gräben von fast ganz Europa
sehr häufig, jedoch leicht zu finden nur etwa bis in den Juli. Dann ver-
lassen sie das Wasser und verbergen sich an feuchten Orten am Erdboden,
in Mauerritzen, Felsspalten u. s. w. Sie fühlen sich daher im Aquarium
auf die Dauer nur dann behaglich, wenn sie einen recht großen lückigen,
über den Wasserspiegel hinaustretenden Felsen haben, in dessen Schlupf-
winkeln sie sich im Sommer verbergen und dann meist erbärmlich abge-
hungert aussehen, trotzdem, daß in ihrer Nähe im Wasser Speise und
Trank vorhanden ist. Wer die Molche häßliche, abscheuliche, vielleicht gar
grauenerregende Thiere nennt: ich wette, er wird sie nach kurzer Zeit schön
finden, denn die Eleganz ihrer Bewegungen, die Schönheit ihrer Zeich-
nung und dazu ihre Harmlosigkeit werden ihn dazu zwingen. Im Juli

Die Thiere des Aquariums.
Köpfen einen ähnlichen Sinn haben mag, wie Feuerſalamander, welcher
feuerfeſt ſein ſoll, was er eben ſo wenig iſt, wie wir Menſchenkinder.

Vom erſten Frühjahr an bis Juni kann man leicht in Gräben und
Sümpfen die Laiche und die Larven (Kaulquappen) von Fröſchen und
Kröten bekommen, die aus mehr als einem Grunde berückſichtigt werden
müſſen. Erſtens dienen ſie den Fiſchen und Molchen zur Nahrung, und
dann verſchaffen uns zweitens diejenigen Larven, welche den Nachſtellun-
gen entgehen, Gelegenheit, die wunderbare Verwandlung dieſer Thiere
kennen zu lernen. Dieſe ſcheint in den Aquarien darin eine Störung zu
erleiden, daß ſie verlangſamt wird, indem die Vorderbeine langſamer frei
werden und die jungen Thiere gewiſſermaßen ihren Fiſchſchwanz ſchwerer
los werden können, vielleicht weil der beſchränkte Raum ihren Bewegungen
nicht hinlängliche Freiheit gewährt.

Zwei andere Lurche aus der nächſten Verwandtſchaft der Fröſche
und Kröten, die ich aller Scheu zum Trotz für das Aquarium empfehle,
ſind zwei Molche, nämlich der Kamm-Molch, Triton cristatus (Fig. 50. 3.),
und der Feuer-Molch, Tr. igneus (4, 5.); die Männchen aller Molchar-
ten haben den Rücken und Schwanz entlang einen lappigen oder geſägten
Hautkamm (3, 4.), der den Weibchen fehlt. Die genannten Arten und an
vielen Orten auch noch eine dritte, der geſtreifte Molch, Tr. taeniatus, fin-
den ſich in den Sümpfen und ſchlammigen Gräben von faſt ganz Europa
ſehr häufig, jedoch leicht zu finden nur etwa bis in den Juli. Dann ver-
laſſen ſie das Waſſer und verbergen ſich an feuchten Orten am Erdboden,
in Mauerritzen, Felsſpalten u. ſ. w. Sie fühlen ſich daher im Aquarium
auf die Dauer nur dann behaglich, wenn ſie einen recht großen lückigen,
über den Waſſerſpiegel hinaustretenden Felſen haben, in deſſen Schlupf-
winkeln ſie ſich im Sommer verbergen und dann meiſt erbärmlich abge-
hungert ausſehen, trotzdem, daß in ihrer Nähe im Waſſer Speiſe und
Trank vorhanden iſt. Wer die Molche häßliche, abſcheuliche, vielleicht gar
grauenerregende Thiere nennt: ich wette, er wird ſie nach kurzer Zeit ſchön
finden, denn die Eleganz ihrer Bewegungen, die Schönheit ihrer Zeich-
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[73/0089] Die Thiere des Aquariums. Köpfen einen ähnlichen Sinn haben mag, wie Feuerſalamander, welcher feuerfeſt ſein ſoll, was er eben ſo wenig iſt, wie wir Menſchenkinder. Vom erſten Frühjahr an bis Juni kann man leicht in Gräben und Sümpfen die Laiche und die Larven (Kaulquappen) von Fröſchen und Kröten bekommen, die aus mehr als einem Grunde berückſichtigt werden müſſen. Erſtens dienen ſie den Fiſchen und Molchen zur Nahrung, und dann verſchaffen uns zweitens diejenigen Larven, welche den Nachſtellun- gen entgehen, Gelegenheit, die wunderbare Verwandlung dieſer Thiere kennen zu lernen. Dieſe ſcheint in den Aquarien darin eine Störung zu erleiden, daß ſie verlangſamt wird, indem die Vorderbeine langſamer frei werden und die jungen Thiere gewiſſermaßen ihren Fiſchſchwanz ſchwerer los werden können, vielleicht weil der beſchränkte Raum ihren Bewegungen nicht hinlängliche Freiheit gewährt. Zwei andere Lurche aus der nächſten Verwandtſchaft der Fröſche und Kröten, die ich aller Scheu zum Trotz für das Aquarium empfehle, ſind zwei Molche, nämlich der Kamm-Molch, Triton cristatus (Fig. 50. 3.), und der Feuer-Molch, Tr. igneus (4, 5.); die Männchen aller Molchar- ten haben den Rücken und Schwanz entlang einen lappigen oder geſägten Hautkamm (3, 4.), der den Weibchen fehlt. Die genannten Arten und an vielen Orten auch noch eine dritte, der geſtreifte Molch, Tr. taeniatus, fin- den ſich in den Sümpfen und ſchlammigen Gräben von faſt ganz Europa ſehr häufig, jedoch leicht zu finden nur etwa bis in den Juli. Dann ver- laſſen ſie das Waſſer und verbergen ſich an feuchten Orten am Erdboden, in Mauerritzen, Felsſpalten u. ſ. w. Sie fühlen ſich daher im Aquarium auf die Dauer nur dann behaglich, wenn ſie einen recht großen lückigen, über den Waſſerſpiegel hinaustretenden Felſen haben, in deſſen Schlupf- winkeln ſie ſich im Sommer verbergen und dann meiſt erbärmlich abge- hungert ausſehen, trotzdem, daß in ihrer Nähe im Waſſer Speiſe und Trank vorhanden iſt. Wer die Molche häßliche, abſcheuliche, vielleicht gar grauenerregende Thiere nennt: ich wette, er wird ſie nach kurzer Zeit ſchön finden, denn die Eleganz ihrer Bewegungen, die Schönheit ihrer Zeich- nung und dazu ihre Harmloſigkeit werden ihn dazu zwingen. Im Juli

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Das Süßwasser-Aquarium. Leipzig, 1857, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_suesswasseraquarium_1857/89>, abgerufen am 24.11.2024.