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Roßmäßler, Emil Adolf: Das Süßwasser-Aquarium. Leipzig, 1857.

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Sumpfpflanzen.
abgebildeten deutschen und schweizerischen Arten sind schwerer zu bekom-
men, als einige ausländische. Die Abbildungen rufen diese gewiß allge-
mein bekannten, durch ihre reiche Verzweigung und durch ihre dichtstehen-
den flächenartig ausgebreiteten kleinen Blättchen sehr an Moose erinnern-
den Pflanzen meinen Lesern ins Gedächtniß. Die Selaginellen sind die
nächsten Verwandten unserer Bärlapp-Pflanze (Lycopodium clava-
tum),
und einige Arten bewohnen die Alpen der Schweiz und des süd-
deutschen Hochlandes. Mehre ausländische Arten, die einander übrigens
sehr ähnlich sind, werden in jedem Gewächshause in Menge gezogen und
sind daher gewiß überall sehr leicht zu beziehen. Sie müssen so gepflanzt
werden, daß ihre moosartig kriechenden Stengel Platz haben, um sich
auszubreiten und namentlich an kleinen Felsenwänden herabzuhängen.

In dem mehrfach erwähnten Artikel in der "Gartenlaube" habe ich
auch Farrenkräuter unter denjenigen Pflanzen genannt, welche auf der
Felspartie des Aquariums Aufnahme verdienen. Bin ich seitdem auch
nicht gerade eines Anderen belehrt worden, so glaube ich doch, daß man
bei der Wahl derselben beschränkter ist, als ich früher angenommen habe.
Der Grund davon liegt zum Theil darin, daß für viele Farrenkräu-
ter der Standort im Aquarium selbst auf dessen höchster Felsenspitze
zu naß ist, und daß viele Farrenkräuter einen zu großen Wurzelraum
beanspruchen. Deshalb möchte ich mich nun etwa auf folgende be-
schränken.

14. Der Rippenfarren, Blechnum Spicant oder Bl. boreale. (Fig. 34.)
Seine äußerst regelmäßig tief fiederspaltigen Wedel, wie man die Blätter
der Farrenkräuter nennt, haben den Vorzug vor vielen anderen, daß sie
sehr lange lebendig bleiben und stets so lange, bis sich wieder neue Wedel
ausgebildet haben. Den besonderen Namen "Wedel" haben die Farren-
blätter deswegen, weil sie mehr als bloße Blätter sind, denn sie tragen
auf der Rückseite in regelmäßiger, aber bei den verschiedenen Gattungen
höchst manchfaltiger Anordnung, die kleinen sandkorngroßen Kapsel-
früchtchen. Bei dem Rippenfarren thun das wie bei einigen andern nicht
alle Wedel, sondern blos die einen sind fruchtbar, während die anderen

Sumpfpflanzen.
abgebildeten deutſchen und ſchweizeriſchen Arten ſind ſchwerer zu bekom-
men, als einige ausländiſche. Die Abbildungen rufen dieſe gewiß allge-
mein bekannten, durch ihre reiche Verzweigung und durch ihre dichtſtehen-
den flächenartig ausgebreiteten kleinen Blättchen ſehr an Mooſe erinnern-
den Pflanzen meinen Leſern ins Gedächtniß. Die Selaginellen ſind die
nächſten Verwandten unſerer Bärlapp-Pflanze (Lycopodium clava-
tum),
und einige Arten bewohnen die Alpen der Schweiz und des ſüd-
deutſchen Hochlandes. Mehre ausländiſche Arten, die einander übrigens
ſehr ähnlich ſind, werden in jedem Gewächshauſe in Menge gezogen und
ſind daher gewiß überall ſehr leicht zu beziehen. Sie müſſen ſo gepflanzt
werden, daß ihre moosartig kriechenden Stengel Platz haben, um ſich
auszubreiten und namentlich an kleinen Felſenwänden herabzuhängen.

