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Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778.

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des Erlösers.
umherzog, lehrte, wachte, betete, hungerte und
dürstete, der konnte ihn dem äußerlichen Ansehen
nach für nichts anders als einen ordentlichen Men-
schen und gemeinen Diener Gottes halten. Nur
durch seine außerordenlichen Thaten, und göttlich
wohlthätigen Werke unterschied er sich äußerlich
von seinen übrigen Zeitgenoßen. Joh. 1, 14. In
allen übrigen Dingen erkannte man an ihm einen
Menschen wie alle andere Menschen sind -- er
ward gleich wie ein anderer Mensch, und an
Geberden,
nach seinem äußerlichen Ansehen als
ein Mensch erfunden.

Schon diese Herablaßung war groß und be-
wunderswürdig genug, eine Erniedrigung die ih-
res Gleichen nie gehabt hat, noch iemahls haben
wird. Aber seine herablaßende Liebe gieng noch
weiter. Er erniedrigte sich selbst, und ward
gehorsam bis zum Tode, ia zum Tode am
Creutz.
Er lebte in großer Armseeligkeit und Nie-
drigkeit auf Erden. Wem ist dieses nicht aus der
Geschichte seines Lebens bekannt? Nicht in königli-
chen Pallästen wurde er erzogen, sondern in dem
Hause seiner armen Mutter, in dem Hause und
unter den Anverwandten eines armen Zimmer-
manns, der sich von seiner Handarbeit nährte, in
einer Stadt, von welcher man überhaupt kein gün-
stiges Vorurtheil hatte, so daß es zum Sprich-
wort geworden war: Was kan aus Nazareth
Gutes kommen?
Joh. 1, 47. Ob er gleich der
gröste Lehrer und Wohlthäter des menschlichen Ge-
schlechts war, so suchte er doch keine solche Ehre,
die von der Welt bewundert wird. Nie wurde er

an

des Erlöſers.
umherzog, lehrte, wachte, betete, hungerte und
dürſtete, der konnte ihn dem äußerlichen Anſehen
nach für nichts anders als einen ordentlichen Men-
ſchen und gemeinen Diener Gottes halten. Nur
durch ſeine außerordenlichen Thaten, und göttlich
wohlthätigen Werke unterſchied er ſich äußerlich
von ſeinen übrigen Zeitgenoßen. Joh. 1, 14. In
allen übrigen Dingen erkannte man an ihm einen
Menſchen wie alle andere Menſchen ſind — er
ward gleich wie ein anderer Menſch, und an
Geberden,
nach ſeinem äußerlichen Anſehen als
ein Menſch erfunden.

Schon dieſe Herablaßung war groß und be-
wunderswürdig genug, eine Erniedrigung die ih-
res Gleichen nie gehabt hat, noch iemahls haben
wird. Aber ſeine herablaßende Liebe gieng noch
weiter. Er erniedrigte ſich ſelbſt, und ward
gehorſam bis zum Tode, ia zum Tode am
Creutz.
Er lebte in großer Armſeeligkeit und Nie-
drigkeit auf Erden. Wem iſt dieſes nicht aus der
Geſchichte ſeines Lebens bekannt? Nicht in königli-
chen Palläſten wurde er erzogen, ſondern in dem
Hauſe ſeiner armen Mutter, in dem Hauſe und
unter den Anverwandten eines armen Zimmer-
manns, der ſich von ſeiner Handarbeit nährte, in
einer Stadt, von welcher man überhaupt kein gün-
ſtiges Vorurtheil hatte, ſo daß es zum Sprich-
wort geworden war: Was kan aus Nazareth
Gutes kommen?
Joh. 1, 47. Ob er gleich der
gröſte Lehrer und Wohlthäter des menſchlichen Ge-
ſchlechts war, ſo ſuchte er doch keine ſolche Ehre,
die von der Welt bewundert wird. Nie wurde er

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[107/0119] des Erlöſers. umherzog, lehrte, wachte, betete, hungerte und dürſtete, der konnte ihn dem äußerlichen Anſehen nach für nichts anders als einen ordentlichen Men- ſchen und gemeinen Diener Gottes halten. Nur durch ſeine außerordenlichen Thaten, und göttlich wohlthätigen Werke unterſchied er ſich äußerlich von ſeinen übrigen Zeitgenoßen. Joh. 1, 14. In allen übrigen Dingen erkannte man an ihm einen Menſchen wie alle andere Menſchen ſind — er ward gleich wie ein anderer Menſch, und an Geberden, nach ſeinem äußerlichen Anſehen als ein Menſch erfunden. Schon dieſe Herablaßung war groß und be- wunderswürdig genug, eine Erniedrigung die ih- res Gleichen nie gehabt hat, noch iemahls haben wird. Aber ſeine herablaßende Liebe gieng noch weiter. Er erniedrigte ſich ſelbſt, und ward gehorſam bis zum Tode, ia zum Tode am Creutz. Er lebte in großer Armſeeligkeit und Nie- drigkeit auf Erden. Wem iſt dieſes nicht aus der Geſchichte ſeines Lebens bekannt? Nicht in königli- chen Palläſten wurde er erzogen, ſondern in dem Hauſe ſeiner armen Mutter, in dem Hauſe und unter den Anverwandten eines armen Zimmer- manns, der ſich von ſeiner Handarbeit nährte, in einer Stadt, von welcher man überhaupt kein gün- ſtiges Vorurtheil hatte, ſo daß es zum Sprich- wort geworden war: Was kan aus Nazareth Gutes kommen? Joh. 1, 47. Ob er gleich der gröſte Lehrer und Wohlthäter des menſchlichen Ge- ſchlechts war, ſo ſuchte er doch keine ſolche Ehre, die von der Welt bewundert wird. Nie wurde er an

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Zitationshilfe: Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789/119>, abgerufen am 22.11.2024.