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Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778.

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Lehrer des menschlichen Geschlechts.
der Demüthigste auf Erden soll sich fälschlich für
den Sohn Gottes ausgegeben haben? der Un-
schuldigste zugleich ein Betrieger gewesen seyn?

Nein unmöglich ist es, daß so ein Mann
hätte hintergehen können. Entweder ist gar keine
Redlichkeit mehr auf Erden, oder es ist wahr was
Jesus Christus von sich bezeuget hat, daß er der
Sohn Gottes sey, und daß folglich auch seine Leh-
re einen unwidersprechlich göttlichen Ursprung
habe. Das bewies er auch durch seine Wun-
der, durch seine Auferstehung, durch die wun-
derbare Mittheilung außerordentlicher Geistes-
gaben an seine Jünger und Apostel, wodurch
sie zu ihrem wichtigen Amte tüchtig gemacht wur-
den. Oder wollen wir auch hier sagen, die Apo-
stel hätten sich nur eingebildet, ihren Herrn nach
seinen Tode lebendig wieder zu sehen? Sie wären
die 40. Tage nach seiner Auferstehung, da sie mit
ihm weitläuftige Unterredungen hielten, in einem
beständigen Traum gewesen? Sie hätten sich ein-
gebildet, Geistesgaben empfangen zu haben, die
sie in der That nicht gehabt? Unzähliche Men-
schen, die wohl hörten und sehen, daß diese Män-
ner mit außerordentlichen Gaben von Gott erfüllt
waren, hätten sich geirret, und wären durch Blend-
werke hintergangen worden? Sie selbst die Apostel,
hätten ihre ganze Lebenszeit in beständigen Müh-
seeligkeiten und Verfolgungen zugebracht, allent-
halben Aberglauben und Abgötterey ausgerottet,
allenthalben die erhabenste Tugend gelehrt und aus-
geübt, und wären doch zu eben der Zeit die gröb-

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J 3

Lehrer des menſchlichen Geſchlechts.
der Demüthigſte auf Erden ſoll ſich fälſchlich für
den Sohn Gottes ausgegeben haben? der Un-
ſchuldigſte zugleich ein Betrieger geweſen ſeyn?

Nein unmöglich iſt es, daß ſo ein Mann
hätte hintergehen können. Entweder iſt gar keine
Redlichkeit mehr auf Erden, oder es iſt wahr was
Jeſus Chriſtus von ſich bezeuget hat, daß er der
Sohn Gottes ſey, und daß folglich auch ſeine Leh-
re einen unwiderſprechlich göttlichen Urſprung
habe. Das bewies er auch durch ſeine Wun-
der, durch ſeine Auferſtehung, durch die wun-
derbare Mittheilung außerordentlicher Geiſtes-
gaben an ſeine Jünger und Apoſtel, wodurch
ſie zu ihrem wichtigen Amte tüchtig gemacht wur-
den. Oder wollen wir auch hier ſagen, die Apo-
ſtel hätten ſich nur eingebildet, ihren Herrn nach
ſeinen Tode lebendig wieder zu ſehen? Sie wären
die 40. Tage nach ſeiner Auferſtehung, da ſie mit
ihm weitläuftige Unterredungen hielten, in einem
beſtändigen Traum geweſen? Sie hätten ſich ein-
gebildet, Geiſtesgaben empfangen zu haben, die
ſie in der That nicht gehabt? Unzähliche Men-
ſchen, die wohl hörten und ſehen, daß dieſe Män-
ner mit außerordentlichen Gaben von Gott erfüllt
waren, hätten ſich geirret, und wären durch Blend-
werke hintergangen worden? Sie ſelbſt die Apoſtel,
hätten ihre ganze Lebenszeit in beſtändigen Müh-
ſeeligkeiten und Verfolgungen zugebracht, allent-
halben Aberglauben und Abgötterey ausgerottet,
allenthalben die erhabenſte Tugend gelehrt und aus-
geübt, und wären doch zu eben der Zeit die gröb-

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[133/0145] Lehrer des menſchlichen Geſchlechts. der Demüthigſte auf Erden ſoll ſich fälſchlich für den Sohn Gottes ausgegeben haben? der Un- ſchuldigſte zugleich ein Betrieger geweſen ſeyn? Nein unmöglich iſt es, daß ſo ein Mann hätte hintergehen können. Entweder iſt gar keine Redlichkeit mehr auf Erden, oder es iſt wahr was Jeſus Chriſtus von ſich bezeuget hat, daß er der Sohn Gottes ſey, und daß folglich auch ſeine Leh- re einen unwiderſprechlich göttlichen Urſprung habe. Das bewies er auch durch ſeine Wun- der, durch ſeine Auferſtehung, durch die wun- derbare Mittheilung außerordentlicher Geiſtes- gaben an ſeine Jünger und Apoſtel, wodurch ſie zu ihrem wichtigen Amte tüchtig gemacht wur- den. Oder wollen wir auch hier ſagen, die Apo- ſtel hätten ſich nur eingebildet, ihren Herrn nach ſeinen Tode lebendig wieder zu ſehen? Sie wären die 40. Tage nach ſeiner Auferſtehung, da ſie mit ihm weitläuftige Unterredungen hielten, in einem beſtändigen Traum geweſen? Sie hätten ſich ein- gebildet, Geiſtesgaben empfangen zu haben, die ſie in der That nicht gehabt? Unzähliche Men- ſchen, die wohl hörten und ſehen, daß dieſe Män- ner mit außerordentlichen Gaben von Gott erfüllt waren, hätten ſich geirret, und wären durch Blend- werke hintergangen worden? Sie ſelbſt die Apoſtel, hätten ihre ganze Lebenszeit in beſtändigen Müh- ſeeligkeiten und Verfolgungen zugebracht, allent- halben Aberglauben und Abgötterey ausgerottet, allenthalben die erhabenſte Tugend gelehrt und aus- geübt, und wären doch zu eben der Zeit die gröb- ſten J 3

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Zitationshilfe: Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789/145>, abgerufen am 22.11.2024.