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Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778.

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Beherrschung uns. sündl. Begierden.
Paulus schreibt Röm. 6, 12. folg. So laßet
nun die Sünde nicht herrschen in eurem sterb-
lichen Leibe, ihr Gehorsam zu leisten in ihren
Lüsten;
das ist: Wenn sich sundliche Begierden in
euren Herzen regen, so dürft ihr dasienige nicht
vollbringen, wozu sie euch anreitzen. Begebet
euch nicht der Sünde eure Glieder zu Waffen
der Ungerechtigkeit,
laßet es nicht so weit mit
euch kommen, daß ihr die Glieder eures Leibes
mißbrauchet, dasienige auszuüben, wozu euch eu-
re sündliche Begierden und unordentliche Leiden-
schaften zu verleiten suchen; sondern begebet euch
selbst Gott, als die da aus den Todten leben-
dig sind,
gebrauchet die Glieder eures Leibes nach
dem Willen und Wohlgefallen eures Gottes, und
betrachtet euch als solche, die der Sünde gestor-
ben sind, die ietzt ein ganz neues Leben führen.

Diese Beherrschung der sündlichen Begierden
muß ein ieder, der den Nahmen eines Christen mit
Recht führen will, sich mit allem möglichen Ernst
und Eifer angelegen seyn laßen. Das behauptet
Paulus in den Worten, die wir erklären, und
führt auch die Ursachen an, warum es geschehen
müße: Denn, wo ihr nach dem Fleische lebet,
so werdet ihr sterben müßen. Sterben
heist oft
in der Sprache der Schrift: sich die Strafen
und Ungnade Gottes zuziehen, und sich un-
glücklich machen.
Folglich ist der Sinn dieser
Worte: Wenn ihr eure Begierden nicht in Ord-
nung erhaltet, sondern dasienige vollbringet, wo-
zu sie euch reizen, so werdet ihr euch dadurch un-

glück-
O 2

Beherrſchung unſ. ſündl. Begierden.
Paulus ſchreibt Röm. 6, 12. folg. So laßet
nun die Sünde nicht herrſchen in eurem ſterb-
lichen Leibe, ihr Gehorſam zu leiſten in ihren
Lüſten;
das iſt: Wenn ſich ſundliche Begierden in
euren Herzen regen, ſo dürft ihr dasienige nicht
vollbringen, wozu ſie euch anreitzen. Begebet
euch nicht der Sünde eure Glieder zu Waffen
der Ungerechtigkeit,
laßet es nicht ſo weit mit
euch kommen, daß ihr die Glieder eures Leibes
mißbrauchet, dasienige auszuüben, wozu euch eu-
re ſündliche Begierden und unordentliche Leiden-
ſchaften zu verleiten ſuchen; ſondern begebet euch
ſelbſt Gott, als die da aus den Todten leben-
dig ſind,
gebrauchet die Glieder eures Leibes nach
dem Willen und Wohlgefallen eures Gottes, und
betrachtet euch als ſolche, die der Sünde geſtor-
ben ſind, die ietzt ein ganz neues Leben führen.

Dieſe Beherrſchung der ſündlichen Begierden
muß ein ieder, der den Nahmen eines Chriſten mit
Recht führen will, ſich mit allem möglichen Ernſt
und Eifer angelegen ſeyn laßen. Das behauptet
Paulus in den Worten, die wir erklären, und
führt auch die Urſachen an, warum es geſchehen
müße: Denn, wo ihr nach dem Fleiſche lebet,
ſo werdet ihr ſterben müßen. Sterben
heiſt oft
in der Sprache der Schrift: ſich die Strafen
und Ungnade Gottes zuziehen, und ſich un-
glücklich machen.
Folglich iſt der Sinn dieſer
Worte: Wenn ihr eure Begierden nicht in Ord-
nung erhaltet, ſondern dasienige vollbringet, wo-
zu ſie euch reizen, ſo werdet ihr euch dadurch un-

glück-
O 2
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[211/0223] Beherrſchung unſ. ſündl. Begierden. Paulus ſchreibt Röm. 6, 12. folg. So laßet nun die Sünde nicht herrſchen in eurem ſterb- lichen Leibe, ihr Gehorſam zu leiſten in ihren Lüſten; das iſt: Wenn ſich ſundliche Begierden in euren Herzen regen, ſo dürft ihr dasienige nicht vollbringen, wozu ſie euch anreitzen. Begebet euch nicht der Sünde eure Glieder zu Waffen der Ungerechtigkeit, laßet es nicht ſo weit mit euch kommen, daß ihr die Glieder eures Leibes mißbrauchet, dasienige auszuüben, wozu euch eu- re ſündliche Begierden und unordentliche Leiden- ſchaften zu verleiten ſuchen; ſondern begebet euch ſelbſt Gott, als die da aus den Todten leben- dig ſind, gebrauchet die Glieder eures Leibes nach dem Willen und Wohlgefallen eures Gottes, und betrachtet euch als ſolche, die der Sünde geſtor- ben ſind, die ietzt ein ganz neues Leben führen. Dieſe Beherrſchung der ſündlichen Begierden muß ein ieder, der den Nahmen eines Chriſten mit Recht führen will, ſich mit allem möglichen Ernſt und Eifer angelegen ſeyn laßen. Das behauptet Paulus in den Worten, die wir erklären, und führt auch die Urſachen an, warum es geſchehen müße: Denn, wo ihr nach dem Fleiſche lebet, ſo werdet ihr ſterben müßen. Sterben heiſt oft in der Sprache der Schrift: ſich die Strafen und Ungnade Gottes zuziehen, und ſich un- glücklich machen. Folglich iſt der Sinn dieſer Worte: Wenn ihr eure Begierden nicht in Ord- nung erhaltet, ſondern dasienige vollbringet, wo- zu ſie euch reizen, ſo werdet ihr euch dadurch un- glück- O 2

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Zitationshilfe: Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789/223>, abgerufen am 24.11.2024.