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Rosenkranz, Karl: Ästhetik des Häßlichen. Königsberg, 1853.

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am Niedlichen, das Todte am Spielenden, das Scheußliche
am Reizenden sein objectives Maaß hat. Als die Spitze
der Scheußlichkeit stellte sich uns das Böse dar, die freie
Selbstvernichtung des Guten. Das Böse als das diabolische
zeigte sich als die absolute Scheinfreiheit, die mit Bewußt¬
sein principiell das Gute negirt und in dem Abgrund ihrer
Qual vergeblich wahre Befriedigung sucht.

Das Böse gab uns insofern den Uebergang zur Cari¬
catur, als es die Reflexion von Inhalt und Form in sein
Gegentheil wesentlich in sich schließt. Die Vorstellung des
Teufels ist die Vorstellung der absoluten Caricatur, denn
er ist die Lüge als die fictive Zerstörung der Wahrheit, der
Unwille als der Wille des Nichts, die Häßlichkeit als die
positive Vernichtung der Schönheit. Aber die Caricatur löst
die Widrigkeit in's Lächerliche auf, indem sie alle Formen
des Häßlichen, aber auch des Schönen in sich aufzunehmen
vermag. Daß sie in ihrer Verzerrung schön werde, unsterb¬
licher Heiterkeit voll, ist jedoch nur möglich durch den Hu¬
mor, der sie in's Phantastische übertreibt. Die entfesselte
Ausgelassenheit des Humors, dessen mitleidiger Uebermuth
sich auch der Frazze annimmt, entbehrt nicht der reinsten
Besinnung und gleicht der Mänade, die, auf des Berges
Scheitel den Fuß erhebend, das Haupt, getrieben von der
Begeisterung des Gottes, zu den Sternen des Himmels mit
kühnem Schwung emporgeworfen hat, als wolle sie schon
der Erde entfliehen und in den göttlichen Aether, aus dem
Alles hervorgegangen, zurückkehren.


am Niedlichen, das Todte am Spielenden, das Scheußliche
am Reizenden ſein objectives Maaß hat. Als die Spitze
der Scheußlichkeit ſtellte ſich uns das Böſe dar, die freie
Selbſtvernichtung des Guten. Das Böſe als das diaboliſche
zeigte ſich als die abſolute Scheinfreiheit, die mit Bewußt¬
ſein principiell das Gute negirt und in dem Abgrund ihrer
Qual vergeblich wahre Befriedigung ſucht.

Das Böſe gab uns inſofern den Uebergang zur Cari¬
catur, als es die Reflexion von Inhalt und Form in ſein
Gegentheil weſentlich in ſich ſchließt. Die Vorſtellung des
Teufels iſt die Vorſtellung der abſoluten Caricatur, denn
er iſt die Lüge als die fictive Zerſtörung der Wahrheit, der
Unwille als der Wille des Nichts, die Häßlichkeit als die
poſitive Vernichtung der Schönheit. Aber die Caricatur löſt
die Widrigkeit in's Lächerliche auf, indem ſie alle Formen
des Häßlichen, aber auch des Schönen in ſich aufzunehmen
vermag. Daß ſie in ihrer Verzerrung ſchön werde, unſterb¬
licher Heiterkeit voll, iſt jedoch nur möglich durch den Hu¬
mor, der ſie in's Phantaſtiſche übertreibt. Die entfeſſelte
Ausgelaſſenheit des Humors, deſſen mitleidiger Uebermuth
ſich auch der Frazze annimmt, entbehrt nicht der reinſten
Beſinnung und gleicht der Mänade, die, auf des Berges
Scheitel den Fuß erhebend, das Haupt, getrieben von der
Begeiſterung des Gottes, zu den Sternen des Himmels mit
kühnem Schwung emporgeworfen hat, als wolle ſie ſchon
der Erde entfliehen und in den göttlichen Aether, aus dem
Alles hervorgegangen, zurückkehren.


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[432/0454] am Niedlichen, das Todte am Spielenden, das Scheußliche am Reizenden ſein objectives Maaß hat. Als die Spitze der Scheußlichkeit ſtellte ſich uns das Böſe dar, die freie Selbſtvernichtung des Guten. Das Böſe als das diaboliſche zeigte ſich als die abſolute Scheinfreiheit, die mit Bewußt¬ ſein principiell das Gute negirt und in dem Abgrund ihrer Qual vergeblich wahre Befriedigung ſucht. Das Böſe gab uns inſofern den Uebergang zur Cari¬ catur, als es die Reflexion von Inhalt und Form in ſein Gegentheil weſentlich in ſich ſchließt. Die Vorſtellung des Teufels iſt die Vorſtellung der abſoluten Caricatur, denn er iſt die Lüge als die fictive Zerſtörung der Wahrheit, der Unwille als der Wille des Nichts, die Häßlichkeit als die poſitive Vernichtung der Schönheit. Aber die Caricatur löſt die Widrigkeit in's Lächerliche auf, indem ſie alle Formen des Häßlichen, aber auch des Schönen in ſich aufzunehmen vermag. Daß ſie in ihrer Verzerrung ſchön werde, unſterb¬ licher Heiterkeit voll, iſt jedoch nur möglich durch den Hu¬ mor, der ſie in's Phantaſtiſche übertreibt. Die entfeſſelte Ausgelaſſenheit des Humors, deſſen mitleidiger Uebermuth ſich auch der Frazze annimmt, entbehrt nicht der reinſten Beſinnung und gleicht der Mänade, die, auf des Berges Scheitel den Fuß erhebend, das Haupt, getrieben von der Begeiſterung des Gottes, zu den Sternen des Himmels mit kühnem Schwung emporgeworfen hat, als wolle ſie ſchon der Erde entfliehen und in den göttlichen Aether, aus dem Alles hervorgegangen, zurückkehren.

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Zitationshilfe: Rosenkranz, Karl: Ästhetik des Häßlichen. Königsberg, 1853, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenkranz_aesthetik_1853/454>, abgerufen am 23.11.2024.