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Roßmäßler, Emil Adolf: Das Süßwasser-Aquarium. Leipzig, 1857.

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Pflege des Aquariums und Fütterung der Thiere.
nichts zu thun, was jenes sich selbst erhaltende Gleichgewicht stören könnte.
Das außerordentlich üppige Gedeihen des Hornblattes (Fig. 4. S.
14.) in meinem Aquarium veranlaßt mich geradehin zu dem Ausspruche,
daß es vielleicht der wesentlichste Regulator des gedeihlichen Zustandes des
Wassers ist, und daß es in keinem Aquarium fehlen dürfe. Es ist zum
Glück ein sehr verbreitetes Gewächs. Seit 5 Monaten hat sich in meinem
Aquarium eine einzige schwache Ranke des Hornblattes so entwickelt, daß
es die eine Seite desselben mit einem undurchdringlichen Gewirr von
prächtig grünem Gezweig erfüllt hat, in welchem die Schnecken ihren
Wohnsitz aufgeschlagen haben.

Sieht man nach längerer Zeit, namentlich gegen Ende des Sommers,
keine neuen Sprosse aus den Wurzelstöcken der im Sande wurzelnden
Pflanzen emporschießen, so ist das kein gutes Zeichen. Man muß dann
zusehen, ob die Wurzelstöcke abgefault sind, in welchem Falle sich die
Pflanzen leicht herausziehen lassen. Damit ist eine Erneuerung des gan-
zen Aquariums erforderlich. Es ist mir dies aufangs einmal widerfahren,
vielleicht weil ich nur ganz reinen Flußsand angewendet hatte.

Der Hauptfehler, den man zu begehen pflegt, liegt darin, daß man
zu viel und unzweckmäßig füttert, wahrscheinlich weil man die Freude
haben will, die Fischlein nach den Brodkrumen schnappen zu sehen. Ich
füttere weder Brod noch Semmel, denn das davon im Wasser übrig blei-
bende verwandelt sich in einen sauren Brei, der jedenfalls für die Thiere
das Wasser verschlechtert. Was man Alles füttern dürfe, kann ich nicht
angeben, weil ich bei dem geblieben bin, was ich als zweckmäßig erkannt
habe. Das sind getrocknete Ameisenpuppen, gewöhnlich Ameiseneier ge-
nannt, und in etwa zolllange Stücke geschnittene Regenwürmer. Man
kaufe möglichst hell aussehende Ameisenpuppen, denn in den dunkeln
ist die Ameise bereits ausgebildet und deren harte Bedeckung macht sie
den Fischen unverdaulich. Wenn man keine Regenwürmer mehr haben
kann, so füttere man dann und wann, in kleinen Portionen, ge-
hackte Abgänge von Fleisch, woran es natürlich niemals fehlen kann.
Auch die kleinsten Fischen nagen daran und saugen die Regenwurm-

Pflege des Aquariums und Fütterung der Thiere.
nichts zu thun, was jenes ſich ſelbſt erhaltende Gleichgewicht ſtören könnte.
Das außerordentlich üppige Gedeihen des Hornblattes (Fig. 4. S.
14.) in meinem Aquarium veranlaßt mich geradehin zu dem Ausſpruche,
daß es vielleicht der weſentlichſte Regulator des gedeihlichen Zuſtandes des
Waſſers iſt, und daß es in keinem Aquarium fehlen dürfe. Es iſt zum
Glück ein ſehr verbreitetes Gewächs. Seit 5 Monaten hat ſich in meinem
Aquarium eine einzige ſchwache Ranke des Hornblattes ſo entwickelt, daß
es die eine Seite deſſelben mit einem undurchdringlichen Gewirr von
prächtig grünem Gezweig erfüllt hat, in welchem die Schnecken ihren
Wohnſitz aufgeſchlagen haben.

Sieht man nach längerer Zeit, namentlich gegen Ende des Sommers,
keine neuen Sproſſe aus den Wurzelſtöcken der im Sande wurzelnden
Pflanzen emporſchießen, ſo iſt das kein gutes Zeichen. Man muß dann
zuſehen, ob die Wurzelſtöcke abgefault ſind, in welchem Falle ſich die
Pflanzen leicht herausziehen laſſen. Damit iſt eine Erneuerung des gan-
zen Aquariums erforderlich. Es iſt mir dies aufangs einmal widerfahren,
vielleicht weil ich nur ganz reinen Flußſand angewendet hatte.

