Vierte Betrachtung. Die Wege Gottes bey der Bekehrung der Menschen.
Ueber Luc. 15, 11 -- 19. Ein Mann hatte zween Söhne. Und der Jüngste unter ihnen sprach zum Vater: Gieb mir, Vater, das Theil der Güter, das mir gehöret. Und er theilte ihnen das Gut. Und nicht lange darnach sammelte der iüngste Sohn alles zusammen, und zog ferne über Land, und daselbst brachte er sein Gut um mit Praßen. Da er nun alle das Seine verzehrt hatte, ward eine große Theurung durch das- selbe ganze Land, und er fieng an zu darben. Und gieng hin, und hängete sich an einen Bürger deßelbigen Landes, der schickte ihn auf seinen Acker der Schweine zu hüten. Und er begehrte seinen Bauch zu füllen mit Träbern, die die Schweine aßen, und nie- mand gab sie ihm. Da schlug er in sich und sprach: Wie viel Taglöhner hat mein Va- ter, die Brod die Fülle haben, und ich ver- derbe im Hunger. Ich will mich aufma- chen, und zu meinem Vater gehen, und zu ihm sagen: Vater ich habe gesündiget in den Himmel und vor dir, und bin fort nicht mehr
werth,
C 4
Vierte Betrachtung. Die Wege Gottes bey der Bekehrung der Menſchen.
Ueber Luc. 15, 11 — 19. Ein Mann hatte zween Söhne. Und der Jüngſte unter ihnen ſprach zum Vater: Gieb mir, Vater, das Theil der Güter, das mir gehöret. Und er theilte ihnen das Gut. Und nicht lange darnach ſammelte der iüngſte Sohn alles zuſammen, und zog ferne über Land, und daſelbſt brachte er ſein Gut um mit Praßen. Da er nun alle das Seine verzehrt hatte, ward eine große Theurung durch daſ- ſelbe ganze Land, und er fieng an zu darben. Und gieng hin, und hängete ſich an einen Bürger deßelbigen Landes, der ſchickte ihn auf ſeinen Acker der Schweine zu hüten. Und er begehrte ſeinen Bauch zu füllen mit Träbern, die die Schweine aßen, und nie- mand gab ſie ihm. Da ſchlug er in ſich und ſprach: Wie viel Taglöhner hat mein Va- ter, die Brod die Fülle haben, und ich ver- derbe im Hunger. Ich will mich aufma- chen, und zu meinem Vater gehen, und zu ihm ſagen: Vater ich habe geſündiget in den Himmel und vor dir, und bin fort nicht mehr
werth,
C 4
<TEI><text><body><pbfacs="#f0051"n="39"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="1"><head><hirendition="#b">Vierte Betrachtung.</hi><lb/>
Die Wege Gottes bey der Bekehrung<lb/>
der Menſchen.</head><lb/><cit><quote><hirendition="#c">Ueber Luc. 15, 11 — 19.</hi><lb/><hirendition="#fr">Ein Mann hatte zween Söhne. Und der<lb/>
Jüngſte unter ihnen ſprach zum Vater: Gieb<lb/>
mir, Vater, das Theil der Güter, das mir<lb/>
gehöret. Und er theilte ihnen das Gut. Und<lb/>
nicht lange darnach ſammelte der iüngſte<lb/>
Sohn alles zuſammen, und zog ferne über<lb/>
Land, und daſelbſt brachte er ſein Gut um mit<lb/>
Praßen. Da er nun alle das Seine verzehrt<lb/>
hatte, ward eine große Theurung durch daſ-<lb/>ſelbe ganze Land, und er fieng an zu darben.<lb/>
Und gieng hin, und hängete ſich an einen<lb/>
Bürger deßelbigen Landes, der ſchickte ihn<lb/>
auf ſeinen Acker der Schweine zu hüten.<lb/>
Und er begehrte ſeinen Bauch zu füllen mit<lb/>
Träbern, die die Schweine aßen, und nie-<lb/>
mand gab ſie ihm. Da ſchlug er in ſich und<lb/>ſprach: Wie viel Taglöhner hat mein Va-<lb/>
ter, die Brod die Fülle haben, und ich ver-<lb/>
derbe im Hunger. Ich will mich aufma-<lb/>
chen, und zu meinem Vater gehen, und zu<lb/>
ihm ſagen: Vater ich habe geſündiget in den<lb/>
Himmel und vor dir, und bin fort nicht mehr</hi><lb/><fwplace="bottom"type="sig">C 4</fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">werth,</hi></fw><lb/></quote></cit></div></body></text></TEI>
[39/0051]
Vierte Betrachtung.
Die Wege Gottes bey der Bekehrung
der Menſchen.
Ueber Luc. 15, 11 — 19.
Ein Mann hatte zween Söhne. Und der
Jüngſte unter ihnen ſprach zum Vater: Gieb
mir, Vater, das Theil der Güter, das mir
gehöret. Und er theilte ihnen das Gut. Und
nicht lange darnach ſammelte der iüngſte
Sohn alles zuſammen, und zog ferne über
Land, und daſelbſt brachte er ſein Gut um mit
Praßen. Da er nun alle das Seine verzehrt
hatte, ward eine große Theurung durch daſ-
ſelbe ganze Land, und er fieng an zu darben.
Und gieng hin, und hängete ſich an einen
Bürger deßelbigen Landes, der ſchickte ihn
auf ſeinen Acker der Schweine zu hüten.
Und er begehrte ſeinen Bauch zu füllen mit
Träbern, die die Schweine aßen, und nie-
mand gab ſie ihm. Da ſchlug er in ſich und
ſprach: Wie viel Taglöhner hat mein Va-
ter, die Brod die Fülle haben, und ich ver-
derbe im Hunger. Ich will mich aufma-
chen, und zu meinem Vater gehen, und zu
ihm ſagen: Vater ich habe geſündiget in den
Himmel und vor dir, und bin fort nicht mehr
werth,
C 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789/51>, abgerufen am 18.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.