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Roßmäßler, Emil Adolf: Das Süßwasser-Aquarium. Leipzig, 1857.

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Die Thiere des Aquariums.
Käfer selbst sind auch noch deshalb nicht eben zu empfehlen, weil sie des
Abends gern das Wasser verlassen und Nervenschwache dann leicht in
Schrecken setzen, wenn sie brummend im Zimmer in der Irre herumfliegen.
Der gerühmte Instinkt, der ja die Thiere zu willenlosen Maschinen ma-
chen soll, sagt ihnen nicht, in welchem Winkel des Zimmers das Aqua-
rium steht! Hat man bei seinem Aquarium besonders die Thierwelt im
Auge, so dürfen diese schönen Thiere allerdings nicht fehlen. Die Larve
des Schwimmkäfers vertritt das Element des wilden Raubthieres, wäh-
rend die Schwimmwanze als geschickte Rückenschwimmerin (was auch der
Name Notonecta ausdrückt) belustigt.

Zu verbannen sind ferner einige Wasserinsekten aus der Ordnung
der Wanzenartigen, namentlich der Wasserskorpion, Nepa cinerea (Fig. 45.
5) und die Schwimmwanze, Notonecta glauca (Fig. 45. 4.), weil beide der
Fischbrut nachstellen. Will man jedoch in dieser Beziehung ein Opfer
bringen und sich vor ihren empfindlichen Stichen in Acht nehmen, so em-
pfehlen sich beide durch ihre abenteuerliche Gestalt und die Schwimm-
wanze, wie eben erwähnt, namentlich dadurch, daß sie auf der Oberfläche
des Wassers auf dem Rücken schwimmend herumfährt und dabei mit ihren
langen Beinen rudert.

Wir gehen zu denjenigen Insekten über, die uns das Aquarium be-
völkern sollen und mancherlei belehrende Unterhaltung gewähren werden.

1. Dazu gehören vor allen Dingen die Larven und Puppen der
Libellen oder Seejungfern aus den Gattungen Libellula, Agrion (Fig. 46.
1, 2.) und Aeschna (Fig. 46. 3, 4, 5.), denn diese bekannten Schwärmer
in der lauen Sommerluft, die sie bald mit schnarrendem Flügelschlag bald
lautlos durchschwärmen, leben in ihren früheren Zuständen im Wasser und
nichts erinnert an ihrer Gestalt, oft mit leuchtenden Farben und feinma-
schigen Flügeln geschmückt, daß sie den größeren Theil ihres Lebens häß-
liche Wasserthiere gewesen sind. Sind sie aber auch häßlich, so verdienen
sie dennoch namentlich aus einem Grunde in das Aquarium aufgenom-
men zu werden. Dieser liegt in einem sonderbaren Werkzeuge, der soge-
nannten Fangmaske, welches sie an der Unterseite des Gesichts tragen

Die Thiere des Aquariums.
Käfer ſelbſt ſind auch noch deshalb nicht eben zu empfehlen, weil ſie des
Abends gern das Waſſer verlaſſen und Nervenſchwache dann leicht in
Schrecken ſetzen, wenn ſie brummend im Zimmer in der Irre herumfliegen.
Der gerühmte Inſtinkt, der ja die Thiere zu willenloſen Maſchinen ma-
chen ſoll, ſagt ihnen nicht, in welchem Winkel des Zimmers das Aqua-
rium ſteht! Hat man bei ſeinem Aquarium beſonders die Thierwelt im
Auge, ſo dürfen dieſe ſchönen Thiere allerdings nicht fehlen. Die Larve
des Schwimmkäfers vertritt das Element des wilden Raubthieres, wäh-
rend die Schwimmwanze als geſchickte Rückenſchwimmerin (was auch der
Name Notonecta ausdrückt) beluſtigt.

Zu verbannen ſind ferner einige Waſſerinſekten aus der Ordnung
der Wanzenartigen, namentlich der Waſſerſkorpion, Nepa cinerea (Fig. 45.
5) und die Schwimmwanze, Notonecta glauca (Fig. 45. 4.), weil beide der
Fiſchbrut nachſtellen. Will man jedoch in dieſer Beziehung ein Opfer
bringen und ſich vor ihren empfindlichen Stichen in Acht nehmen, ſo em-
pfehlen ſich beide durch ihre abenteuerliche Geſtalt und die Schwimm-
wanze, wie eben erwähnt, namentlich dadurch, daß ſie auf der Oberfläche
des Waſſers auf dem Rücken ſchwimmend herumfährt und dabei mit ihren
langen Beinen rudert.

