Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778.

Bild:
<< vorherige Seite

Neunte Betr. JEsus Christus der gröste
Finsternis mehr liebet als das Licht, weil eure Wer-
ke böse sind; die ihr Jesum Christum Herr, Herr
nennet, aber nicht nach seinem Willen thut:
der Knecht der seines Herrn Willen weiß, und
hat sich nicht bereitet, auch nicht nach seinem Wil-
len gethan, der wird viele Streiche leiden müs-
sen.
Luc. 12, 47. Aber, so ihr solches wißet,
seetig seyd ihr, wenn ihrs thut. Wer mir
nachfolget,
spricht Jesus, der wird nicht in
Finsternis wandeln, sondern wird das Licht
des Lebens haben. Wer mir nachfolget,
sich
gleichsam in meine Lehre begiebt, als mein ächter
treuer Schüler nicht nur von mir lernet, sondern
auch das, was er von mir gelernt hat, sorgfältig
und redlich ausübet, der wird nicht in Finster-
nis wandein,
nicht mehr in Unwißenheit und Irr-
thümern herumirren, die ihn in allerhand Sünden
und Laster stürzen, und folglich zeitliches und ewi-
ges Unglück nach sich ziehen. Er wird das Licht
des Lebens haben;
meine Lehre wird ihm zu ei-
nem sichern Wegweiser dienen, hier auf Erden ru-
hig und zufrieden, und dort ewig seelig zu werden.
O große, seelige Vortheile! Versucht es doch nur
einmahl, ihr die ihr bisher die Finsternis mehr lieb-
tet, als das Licht, versucht es, und lernet von
ihm, dem großen Lehrer, der auch euch den Weg
zum Himmel zeigen will. Bekehret euch nach sei-
ner Anweisung von der Finsternis zum Lichte, und
sagt dann selbst, ob etwas mit der Ruhe und Zu-
friedenheit zu vergleichen ist, die aus dem Bewust-
seyn der Gnade Gottes entsteht. Lernet von ihm,
und übt euch in den vortreflichen Tugenden die er

euch

Neunte Betr. JEſus Chriſtus der gröſte
Finſternis mehr liebet als das Licht, weil eure Wer-
ke böſe ſind; die ihr Jeſum Chriſtum Herr, Herr
nennet, aber nicht nach ſeinem Willen thut:
der Knecht der ſeines Herrn Willen weiß, und
hat ſich nicht bereitet, auch nicht nach ſeinem Wil-
len gethan, der wird viele Streiche leiden müſ-
ſen.
Luc. 12, 47. Aber, ſo ihr ſolches wißet,
ſeetig ſeyd ihr, wenn ihrs thut. Wer mir
nachfolget,
ſpricht Jeſus, der wird nicht in
Finſternis wandeln, ſondern wird das Licht
des Lebens haben. Wer mir nachfolget,
ſich
gleichſam in meine Lehre begiebt, als mein ächter
treuer Schüler nicht nur von mir lernet, ſondern
auch das, was er von mir gelernt hat, ſorgfältig
und redlich ausübet, der wird nicht in Finſter-
nis wandein,
nicht mehr in Unwißenheit und Irr-
thümern herumirren, die ihn in allerhand Sünden
und Laſter ſtürzen, und folglich zeitliches und ewi-
ges Unglück nach ſich ziehen. Er wird das Licht
des Lebens haben;
meine Lehre wird ihm zu ei-
nem ſichern Wegweiſer dienen, hier auf Erden ru-
hig und zufrieden, und dort ewig ſeelig zu werden.
O große, ſeelige Vortheile! Verſucht es doch nur
einmahl, ihr die ihr bisher die Finſternis mehr lieb-
tet, als das Licht, verſucht es, und lernet von
ihm, dem großen Lehrer, der auch euch den Weg
zum Himmel zeigen will. Bekehret euch nach ſei-
ner Anweiſung von der Finſternis zum Lichte, und
ſagt dann ſelbſt, ob etwas mit der Ruhe und Zu-
friedenheit zu vergleichen iſt, die aus dem Bewuſt-
ſeyn der Gnade Gottes entſteht. Lernet von ihm,
und übt euch in den vortreflichen Tugenden die er

