Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778.

Bild:
<< vorherige Seite

Achte Betr. Die hohe Würde
vernünftigen Geschöpfen, sie mögen Engel oder
Menschen seyn, sie mögen noch gegenwärtig leben,
oder schon dem Leibe nach gestorben seyn, eben so
verehret werden, wie Gott selbst verehret wird.
Es sollen nemlich alle Zungen bekennen, daß
Jesus Christus der Herr sey, zur Ehre Gottes
des Vaters,
das ist, sie sollen ihn alle mit
frohen Lobliedern besingen, und hiemit an den Tag
legen, daß er zum Herrn über alles verordnet sey.
Es wird nemlich vorausgesetzt, daß Christus, auch
nach seiner menschlichen Natur zum großen Ober-
haupt und Beherrscher des weitläuftigen himmli-
schen Reichs von Gott ernennt worden ist. Jene
vortrefliche, erhabene Geister, die Engel, und al-
le Menschen, die sich durch Christum zu Gott füh-
ren laßen, sollen unter seiner Oberherrschaft und
Regierung zu einer Gesellschaft vereiniget werden.
Da er uns Menschen, die wir einer solchen Ehre
und Seeligkeit schlechterdings unwürdig und unfä-
hig waren, da er uns wieder in den Stand gesetzt
hat, daß wir auf eine schickliche Weise in diese ehr-
würdige Gesellschaft aufgenommen werden können,
daß uns iene reine und seelige Geschöpfe für ihre
Mitglieder erkennen können, wem gebühret wohl
mehr als ihm die Ehre, das Oberhaupt und der
Beherrscher dieser neu verbundenen Gesellschaft zu
seyn? Ja, du großer, anbetenswürdigster Gott-
mensch, dir allein haben wir es zu danken, daß
Engel sich nicht mehr scheuen, uns für ihre Brü-
der und Mitglieder zu erkennen. Nun werden sie
uns keine Vorwürfe mehr darüber machen, daß wir
so tief gefallen sind; denn du hast diese Schande

von

Achte Betr. Die hohe Würde
vernünftigen Geſchöpfen, ſie mögen Engel oder
Menſchen ſeyn, ſie mögen noch gegenwärtig leben,
oder ſchon dem Leibe nach geſtorben ſeyn, eben ſo
verehret werden, wie Gott ſelbſt verehret wird.
Es ſollen nemlich alle Zungen bekennen, daß
Jeſus Chriſtus der Herr ſey, zur Ehre Gottes
des Vaters,
das iſt, ſie ſollen ihn alle mit
frohen Lobliedern beſingen, und hiemit an den Tag
legen, daß er zum Herrn über alles verordnet ſey.
Es wird nemlich vorausgeſetzt, daß Chriſtus, auch
nach ſeiner menſchlichen Natur zum großen Ober-
haupt und Beherrſcher des weitläuftigen himmli-
ſchen Reichs von Gott ernennt worden iſt. Jene
vortrefliche, erhabene Geiſter, die Engel, und al-
le Menſchen, die ſich durch Chriſtum zu Gott füh-
ren laßen, ſollen unter ſeiner Oberherrſchaft und
Regierung zu einer Geſellſchaft vereiniget werden.
Da er uns Menſchen, die wir einer ſolchen Ehre
und Seeligkeit ſchlechterdings unwürdig und unfä-
hig waren, da er uns wieder in den Stand geſetzt
hat, daß wir auf eine ſchickliche Weiſe in dieſe ehr-
würdige Geſellſchaft aufgenommen werden können,
daß uns iene reine und ſeelige Geſchöpfe für ihre
Mitglieder erkennen können, wem gebühret wohl
mehr als ihm die Ehre, das Oberhaupt und der
Beherrſcher dieſer neu verbundenen Geſellſchaft zu
ſeyn? Ja, du großer, anbetenswürdigſter Gott-
menſch, dir allein haben wir es zu danken, daß
Engel ſich nicht mehr ſcheuen, uns für ihre Brü-
der und Mitglieder zu erkennen. Nun werden ſie
uns keine Vorwürfe mehr darüber machen, daß wir
ſo tief gefallen ſind; denn du haſt dieſe Schande

