Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778.Beherrschung uns. sündl. Begierden. werden. Denn wie sonst in andern Dingen dieUebung alles leicht macht, so ist es auch eben so beym Christenthum beschaffen. Aber wodurch werden denn Christen in den Und was ist denn das für eine Gesinnung, die Die- O 5
Beherrſchung unſ. ſündl. Begierden. werden. Denn wie ſonſt in andern Dingen dieUebung alles leicht macht, ſo iſt es auch eben ſo beym Chriſtenthum beſchaffen. Aber wodurch werden denn Chriſten in den Und was iſt denn das für eine Geſinnung, die Die- O 5
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Beherrſchung unſ. ſündl. Begierden.
werden. Denn wie ſonſt in andern Dingen die
Uebung alles leicht macht, ſo iſt es auch eben ſo
beym Chriſtenthum beſchaffen.
Aber wodurch werden denn Chriſten in den
Stand geſetzt, die Macht der böſen Gewohnheiten
zu entkräften? Der Apoſtel ſagt es mit einem
Wort: Durch den Geiſt, vermöge der neuen
evangeliſchen Gemüthsart, und der beßern Geſin-
nungen, die der heil. Geiſt durch die Lehre Chriſti
in ihnen gewirket hat. Das heiſt ſehr viel mit
einem einzigen Worte: geſagt. Durch das Evan-
gelium, oder durch die ganze ehriſtliche Lehre iſt in
das Herz eines wahren Chriſten eine ganz andere
Denkungsart gepflanzt worden, und dieſe neue,
beßere Geſinnung iſt bey ihm ſo herrſchend gewor-
den, daß ſie das Uebergewichte über die vorige
ſündliche Denkungsart erhält. Es müßen ſich da-
her auch in dem Leben und ganzen Betragen eines
ſolchen Menſchen ganz andere Wirkungen zeigen.
Und was iſt denn das für eine Geſinnung, die
der heil. Geiſt durch die Lehre Chriſti in uns her-
vorbringt? Sie iſt von der Denkungsart eines un-
gebeßerten Menſchen ſehr merklich unterſchieden.
Wir ſind nemlich durch das Evangelium vollkom-
men überzeugt worden, daß uns Gott um Chriſti
willen unſere Sünden vergeben, und zu Gnaden
angenommen hat. Wir ſind gewiß verſichert, daß
er uns zu iener hohen Würde und Glückſeeligkeit
erheben werde, die uns Chriſtus ſo theuer erwor-
ben hat, wenn wir ferner im Glauben und Gott-
ſeeligkeit bis an das Ende unſers Lebens verharren.
Die-
O 5
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