Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778.

Bild:
<< vorherige Seite

Achte Betr. Die hohe Würde
aus, daß mit dem Menschen Jesus eine weit hö-
here Natur, und zwar die Natur des allerhöch-
sten Sohnes Gottes persönlich vereiniget war.
Und daß der Apostel der Sache nicht zu viel thue,
erhellet daraus, weil dieser göttliche Menschenfreund
mehr als einmahl von sich selbst sagt, er sey vom
Himmel kommen,
Joh. 3, 13. 6, 38. er sey
von Gott ausgegangen,
Joh. 16, 27. er sey
der göttlichen Herrlichkeit bey seinen Vater
theilhaftig gewesen, ehe die Welt war.
Joh.
17, 5. Johannes nennt ihn ausdrücklich Gott
(Joh. 1, 1. flg.) und versichert, daß durch
ihn alle Dinge gemacht
-- alle Dinge ohne
Ausnahme. Wenn dieser verehrungswürdigste
Sohn Gottes, der an dem Wesen der allerhöchsten
Gottheit selbst Theil hat, wenn dieser ia für nö-
thig befunden hätte, sich den niedrigen Bewohnern
der Erde zu zeigen, so hätte er es ohne Zweifel
auf eine ausnehmend prächtige Art thun können,
so, wie Gott ehemahls zu den Zeiten des A. T.
seine nähere Gegenwart in einem feurigen Lichtglanz,
in großen Donnern und Blitzen, wie auf Sinai,
oder sonst auf eine prächtige Art offenbarte.

Aber so glänzend, so voll göttlicher Pracht
und Herrlichkeit wollte er sich den Menschen nicht
zeigen, da er auf Erden erschien, das große Werk
unserer Erlösung und Wiederherstellung zu ewigen
Seeligkeiten auszuführen. Seine großmüthige
Liebe und Erbarmung bewog ihn, alle seine göttli-
chen Vorzüge zu verleugnen, weil die Ausführung
seiner edlen Absicht diese Verleugnung nöthig mach-

te.

Achte Betr. Die hohe Würde
aus, daß mit dem Menſchen Jeſus eine weit hö-
here Natur, und zwar die Natur des allerhöch-
ſten Sohnes Gottes perſönlich vereiniget war.
Und daß der Apoſtel der Sache nicht zu viel thue,
erhellet daraus, weil dieſer göttliche Menſchenfreund
mehr als einmahl von ſich ſelbſt ſagt, er ſey vom
Himmel kommen,
Joh. 3, 13. 6, 38. er ſey
von Gott ausgegangen,
Joh. 16, 27. er ſey
der göttlichen Herrlichkeit bey ſeinen Vater
theilhaftig geweſen, ehe die Welt war.
Joh.
17, 5. Johannes nennt ihn ausdrücklich Gott
(Joh. 1, 1. flg.) und verſichert, daß durch
ihn alle Dinge gemacht
— alle Dinge ohne
Ausnahme. Wenn dieſer verehrungswürdigſte
Sohn Gottes, der an dem Weſen der allerhöchſten
Gottheit ſelbſt Theil hat, wenn dieſer ia für nö-
thig befunden hätte, ſich den niedrigen Bewohnern
der Erde zu zeigen, ſo hätte er es ohne Zweifel
auf eine ausnehmend prächtige Art thun können,
ſo, wie Gott ehemahls zu den Zeiten des A. T.
ſeine nähere Gegenwart in einem feurigen Lichtglanz,
in großen Donnern und Blitzen, wie auf Sinai,
oder ſonſt auf eine prächtige Art offenbarte.

Aber ſo glänzend, ſo voll göttlicher Pracht
und Herrlichkeit wollte er ſich den Menſchen nicht
zeigen, da er auf Erden erſchien, das große Werk
unſerer Erlöſung und Wiederherſtellung zu ewigen
Seeligkeiten auszuführen. Seine großmüthige
Liebe und Erbarmung bewog ihn, alle ſeine göttli-
chen Vorzüge zu verleugnen, weil die Ausführung
ſeiner edlen Abſicht dieſe Verleugnung nöthig mach-