von
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0126" n="114"/><fw place="top" type="header">Achte Betr. Die hohe Würde</fw><lb/>
vernünftigen Ge&#x017F;chöpfen, &#x017F;ie mögen Engel oder<lb/>
Men&#x017F;chen &#x017F;eyn, &#x017F;ie mögen noch gegenwärtig leben,<lb/>
oder &#x017F;chon dem Leibe nach ge&#x017F;torben &#x017F;eyn, eben &#x017F;o<lb/>
verehret werden, wie Gott &#x017F;elb&#x017F;t verehret wird.<lb/><hi rendition="#fr">Es &#x017F;ollen nemlich alle Zungen bekennen, daß<lb/>
Je&#x017F;us Chri&#x017F;tus der Herr &#x017F;ey, zur Ehre Gottes<lb/>
des Vaters,</hi> das i&#x017F;t, &#x017F;ie &#x017F;ollen ihn alle mit<lb/>
frohen Lobliedern be&#x017F;ingen, und hiemit an den Tag<lb/>
legen, daß er zum Herrn über alles verordnet &#x017F;ey.<lb/>
Es wird nemlich vorausge&#x017F;etzt, daß Chri&#x017F;tus, auch<lb/>
nach &#x017F;einer men&#x017F;chlichen Natur zum großen Ober-<lb/>
haupt und Beherr&#x017F;cher des weitläuftigen himmli-<lb/>
&#x017F;chen Reichs von Gott ernennt worden i&#x017F;t. Jene<lb/>
vortrefliche, erhabene Gei&#x017F;ter, die Engel, und al-<lb/>
le Men&#x017F;chen, die &#x017F;ich durch Chri&#x017F;tum zu Gott füh-<lb/>
ren laßen, &#x017F;ollen unter &#x017F;einer Oberherr&#x017F;chaft und<lb/>
Regierung zu einer Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft vereiniget werden.<lb/>
Da er uns Men&#x017F;chen, die wir einer &#x017F;olchen Ehre<lb/>
und Seeligkeit &#x017F;chlechterdings unwürdig und unfä-<lb/>
hig waren, da er uns wieder in den Stand ge&#x017F;etzt<lb/>
hat, daß wir auf eine &#x017F;chickliche Wei&#x017F;e in die&#x017F;e ehr-<lb/>
würdige Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft aufgenommen werden können,<lb/>
daß uns iene reine und &#x017F;eelige Ge&#x017F;chöpfe für ihre<lb/>
Mitglieder erkennen können, wem gebühret wohl<lb/>
mehr als ihm die Ehre, das Oberhaupt und der<lb/>
Beherr&#x017F;cher die&#x017F;er neu verbundenen Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft zu<lb/>
&#x017F;eyn? Ja, du großer, anbetenswürdig&#x017F;ter Gott-<lb/>
men&#x017F;ch, dir allein haben wir es zu danken, daß<lb/>
Engel &#x017F;ich nicht mehr &#x017F;cheuen, uns für ihre Brü-<lb/>
der und Mitglieder zu erkennen. Nun werden &#x017F;ie<lb/>
uns keine Vorwürfe mehr darüber machen, daß wir<lb/>
&#x017F;o tief gefallen &#x017F;ind; denn du ha&#x017F;t die&#x017F;e Schande<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">von</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[114/0126] Achte Betr. Die hohe Würde vernünftigen Geſchöpfen, ſie mögen Engel oder Menſchen ſeyn, ſie mögen noch gegenwärtig leben, oder ſchon dem Leibe nach geſtorben ſeyn, eben ſo verehret werden, wie Gott ſelbſt verehret wird. Es ſollen nemlich alle Zungen bekennen, daß Jeſus Chriſtus der Herr ſey, zur Ehre Gottes des Vaters, das iſt, ſie ſollen ihn alle mit frohen Lobliedern beſingen, und hiemit an den Tag legen, daß er zum Herrn über alles verordnet ſey. Es wird nemlich vorausgeſetzt, daß Chriſtus, auch nach ſeiner menſchlichen Natur zum großen Ober- haupt und Beherrſcher des weitläuftigen himmli- ſchen Reichs von Gott ernennt worden iſt. Jene vortrefliche, erhabene Geiſter, die Engel, und al- le Menſchen, die ſich durch Chriſtum zu Gott füh- ren laßen, ſollen unter ſeiner Oberherrſchaft und Regierung zu einer Geſellſchaft vereiniget werden. Da er uns Menſchen, die wir einer ſolchen Ehre und Seeligkeit ſchlechterdings unwürdig und unfä- hig waren, da er uns wieder in den Stand geſetzt hat, daß wir auf eine ſchickliche Weiſe in dieſe ehr- würdige Geſellſchaft aufgenommen werden können, daß uns iene reine und ſeelige Geſchöpfe für ihre Mitglieder erkennen können, wem gebühret wohl mehr als ihm die Ehre, das Oberhaupt und der Beherrſcher dieſer neu verbundenen Geſellſchaft zu ſeyn? Ja, du großer, anbetenswürdigſter Gott- menſch, dir allein haben wir es zu danken, daß Engel ſich nicht mehr ſcheuen, uns für ihre Brü- der und Mitglieder zu erkennen. Nun werden ſie uns keine Vorwürfe mehr darüber machen, daß wir ſo tief gefallen ſind; denn du haſt dieſe Schande von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789/126
Zitationshilfe: Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789/126>, abgerufen am 18.07.2024.