los ein gefälliges ist, tändelt mit der Veränderung, indem es die Veränderung, die es hervorbringt, sogleich mit heiterer Laune als ein Nichts wieder zurücknimmt. Selbst wenn es erschreckt, will es nur Vergnügen, ja Lachen erregen, wie besonders in jenen grotesken Vermummungen, welche die wilden Völker nicht weniger, als die civilisirten, so leiden¬ schaftlich lieben. Das Spielende ist schön, weil es uns die verschiedenen Seiten eines Wesens in dem Schein einer Ver¬ änderung zeigt, deren Hin und Her die Einheit desselben unangetastet läßt.
Endlich der positive Gegensatz des majestätisch Er¬ habenen innerhalb des Gefälligschönen ist das Reizende. Auch das Niedliche, auch das Spielende kann, wie sich von selbst versteht, reizend sein; das Reizende als solches aber wird die Zierlichkeit der Gestalt mit dem heitern Spiel der Bewegung vereinen. Es ist merkwürdig, welche Voreingenommenheit gegen das Reizende sich bei manchen Aesthetikern findet. Sie verachten es oft, weil es durch seine Sinnlichkeit in das Aesthetische eine praktische Aufforderung einmische. Wir halten diesen Vorwurf für ungerecht, denn in dem cynischen Sinn kann für das unreine Gemüth auch die idealste Schön¬ heit, auch eine Madonne reizend werden. Das Erhabene allerdings läßt, auch wenn es der Natur angehört, das Sinnliche in die Wirkung seiner Unendlichkeit verschwinden, indessen das Reizende uns die sinnliche Seite der Erscheinung des Schönen mit verführerischer Anmuth hervorkehrt. Aber kann denn dieser Reiz nicht ein schuldloser sein? Muß das Sinnliche denn unmittelbar mit dem Bösen identisch sein? Gibt es keinen harmlosen Genuß des Sinnlichschönen? Es scheint, als ob Viele sich das Reizende nur so zu denken ver¬ möchten, wie Delacroir eine nackte Schöne gemalt hat,
los ein gefälliges iſt, tändelt mit der Veränderung, indem es die Veränderung, die es hervorbringt, ſogleich mit heiterer Laune als ein Nichts wieder zurücknimmt. Selbſt wenn es erſchreckt, will es nur Vergnügen, ja Lachen erregen, wie beſonders in jenen grotesken Vermummungen, welche die wilden Völker nicht weniger, als die civiliſirten, ſo leiden¬ ſchaftlich lieben. Das Spielende iſt ſchön, weil es uns die verſchiedenen Seiten eines Weſens in dem Schein einer Ver¬ änderung zeigt, deren Hin und Her die Einheit deſſelben unangetaſtet läßt.
Endlich der poſitive Gegenſatz des majeſtätiſch Er¬ habenen innerhalb des Gefälligſchönen iſt das Reizende. Auch das Niedliche, auch das Spielende kann, wie ſich von ſelbſt verſteht, reizend ſein; das Reizende als ſolches aber wird die Zierlichkeit der Geſtalt mit dem heitern Spiel der Bewegung vereinen. Es iſt merkwürdig, welche Voreingenommenheit gegen das Reizende ſich bei manchen Aeſthetikern findet. Sie verachten es oft, weil es durch ſeine Sinnlichkeit in das Aeſthetiſche eine praktiſche Aufforderung einmiſche. Wir halten dieſen Vorwurf für ungerecht, denn in dem cyniſchen Sinn kann für das unreine Gemüth auch die idealſte Schön¬ heit, auch eine Madonne reizend werden. Das Erhabene allerdings läßt, auch wenn es der Natur angehört, das Sinnliche in die Wirkung ſeiner Unendlichkeit verſchwinden, indeſſen das Reizende uns die ſinnliche Seite der Erſcheinung des Schönen mit verführeriſcher Anmuth hervorkehrt. Aber kann denn dieſer Reiz nicht ein ſchuldloſer ſein? Muß das Sinnliche denn unmittelbar mit dem Böſen identiſch ſein? Gibt es keinen harmloſen Genuß des Sinnlichſchönen? Es ſcheint, als ob Viele ſich das Reizende nur ſo zu denken ver¬ möchten, wie Delacroir eine nackte Schöne gemalt hat,
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los ein gefälliges iſt, tändelt mit der Veränderung, indem
es die Veränderung, die es hervorbringt, ſogleich mit heiterer
Laune als ein Nichts wieder zurücknimmt. Selbſt wenn es
erſchreckt, will es nur Vergnügen, ja Lachen erregen, wie
beſonders in jenen grotesken Vermummungen, welche die
wilden Völker nicht weniger, als die civiliſirten, ſo leiden¬
ſchaftlich lieben. Das Spielende iſt ſchön, weil es uns die
verſchiedenen Seiten eines Weſens in dem Schein einer Ver¬
änderung zeigt, deren Hin und Her die Einheit deſſelben
unangetaſtet läßt.
Endlich der poſitive Gegenſatz des majeſtätiſch Er¬
habenen innerhalb des Gefälligſchönen iſt das Reizende. Auch
das Niedliche, auch das Spielende kann, wie ſich von ſelbſt
verſteht, reizend ſein; das Reizende als ſolches aber wird die
Zierlichkeit der Geſtalt mit dem heitern Spiel der Bewegung
vereinen. Es iſt merkwürdig, welche Voreingenommenheit
gegen das Reizende ſich bei manchen Aeſthetikern findet.
Sie verachten es oft, weil es durch ſeine Sinnlichkeit in das
Aeſthetiſche eine praktiſche Aufforderung einmiſche. Wir
halten dieſen Vorwurf für ungerecht, denn in dem cyniſchen
Sinn kann für das unreine Gemüth auch die idealſte Schön¬
heit, auch eine Madonne reizend werden. Das Erhabene
allerdings läßt, auch wenn es der Natur angehört, das
Sinnliche in die Wirkung ſeiner Unendlichkeit verſchwinden,
indeſſen das Reizende uns die ſinnliche Seite der Erſcheinung
des Schönen mit verführeriſcher Anmuth hervorkehrt. Aber
kann denn dieſer Reiz nicht ein ſchuldloſer ſein? Muß das
Sinnliche denn unmittelbar mit dem Böſen identiſch ſein?
Gibt es keinen harmloſen Genuß des Sinnlichſchönen? Es
ſcheint, als ob Viele ſich das Reizende nur ſo zu denken ver¬
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Rosenkranz, Karl: Ästhetik des Häßlichen. Königsberg, 1853, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenkranz_aesthetik_1853/303>, abgerufen am 22.11.2024.
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