te.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0116" n="104"/><fw place="top" type="header">Achte Betr. Die hohe Würde</fw><lb/>
aus, daß mit dem Men&#x017F;chen Je&#x017F;us eine weit hö-<lb/>
here Natur, und zwar die Natur des allerhöch-<lb/>
&#x017F;ten Sohnes Gottes per&#x017F;önlich vereiniget war.<lb/>
Und daß der Apo&#x017F;tel der Sache nicht zu viel thue,<lb/>
erhellet daraus, weil die&#x017F;er göttliche Men&#x017F;chenfreund<lb/>
mehr als einmahl von &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;agt, <hi rendition="#fr">er &#x017F;ey vom<lb/>
Himmel kommen,</hi> Joh. 3, 13. 6, 38. <hi rendition="#fr">er &#x017F;ey<lb/>
von Gott ausgegangen,</hi> Joh. 16, 27. <hi rendition="#fr">er &#x017F;ey<lb/>
der göttlichen Herrlichkeit bey &#x017F;einen Vater<lb/>
theilhaftig gewe&#x017F;en, ehe die Welt war.</hi> Joh.<lb/>
17, 5. Johannes nennt ihn ausdrücklich <hi rendition="#fr">Gott</hi><lb/>
(Joh. 1, 1. flg.) und ver&#x017F;ichert, <hi rendition="#fr">daß durch<lb/>
ihn alle Dinge gemacht</hi> &#x2014; alle Dinge ohne<lb/>
Ausnahme. Wenn die&#x017F;er verehrungswürdig&#x017F;te<lb/>
Sohn Gottes, der an dem We&#x017F;en der allerhöch&#x017F;ten<lb/>
Gottheit &#x017F;elb&#x017F;t Theil hat, wenn die&#x017F;er ia für nö-<lb/>
thig befunden hätte, &#x017F;ich den niedrigen Bewohnern<lb/>
der Erde zu zeigen, &#x017F;o hätte er es ohne Zweifel<lb/>
auf eine ausnehmend prächtige Art thun können,<lb/>
&#x017F;o, wie Gott ehemahls zu den Zeiten des A. T.<lb/>
&#x017F;eine nähere Gegenwart in einem feurigen Lichtglanz,<lb/>
in großen Donnern und Blitzen, wie auf Sinai,<lb/>
oder &#x017F;on&#x017F;t auf eine prächtige Art offenbarte.</p><lb/>
        <p>Aber &#x017F;o glänzend, &#x017F;o voll göttlicher Pracht<lb/>
und Herrlichkeit wollte er &#x017F;ich den Men&#x017F;chen nicht<lb/>
zeigen, da er auf Erden er&#x017F;chien, das große Werk<lb/>
un&#x017F;erer Erlö&#x017F;ung und Wiederher&#x017F;tellung zu ewigen<lb/>
Seeligkeiten auszuführen. Seine großmüthige<lb/>
Liebe und Erbarmung bewog ihn, alle &#x017F;eine göttli-<lb/>
chen Vorzüge zu verleugnen, weil die Ausführung<lb/>
&#x017F;einer edlen Ab&#x017F;icht die&#x017F;e Verleugnung nöthig mach-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">te.</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[104/0116] Achte Betr. Die hohe Würde aus, daß mit dem Menſchen Jeſus eine weit hö- here Natur, und zwar die Natur des allerhöch- ſten Sohnes Gottes perſönlich vereiniget war. Und daß der Apoſtel der Sache nicht zu viel thue, erhellet daraus, weil dieſer göttliche Menſchenfreund mehr als einmahl von ſich ſelbſt ſagt, er ſey vom Himmel kommen, Joh. 3, 13. 6, 38. er ſey von Gott ausgegangen, Joh. 16, 27. er ſey der göttlichen Herrlichkeit bey ſeinen Vater theilhaftig geweſen, ehe die Welt war. Joh. 17, 5. Johannes nennt ihn ausdrücklich Gott (Joh. 1, 1. flg.) und verſichert, daß durch ihn alle Dinge gemacht — alle Dinge ohne Ausnahme. Wenn dieſer verehrungswürdigſte Sohn Gottes, der an dem Weſen der allerhöchſten Gottheit ſelbſt Theil hat, wenn dieſer ia für nö- thig befunden hätte, ſich den niedrigen Bewohnern der Erde zu zeigen, ſo hätte er es ohne Zweifel auf eine ausnehmend prächtige Art thun können, ſo, wie Gott ehemahls zu den Zeiten des A. T. ſeine nähere Gegenwart in einem feurigen Lichtglanz, in großen Donnern und Blitzen, wie auf Sinai, oder ſonſt auf eine prächtige Art offenbarte. Aber ſo glänzend, ſo voll göttlicher Pracht und Herrlichkeit wollte er ſich den Menſchen nicht zeigen, da er auf Erden erſchien, das große Werk unſerer Erlöſung und Wiederherſtellung zu ewigen Seeligkeiten auszuführen. Seine großmüthige Liebe und Erbarmung bewog ihn, alle ſeine göttli- chen Vorzüge zu verleugnen, weil die Ausführung ſeiner edlen Abſicht dieſe Verleugnung nöthig mach- te.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789/116
Zitationshilfe: Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789/116>, abgerufen am 18.07.2024.