Wir gehen zu denjenigen Inſekten über, die uns das Aquarium be-
völkern ſollen und mancherlei belehrende Unterhaltung gewähren werden.

1. Dazu gehören vor allen Dingen die Larven und Puppen der
Libellen oder Seejungfern aus den Gattungen Libellula, Agrion (Fig. 46.
1, 2.) und Aeschna (Fig. 46. 3, 4, 5.), denn dieſe bekannten Schwärmer
in der lauen Sommerluft, die ſie bald mit ſchnarrendem Flügelſchlag bald
lautlos durchſchwärmen, leben in ihren früheren Zuſtänden im Waſſer und
nichts erinnert an ihrer Geſtalt, oft mit leuchtenden Farben und feinma-
ſchigen Flügeln geſchmückt, daß ſie den größeren Theil ihres Lebens häß-
liche Waſſerthiere geweſen ſind. Sind ſie aber auch häßlich, ſo verdienen
ſie dennoch namentlich aus einem Grunde in das Aquarium aufgenom-
men zu werden. Dieſer liegt in einem ſonderbaren Werkzeuge, der ſoge-
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[56/0072] Die Thiere des Aquariums. Käfer ſelbſt ſind auch noch deshalb nicht eben zu empfehlen, weil ſie des Abends gern das Waſſer verlaſſen und Nervenſchwache dann leicht in Schrecken ſetzen, wenn ſie brummend im Zimmer in der Irre herumfliegen. Der gerühmte Inſtinkt, der ja die Thiere zu willenloſen Maſchinen ma- chen ſoll, ſagt ihnen nicht, in welchem Winkel des Zimmers das Aqua- rium ſteht! Hat man bei ſeinem Aquarium beſonders die Thierwelt im Auge, ſo dürfen dieſe ſchönen Thiere allerdings nicht fehlen. Die Larve des Schwimmkäfers vertritt das Element des wilden Raubthieres, wäh- rend die Schwimmwanze als geſchickte Rückenſchwimmerin (was auch der Name Notonecta ausdrückt) beluſtigt. Zu verbannen ſind ferner einige Waſſerinſekten aus der Ordnung der Wanzenartigen, namentlich der Waſſerſkorpion, Nepa cinerea (Fig. 45. 5) und die Schwimmwanze, Notonecta glauca (Fig. 45. 4.), weil beide der Fiſchbrut nachſtellen. Will man jedoch in dieſer Beziehung ein Opfer bringen und ſich vor ihren empfindlichen Stichen in Acht nehmen, ſo em- pfehlen ſich beide durch ihre abenteuerliche Geſtalt und die Schwimm- wanze, wie eben erwähnt, namentlich dadurch, daß ſie auf der Oberfläche des Waſſers auf dem Rücken ſchwimmend herumfährt und dabei mit ihren langen Beinen rudert. Wir gehen zu denjenigen Inſekten über, die uns das Aquarium be- völkern ſollen und mancherlei belehrende Unterhaltung gewähren werden. 1. Dazu gehören vor allen Dingen die Larven und Puppen der Libellen oder Seejungfern aus den Gattungen Libellula, Agrion (Fig. 46. 1, 2.) und Aeschna (Fig. 46. 3, 4, 5.), denn dieſe bekannten Schwärmer in der lauen Sommerluft, die ſie bald mit ſchnarrendem Flügelſchlag bald lautlos durchſchwärmen, leben in ihren früheren Zuſtänden im Waſſer und nichts erinnert an ihrer Geſtalt, oft mit leuchtenden Farben und feinma- ſchigen Flügeln geſchmückt, daß ſie den größeren Theil ihres Lebens häß- liche Waſſerthiere geweſen ſind. Sind ſie aber auch häßlich, ſo verdienen ſie dennoch namentlich aus einem Grunde in das Aquarium aufgenom- men zu werden. Dieſer liegt in einem ſonderbaren Werkzeuge, der ſoge- nannten Fangmaske, welches ſie an der Unterſeite des Geſichts tragen

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Das Süßwasser-Aquarium. Leipzig, 1857, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_suesswasseraquarium_1857/72>, abgerufen am 27.11.2024.