die Heinse aus dem Satyrikon übersetzt hat, angeblich zu Rom ge¬ druckt, 1773, Bd. I., S. 132. ff.
(70) S. 322. Was wäre hier nicht Alles zu sagen! Es ge¬ hören hier Stoffe her, deren vorzüglich die Malerei sich bemächtigt hat und für deren Anschauung wir durch Gewohnheit abgehärtet sind, die aber im Grunde nur ekelhaft genannt werden können. Die Sunamitin, dem alten Könige David zugeführt, Lot in der Höhle des Gebirges, trunken gemacht von den Töchtern, damit er sie beschlafe u. s. w. Aber auch eine ganze Menge abscheulicher klinopaler Symplegmen und infamer Gemälde von widrigster Ueppigkeit gehört hieher, von denen man kaum sprechen mag. Nur Ein Beispiel will ich anführen. 1823 habe ich auf den Sammlungen der Göttinger Universität ein durch einen Schieber, der etwas Anderes zeigte, verdecktes Bild gesehen, auf das vom Führer als etwas besonders Merkwürdiges hingewiesen ward. Ludwig XV. hatte mit der Pompadour gewettet, daß sie nicht durch einen Ring pissen könne. Das Bild stellt nun die Pompadour dar, wie sie dies Experiment versucht und die Majestät liegt auf beiden Knieen und hält selber mit lüsterner Neugier den Ring!
(71) S. 322. Nach Droysen, 1838, Aristophanes, III., 204, will ich nur den Anfang des Monologs des arg gefoppten Ki¬ nesias, der gewiß auch den Dithyrambographen Kinesias parodiren sollte, hersetzen:
Zu Grunde gerichtet, ganz mich vernichtet hat das Weib! Zu allem Andern, so abgehüls't läßt sie ihn mir stehn! O wie wird mir! weh! wo ergieß' ich mich hin, Von dem süßesten Weib so entsetzlich getäuscht! u. s. w.
(72) S. 322. Horatii Epodon liber, VIII.: In anum libidi¬ nosam:
Rogare longo putidam te saeculo, Vires quid enervet meas! Cum sit tibi dens ater, et rugis vetus Frontem senectus exaret; Hietque turpis inter aridas nates Podex, velut crudae bovis. Sed incitat me pectus, et mammae putres, Equina qualis ubera; Venterque mollis, et femur tumentibus Exile suris additum.
die Heinſe aus dem Satyrikon überſetzt hat, angeblich zu Rom ge¬ druckt, 1773, Bd. I., S. 132. ff.
(70) S. 322. Was wäre hier nicht Alles zu ſagen! Es ge¬ hören hier Stoffe her, deren vorzüglich die Malerei ſich bemächtigt hat und für deren Anſchauung wir durch Gewohnheit abgehärtet ſind, die aber im Grunde nur ekelhaft genannt werden können. Die Sunamitin, dem alten Könige David zugeführt, Lot in der Höhle des Gebirges, trunken gemacht von den Töchtern, damit er ſie beſchlafe u. ſ. w. Aber auch eine ganze Menge abſcheulicher klinopaler Symplegmen und infamer Gemälde von widrigſter Ueppigkeit gehört hieher, von denen man kaum ſprechen mag. Nur Ein Beiſpiel will ich anführen. 1823 habe ich auf den Sammlungen der Göttinger Univerſität ein durch einen Schieber, der etwas Anderes zeigte, verdecktes Bild geſehen, auf das vom Führer als etwas beſonders Merkwürdiges hingewieſen ward. Ludwig XV. hatte mit der Pompadour gewettet, daß ſie nicht durch einen Ring piſſen könne. Das Bild ſtellt nun die Pompadour dar, wie ſie dies Experiment verſucht und die Majeſtät liegt auf beiden Knieen und hält ſelber mit lüſterner Neugier den Ring!
(71) S. 322. Nach Droyſen, 1838, Ariſtophanes, III., 204, will ich nur den Anfang des Monologs des arg gefoppten Ki¬ neſias, der gewiß auch den Dithyrambographen Kineſias parodiren ſollte, herſetzen:
Zu Grunde gerichtet, ganz mich vernichtet hat das Weib! Zu allem Andern, ſo abgehülſ't läßt ſie ihn mir ſtehn! O wie wird mir! weh! wo ergieß' ich mich hin, Von dem ſüßeſten Weib ſo entſetzlich getäuſcht! u. ſ. w.
(72) S. 322. Horatii Epodon liber, VIII.: In anum libidi¬ nosam:
Rogare longo putidam te saeculo, Vires quid enervet meas! Cum sit tibi dens ater, et rugis vetus Frontem senectus exaret; Hietque turpis inter aridas nates Podex, velut crudae bovis. Sed incitat me pectus, et mammae putres, Equina qualis ubera; Venterque mollis, et femur tumentibus Exile suris additum.
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die Heinſe aus dem Satyrikon überſetzt hat, angeblich zu Rom ge¬
druckt, 1773, Bd. I., S. 132. ff.
(70) S. 322. Was wäre hier nicht Alles zu ſagen! Es ge¬
hören hier Stoffe her, deren vorzüglich die Malerei ſich bemächtigt hat
und für deren Anſchauung wir durch Gewohnheit abgehärtet ſind, die
aber im Grunde nur ekelhaft genannt werden können. Die Sunamitin,
dem alten Könige David zugeführt, Lot in der Höhle des Gebirges,
trunken gemacht von den Töchtern, damit er ſie beſchlafe u. ſ. w.
Aber auch eine ganze Menge abſcheulicher klinopaler Symplegmen und
infamer Gemälde von widrigſter Ueppigkeit gehört hieher, von denen
man kaum ſprechen mag. Nur Ein Beiſpiel will ich anführen. 1823
habe ich auf den Sammlungen der Göttinger Univerſität ein durch
einen Schieber, der etwas Anderes zeigte, verdecktes Bild geſehen, auf
das vom Führer als etwas beſonders Merkwürdiges hingewieſen ward.
Ludwig XV. hatte mit der Pompadour gewettet, daß ſie nicht durch
einen Ring piſſen könne. Das Bild ſtellt nun die Pompadour dar,
wie ſie dies Experiment verſucht und die Majeſtät liegt auf beiden
Knieen und hält ſelber mit lüſterner Neugier den Ring!
(71) S. 322. Nach Droyſen, 1838, Ariſtophanes, III.,
204, will ich nur den Anfang des Monologs des arg gefoppten Ki¬
neſias, der gewiß auch den Dithyrambographen Kineſias parodiren
ſollte, herſetzen:
Zu Grunde gerichtet, ganz mich vernichtet hat das Weib!
Zu allem Andern, ſo abgehülſ't läßt ſie ihn mir ſtehn!
O wie wird mir! weh! wo ergieß' ich mich hin,
Von dem ſüßeſten Weib ſo entſetzlich getäuſcht!
u. ſ. w.
(72) S. 322. Horatii Epodon liber, VIII.: In anum libidi¬
nosam:
Rogare longo putidam te saeculo,
Vires quid enervet meas!
Cum sit tibi dens ater, et rugis vetus
Frontem senectus exaret;
Hietque turpis inter aridas nates
Podex, velut crudae bovis.
Sed incitat me pectus, et mammae putres,
Equina qualis ubera;
Venterque mollis, et femur tumentibus
Exile suris additum.
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Rosenkranz, Karl: Ästhetik des Häßlichen. Königsberg, 1853, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenkranz_aesthetik_1853/478>, abgerufen am 15.08.2024.
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