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Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778.

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Lehrer des menschlichen Geschlechts.
durch was für Mittel? Nicht durch einen unwider-
stehligen Zwang, nicht durch gewaltsame Mittel,
sondern durch Unterricht und sanfte Belehrungen.
Wir haben daher Jesum Christum nicht nur als
unsern Versöhner, sondern auch als unsern Lehrer
zu betrachten, als einen König, der seinen Unter-
thanen die heilsamsten Gesetze vorschreibt, zu deren
freudigen und beständigen Ausübung sie sich ver-
bindlich machen müßen, wenn sie anders die Sei-
nigen heißen wollen.

In den angeführten Worten kündiget er sich
selbst als den grösten Lehrer des menschlichen Ge-
schlechtes an. Ich bin das Licht der Welt.
Es ist bekannt, daß Unwißenheit in geistlichen Din-
gen, Irrthümer in der Religion gar oft mit Fin-
sternis verglichen werden. Wenn nun den in Un-
wißenheit und schädlichen Irrthümern steckenden
Menschen heilsame, richtige Kenntniße beygebracht
werden, so heist es, es werde ihnen ein Licht an-
gezündet, oder es gehe ihnen ein Licht auf. Da-
her nennt David Ps. 119. das Gesetz seines Got-
tes mehr als einmahl ein Licht auf seinen Wegen.
Es werden aber auch nicht selten große Lehrer, die
sehr vieles zur Erleuchtung und Belehrung des
menschlichen Geschlechtes beytragen, selbst Lichter
genennt. Unter diesem schönen Bilde wird der
Meßias nicht selten in den Schriften des alten
Testaments vorgestellt, und darauf zielt unser Hey-
land ohne Zweifel, wenn er sich in den angeführ-
ten Worten das Licht der Welt nennet. Daß
unter dem Worte Welt das ganze menschliche Ge-
schlecht zu verstehen sey, ist an sich selbst klar ge-

nug.
H 5

Lehrer des menſchlichen Geſchlechts.
durch was für Mittel? Nicht durch einen unwider-
ſtehligen Zwang, nicht durch gewaltſame Mittel,
ſondern durch Unterricht und ſanfte Belehrungen.
Wir haben daher Jeſum Chriſtum nicht nur als
unſern Verſöhner, ſondern auch als unſern Lehrer
zu betrachten, als einen König, der ſeinen Unter-
thanen die heilſamſten Geſetze vorſchreibt, zu deren
freudigen und beſtändigen Ausübung ſie ſich ver-
bindlich machen müßen, wenn ſie anders die Sei-
nigen heißen wollen.

In den angeführten Worten kündiget er ſich
ſelbſt als den gröſten Lehrer des menſchlichen Ge-
ſchlechtes an. Ich bin das Licht der Welt.
Es iſt bekannt, daß Unwißenheit in geiſtlichen Din-
gen, Irrthümer in der Religion gar oft mit Fin-
ſternis verglichen werden. Wenn nun den in Un-
wißenheit und ſchädlichen Irrthümern ſteckenden
Menſchen heilſame, richtige Kenntniße beygebracht
werden, ſo heiſt es, es werde ihnen ein Licht an-
gezündet, oder es gehe ihnen ein Licht auf. Da-
her nennt David Pſ. 119. das Geſetz ſeines Got-
tes mehr als einmahl ein Licht auf ſeinen Wegen.
Es werden aber auch nicht ſelten große Lehrer, die
ſehr vieles zur Erleuchtung und Belehrung des
menſchlichen Geſchlechtes beytragen, ſelbſt Lichter
genennt. Unter dieſem ſchönen Bilde wird der
Meßias nicht ſelten in den Schriften des alten
Teſtaments vorgeſtellt, und darauf zielt unſer Hey-
land ohne Zweifel, wenn er ſich in den angeführ-
ten Worten das Licht der Welt nennet. Daß
unter dem Worte Welt das ganze menſchliche Ge-
ſchlecht zu verſtehen ſey, iſt an ſich ſelbſt klar ge-

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[121/0133] Lehrer des menſchlichen Geſchlechts. durch was für Mittel? Nicht durch einen unwider- ſtehligen Zwang, nicht durch gewaltſame Mittel, ſondern durch Unterricht und ſanfte Belehrungen. Wir haben daher Jeſum Chriſtum nicht nur als unſern Verſöhner, ſondern auch als unſern Lehrer zu betrachten, als einen König, der ſeinen Unter- thanen die heilſamſten Geſetze vorſchreibt, zu deren freudigen und beſtändigen Ausübung ſie ſich ver- bindlich machen müßen, wenn ſie anders die Sei- nigen heißen wollen. In den angeführten Worten kündiget er ſich ſelbſt als den gröſten Lehrer des menſchlichen Ge- ſchlechtes an. Ich bin das Licht der Welt. Es iſt bekannt, daß Unwißenheit in geiſtlichen Din- gen, Irrthümer in der Religion gar oft mit Fin- ſternis verglichen werden. Wenn nun den in Un- wißenheit und ſchädlichen Irrthümern ſteckenden Menſchen heilſame, richtige Kenntniße beygebracht werden, ſo heiſt es, es werde ihnen ein Licht an- gezündet, oder es gehe ihnen ein Licht auf. Da- her nennt David Pſ. 119. das Geſetz ſeines Got- tes mehr als einmahl ein Licht auf ſeinen Wegen. Es werden aber auch nicht ſelten große Lehrer, die ſehr vieles zur Erleuchtung und Belehrung des menſchlichen Geſchlechtes beytragen, ſelbſt Lichter genennt. Unter dieſem ſchönen Bilde wird der Meßias nicht ſelten in den Schriften des alten Teſtaments vorgeſtellt, und darauf zielt unſer Hey- land ohne Zweifel, wenn er ſich in den angeführ- ten Worten das Licht der Welt nennet. Daß unter dem Worte Welt das ganze menſchliche Ge- ſchlecht zu verſtehen ſey, iſt an ſich ſelbſt klar ge- nug. H 5

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Zitationshilfe: Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789/133>, abgerufen am 22.11.2024.