Der Hauptfehler, den man zu begehen pflegt, liegt darin, daß man
zu viel und unzweckmäßig füttert, wahrſcheinlich weil man die Freude
haben will, die Fiſchlein nach den Brodkrumen ſchnappen zu ſehen. Ich
füttere weder Brod noch Semmel, denn das davon im Waſſer übrig blei-
bende verwandelt ſich in einen ſauren Brei, der jedenfalls für die Thiere
das Waſſer verſchlechtert. Was man Alles füttern dürfe, kann ich nicht
angeben, weil ich bei dem geblieben bin, was ich als zweckmäßig erkannt
habe. Das ſind getrocknete Ameiſenpuppen, gewöhnlich Ameiſeneier ge-
nannt, und in etwa zolllange Stücke geſchnittene Regenwürmer. Man
kaufe möglichſt hell ausſehende Ameiſenpuppen, denn in den dunkeln
iſt die Ameiſe bereits ausgebildet und deren harte Bedeckung macht ſie
den Fiſchen unverdaulich. Wenn man keine Regenwürmer mehr haben
kann, ſo füttere man dann und wann, in kleinen Portionen, ge-
hackte Abgänge von Fleiſch, woran es natürlich niemals fehlen kann.
Auch die kleinſten Fiſchen nagen daran und ſaugen die Regenwurm-

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[84/0100] Pflege des Aquariums und Fütterung der Thiere. nichts zu thun, was jenes ſich ſelbſt erhaltende Gleichgewicht ſtören könnte. Das außerordentlich üppige Gedeihen des Hornblattes (Fig. 4. S. 14.) in meinem Aquarium veranlaßt mich geradehin zu dem Ausſpruche, daß es vielleicht der weſentlichſte Regulator des gedeihlichen Zuſtandes des Waſſers iſt, und daß es in keinem Aquarium fehlen dürfe. Es iſt zum Glück ein ſehr verbreitetes Gewächs. Seit 5 Monaten hat ſich in meinem Aquarium eine einzige ſchwache Ranke des Hornblattes ſo entwickelt, daß es die eine Seite deſſelben mit einem undurchdringlichen Gewirr von prächtig grünem Gezweig erfüllt hat, in welchem die Schnecken ihren Wohnſitz aufgeſchlagen haben. Sieht man nach längerer Zeit, namentlich gegen Ende des Sommers, keine neuen Sproſſe aus den Wurzelſtöcken der im Sande wurzelnden Pflanzen emporſchießen, ſo iſt das kein gutes Zeichen. Man muß dann zuſehen, ob die Wurzelſtöcke abgefault ſind, in welchem Falle ſich die Pflanzen leicht herausziehen laſſen. Damit iſt eine Erneuerung des gan- zen Aquariums erforderlich. Es iſt mir dies aufangs einmal widerfahren, vielleicht weil ich nur ganz reinen Flußſand angewendet hatte. Der Hauptfehler, den man zu begehen pflegt, liegt darin, daß man zu viel und unzweckmäßig füttert, wahrſcheinlich weil man die Freude haben will, die Fiſchlein nach den Brodkrumen ſchnappen zu ſehen. Ich füttere weder Brod noch Semmel, denn das davon im Waſſer übrig blei- bende verwandelt ſich in einen ſauren Brei, der jedenfalls für die Thiere das Waſſer verſchlechtert. Was man Alles füttern dürfe, kann ich nicht angeben, weil ich bei dem geblieben bin, was ich als zweckmäßig erkannt habe. Das ſind getrocknete Ameiſenpuppen, gewöhnlich Ameiſeneier ge- nannt, und in etwa zolllange Stücke geſchnittene Regenwürmer. Man kaufe möglichſt hell ausſehende Ameiſenpuppen, denn in den dunkeln iſt die Ameiſe bereits ausgebildet und deren harte Bedeckung macht ſie den Fiſchen unverdaulich. Wenn man keine Regenwürmer mehr haben kann, ſo füttere man dann und wann, in kleinen Portionen, ge- hackte Abgänge von Fleiſch, woran es natürlich niemals fehlen kann. Auch die kleinſten Fiſchen nagen daran und ſaugen die Regenwurm-

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Das Süßwasser-Aquarium. Leipzig, 1857, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_suesswasseraquarium_1857/100>, abgerufen am 24.11.2024.