In dem mehrfach erwähnten Artikel in der „Gartenlaube“ habe ich
auch Farrenkräuter unter denjenigen Pflanzen genannt, welche auf der
Felspartie des Aquariums Aufnahme verdienen. Bin ich ſeitdem auch
nicht gerade eines Anderen belehrt worden, ſo glaube ich doch, daß man
bei der Wahl derſelben beſchränkter iſt, als ich früher angenommen habe.
Der Grund davon liegt zum Theil darin, daß für viele Farrenkräu-
ter der Standort im Aquarium ſelbſt auf deſſen höchſter Felſenſpitze
zu naß iſt, und daß viele Farrenkräuter einen zu großen Wurzelraum
beanſpruchen. Deshalb möchte ich mich nun etwa auf folgende be-
ſchränken.

14. Der Rippenfarren, Blechnum Spicant oder Bl. boreale. (Fig. 34.)
Seine äußerſt regelmäßig tief fiederſpaltigen Wedel, wie man die Blätter
der Farrenkräuter nennt, haben den Vorzug vor vielen anderen, daß ſie
ſehr lange lebendig bleiben und ſtets ſo lange, bis ſich wieder neue Wedel
ausgebildet haben. Den beſonderen Namen „Wedel“ haben die Farren-
blätter deswegen, weil ſie mehr als bloße Blätter ſind, denn ſie tragen
auf der Rückſeite in regelmäßiger, aber bei den verſchiedenen Gattungen
höchſt manchfaltiger Anordnung, die kleinen ſandkorngroßen Kapſel-
früchtchen. Bei dem Rippenfarren thun das wie bei einigen andern nicht
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[37/0053] Sumpfpflanzen. abgebildeten deutſchen und ſchweizeriſchen Arten ſind ſchwerer zu bekom- men, als einige ausländiſche. Die Abbildungen rufen dieſe gewiß allge- mein bekannten, durch ihre reiche Verzweigung und durch ihre dichtſtehen- den flächenartig ausgebreiteten kleinen Blättchen ſehr an Mooſe erinnern- den Pflanzen meinen Leſern ins Gedächtniß. Die Selaginellen ſind die nächſten Verwandten unſerer Bärlapp-Pflanze (Lycopodium clava- tum), und einige Arten bewohnen die Alpen der Schweiz und des ſüd- deutſchen Hochlandes. Mehre ausländiſche Arten, die einander übrigens ſehr ähnlich ſind, werden in jedem Gewächshauſe in Menge gezogen und ſind daher gewiß überall ſehr leicht zu beziehen. Sie müſſen ſo gepflanzt werden, daß ihre moosartig kriechenden Stengel Platz haben, um ſich auszubreiten und namentlich an kleinen Felſenwänden herabzuhängen. In dem mehrfach erwähnten Artikel in der „Gartenlaube“ habe ich auch Farrenkräuter unter denjenigen Pflanzen genannt, welche auf der Felspartie des Aquariums Aufnahme verdienen. Bin ich ſeitdem auch nicht gerade eines Anderen belehrt worden, ſo glaube ich doch, daß man bei der Wahl derſelben beſchränkter iſt, als ich früher angenommen habe. Der Grund davon liegt zum Theil darin, daß für viele Farrenkräu- ter der Standort im Aquarium ſelbſt auf deſſen höchſter Felſenſpitze zu naß iſt, und daß viele Farrenkräuter einen zu großen Wurzelraum beanſpruchen. Deshalb möchte ich mich nun etwa auf folgende be- ſchränken. 14. Der Rippenfarren, Blechnum Spicant oder Bl. boreale. (Fig. 34.) Seine äußerſt regelmäßig tief fiederſpaltigen Wedel, wie man die Blätter der Farrenkräuter nennt, haben den Vorzug vor vielen anderen, daß ſie ſehr lange lebendig bleiben und ſtets ſo lange, bis ſich wieder neue Wedel ausgebildet haben. Den beſonderen Namen „Wedel“ haben die Farren- blätter deswegen, weil ſie mehr als bloße Blätter ſind, denn ſie tragen auf der Rückſeite in regelmäßiger, aber bei den verſchiedenen Gattungen höchſt manchfaltiger Anordnung, die kleinen ſandkorngroßen Kapſel- früchtchen. Bei dem Rippenfarren thun das wie bei einigen andern nicht alle Wedel, ſondern blos die einen ſind fruchtbar, während die anderen

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Das Süßwasser-Aquarium. Leipzig, 1857, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_suesswasseraquarium_1857/53>, abgerufen am 25.11.2024.