wer aber den Willen Gottes thut, der bleibet in Ewigkeit, 1 Joh. 2, 17.
Und wer denn gelernet hat seine Leidenschaf- ten und bösen Begierden zu besiegen, der ist ein glücklicher Mensch, er sey im übrigen reich oder arm, vornehm oder niedrig. Wo ihr durch den Geist des Fleisches Geschäfte tödet, so werdet ihr leben, oder glücklich seyn. Glücklich schon hier auf Erden; denn wie viel tausend Verdruß und Quaal und Unruhe erspart sich ein Mensch, der ferne von Zorn, Neid, Hochmuth, Rach- sucht, Geitz und Eitelkeit seine Begierden zu mäs- sigen und in Ordnung zu erhalten weiß! Er ist bey mäßiger Kost, in einem niedrigen Stande, bey saurer Arbeit zufriedner und glücklicher, als der gröste König, deßen Herz nie zufrieden wird, und der immer mehr begehren würde, wenn er auch eine Welt hätte. Denn man sage, was man wol- le, Ehre, Reichthümer, und äußerliche Vorzüge, so wünschenswerth sie an sich selbst seyn mögen, sind doch alles nichts, nichts gegen ein zufriedenes und ruhiges Gemüthe.
Aber das ist bey weitem noch nicht der ruhige Vortheil, den man sich von der Beherrschung sei- ner unordentlichen Begierden zu versprechen hat. Denn welche der Geist Gottes treibet, die sind Gottes Kinder. Lieblinge Gottes sind wir, wenn wir durch Beherrschung unserer Leidenschaf- ten dem Willen Gottes und dem Vorbilde unsers Erlösers immer gleichförmiger werden. Schon hier auf Erden hat Gott an uns ein väterliches
Wohl-
Vierzehnte Betr. Von der nothwend.
wer aber den Willen Gottes thut, der bleibet in Ewigkeit, 1 Joh. 2, 17.
Und wer denn gelernet hat ſeine Leidenſchaf- ten und böſen Begierden zu beſiegen, der iſt ein glücklicher Menſch, er ſey im übrigen reich oder arm, vornehm oder niedrig. Wo ihr durch den Geiſt des Fleiſches Geſchäfte tödet, ſo werdet ihr leben, oder glücklich ſeyn. Glücklich ſchon hier auf Erden; denn wie viel tauſend Verdruß und Quaal und Unruhe erſpart ſich ein Menſch, der ferne von Zorn, Neid, Hochmuth, Rach- ſucht, Geitz und Eitelkeit ſeine Begierden zu mäſ- ſigen und in Ordnung zu erhalten weiß! Er iſt bey mäßiger Koſt, in einem niedrigen Stande, bey ſaurer Arbeit zufriedner und glücklicher, als der gröſte König, deßen Herz nie zufrieden wird, und der immer mehr begehren würde, wenn er auch eine Welt hätte. Denn man ſage, was man wol- le, Ehre, Reichthümer, und äußerliche Vorzüge, ſo wünſchenswerth ſie an ſich ſelbſt ſeyn mögen, ſind doch alles nichts, nichts gegen ein zufriedenes und ruhiges Gemüthe.
Aber das iſt bey weitem noch nicht der ruhige Vortheil, den man ſich von der Beherrſchung ſei- ner unordentlichen Begierden zu verſprechen hat. Denn welche der Geiſt Gottes treibet, die ſind Gottes Kinder. Lieblinge Gottes ſind wir, wenn wir durch Beherrſchung unſerer Leidenſchaf- ten dem Willen Gottes und dem Vorbilde unſers Erlöſers immer gleichförmiger werden. Schon hier auf Erden hat Gott an uns ein väterliches
Wohl-
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Vierzehnte Betr. Von der nothwend.
wer aber den Willen Gottes thut, der bleibet
in Ewigkeit, 1 Joh. 2, 17.
Und wer denn gelernet hat ſeine Leidenſchaf-
ten und böſen Begierden zu beſiegen, der iſt ein
glücklicher Menſch, er ſey im übrigen reich oder
arm, vornehm oder niedrig. Wo ihr durch den
Geiſt des Fleiſches Geſchäfte tödet, ſo werdet
ihr leben, oder glücklich ſeyn. Glücklich ſchon
hier auf Erden; denn wie viel tauſend Verdruß
und Quaal und Unruhe erſpart ſich ein Menſch,
der ferne von Zorn, Neid, Hochmuth, Rach-
ſucht, Geitz und Eitelkeit ſeine Begierden zu mäſ-
ſigen und in Ordnung zu erhalten weiß! Er iſt
bey mäßiger Koſt, in einem niedrigen Stande,
bey ſaurer Arbeit zufriedner und glücklicher, als
der gröſte König, deßen Herz nie zufrieden wird,
und der immer mehr begehren würde, wenn er auch
eine Welt hätte. Denn man ſage, was man wol-
le, Ehre, Reichthümer, und äußerliche Vorzüge,
ſo wünſchenswerth ſie an ſich ſelbſt ſeyn mögen, ſind
doch alles nichts, nichts gegen ein zufriedenes und
ruhiges Gemüthe.
Aber das iſt bey weitem noch nicht der ruhige
Vortheil, den man ſich von der Beherrſchung ſei-
ner unordentlichen Begierden zu verſprechen hat.
Denn welche der Geiſt Gottes treibet, die ſind
Gottes Kinder. Lieblinge Gottes ſind wir,
wenn wir durch Beherrſchung unſerer Leidenſchaf-
ten dem Willen Gottes und dem Vorbilde unſers
Erlöſers immer gleichförmiger werden. Schon
hier auf Erden hat Gott an uns ein väterliches
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Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789/232>, abgerufen am 18.07.2024.
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