euch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0148" n="136"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Neunte Betr. JE&#x017F;us Chri&#x017F;tus der grö&#x017F;te</hi></fw><lb/>
Fin&#x017F;ternis mehr liebet als das Licht, weil eure Wer-<lb/>
ke bö&#x017F;e &#x017F;ind; die ihr Je&#x017F;um Chri&#x017F;tum Herr, Herr<lb/>
nennet, aber nicht nach &#x017F;einem Willen thut:<lb/><hi rendition="#fr">der Knecht der &#x017F;eines Herrn Willen weiß, und<lb/>
hat &#x017F;ich nicht bereitet, auch nicht nach &#x017F;einem Wil-<lb/>
len gethan, der wird viele Streiche leiden mü&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en.</hi> Luc. 12, 47. Aber, <hi rendition="#fr">&#x017F;o ihr &#x017F;olches wißet,<lb/>
&#x017F;eetig &#x017F;eyd ihr, wenn ihrs thut. Wer mir<lb/>
nachfolget,</hi> &#x017F;pricht Je&#x017F;us, <hi rendition="#fr">der wird nicht in<lb/>
Fin&#x017F;ternis wandeln, &#x017F;ondern wird das Licht<lb/>
des Lebens haben. Wer mir nachfolget,</hi> &#x017F;ich<lb/>
gleich&#x017F;am in meine Lehre begiebt, als mein ächter<lb/>
treuer Schüler nicht nur von mir lernet, &#x017F;ondern<lb/>
auch das, was er von mir gelernt hat, &#x017F;orgfältig<lb/>
und redlich ausübet, <hi rendition="#fr">der wird nicht in Fin&#x017F;ter-<lb/>
nis wandein,</hi> nicht mehr in Unwißenheit und Irr-<lb/>
thümern herumirren, die ihn in allerhand Sünden<lb/>
und La&#x017F;ter &#x017F;türzen, und folglich zeitliches und ewi-<lb/>
ges Unglück nach &#x017F;ich ziehen. <hi rendition="#fr">Er wird das Licht<lb/>
des Lebens haben;</hi> meine Lehre wird ihm zu ei-<lb/>
nem &#x017F;ichern Wegwei&#x017F;er dienen, hier auf Erden ru-<lb/>
hig und zufrieden, und dort ewig &#x017F;eelig zu werden.<lb/>
O große, &#x017F;eelige Vortheile! Ver&#x017F;ucht es doch nur<lb/>
einmahl, ihr die ihr bisher die Fin&#x017F;ternis mehr lieb-<lb/>
tet, als das Licht, ver&#x017F;ucht es, und lernet von<lb/>
ihm, dem großen Lehrer, der auch euch den Weg<lb/>
zum Himmel zeigen will. Bekehret euch nach &#x017F;ei-<lb/>
ner Anwei&#x017F;ung von der Fin&#x017F;ternis zum Lichte, und<lb/>
&#x017F;agt dann &#x017F;elb&#x017F;t, ob etwas mit der Ruhe und Zu-<lb/>
friedenheit zu vergleichen i&#x017F;t, die aus dem Bewu&#x017F;t-<lb/>
&#x017F;eyn der Gnade Gottes ent&#x017F;teht. Lernet von ihm,<lb/>
und übt euch in den vortreflichen Tugenden die er<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">euch</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[136/0148] Neunte Betr. JEſus Chriſtus der gröſte Finſternis mehr liebet als das Licht, weil eure Wer- ke böſe ſind; die ihr Jeſum Chriſtum Herr, Herr nennet, aber nicht nach ſeinem Willen thut: der Knecht der ſeines Herrn Willen weiß, und hat ſich nicht bereitet, auch nicht nach ſeinem Wil- len gethan, der wird viele Streiche leiden müſ- ſen. Luc. 12, 47. Aber, ſo ihr ſolches wißet, ſeetig ſeyd ihr, wenn ihrs thut. Wer mir nachfolget, ſpricht Jeſus, der wird nicht in Finſternis wandeln, ſondern wird das Licht des Lebens haben. Wer mir nachfolget, ſich gleichſam in meine Lehre begiebt, als mein ächter treuer Schüler nicht nur von mir lernet, ſondern auch das, was er von mir gelernt hat, ſorgfältig und redlich ausübet, der wird nicht in Finſter- nis wandein, nicht mehr in Unwißenheit und Irr- thümern herumirren, die ihn in allerhand Sünden und Laſter ſtürzen, und folglich zeitliches und ewi- ges Unglück nach ſich ziehen. Er wird das Licht des Lebens haben; meine Lehre wird ihm zu ei- nem ſichern Wegweiſer dienen, hier auf Erden ru- hig und zufrieden, und dort ewig ſeelig zu werden. O große, ſeelige Vortheile! Verſucht es doch nur einmahl, ihr die ihr bisher die Finſternis mehr lieb- tet, als das Licht, verſucht es, und lernet von ihm, dem großen Lehrer, der auch euch den Weg zum Himmel zeigen will. Bekehret euch nach ſei- ner Anweiſung von der Finſternis zum Lichte, und ſagt dann ſelbſt, ob etwas mit der Ruhe und Zu- friedenheit zu vergleichen iſt, die aus dem Bewuſt- ſeyn der Gnade Gottes entſteht. Lernet von ihm, und übt euch in den vortreflichen Tugenden die er euch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789/148
Zitationshilfe: Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789/148>, abgerufen am 23.11.2024.