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Rosenkranz, Karl: Ästhetik des Häßlichen. Königsberg, 1853.

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Wendungen hin, die, vom Griechischen Standpunct aus,
eine kaustische Frivolität athmen (60). Das Gelächter,
welches der Unsitte und dem Unglauben seiner Gegner gelten
soll, trifft unwillkürlich auch wohl die Sitte und den Glauben
selber. Heine wird eben dadurch oft so gemein, daß er
dem Gelüsten nicht widerstehen kann, dem Witz auch das
Heilige mit rücksichtsloser Rohheit zu opfern und dann wirk¬
lich frivol zu werden. Seine Poesie würde ohne diese frivolen
Ausläufer viel mehr Poesie sein (61). In der Frivolität
kennzeichnet sich ihre Wahrheit durch eine gewisse Brutalität,
mit welcher sie, was einem Menschen oder Volk als heilig
gilt, vernichtet und an der Herabsetzung des Heiligen zu
einer lächerlichen Fratze Freude empfindet. Der Begriff der
Frivolität ist daher zwar im Allgemeinen ein ganz bestimmter,
im Besondern aber ein relativer, wie wir dies ganz
positiv durch die Verschiedenheit der Gesetzgebungen sehen,
die für seine Verwirklichung Strafen festsetzen. Was auf
einem beschränktern Standpuct noch für frivol gilt und von
ihm aus mit Recht verurtheilt wird, hat auf einem höhern
und freiern nicht mehr diese Bedeutung. Wir haben hier
nur die ästhetische Seite der Sache aufzufassen, welche
darauf beruhet, daß das wahrhaft Schöne sich nur in der
Einheit mit dem wahrhaft Guten vollenden kann, daß also
ein ästhetisches Product, welches diesem Axian widerspricht,
auch nicht wirklich schön zu sein vermag, also mehr oder
weniger häßlich sein wird. Daß eine Sitte oder ein Glaube
von einem andern Standpunct aus als lächerlich empfunden
wird, ist noch keine Frivolität; erst wenn man die, welche
einer Sitte anhängen, in ihrer Befolgung; die welche einem
Glauben ergeben sind, in ihrem Vertrauen verspotten wollte,
würde man frivol werden. Wir haben oben angeführt, daß

Wendungen hin, die, vom Griechiſchen Standpunct aus,
eine kauſtiſche Frivolität athmen (60). Das Gelächter,
welches der Unſitte und dem Unglauben ſeiner Gegner gelten
ſoll, trifft unwillkürlich auch wohl die Sitte und den Glauben
ſelber. Heine wird eben dadurch oft ſo gemein, daß er
dem Gelüſten nicht widerſtehen kann, dem Witz auch das
Heilige mit rückſichtsloſer Rohheit zu opfern und dann wirk¬
lich frivol zu werden. Seine Poeſie würde ohne dieſe frivolen
Ausläufer viel mehr Poeſie ſein (61). In der Frivolität
kennzeichnet ſich ihre Wahrheit durch eine gewiſſe Brutalität,
mit welcher ſie, was einem Menſchen oder Volk als heilig
gilt, vernichtet und an der Herabſetzung des Heiligen zu
einer lächerlichen Fratze Freude empfindet. Der Begriff der
Frivolität iſt daher zwar im Allgemeinen ein ganz beſtimmter,
im Beſondern aber ein relativer, wie wir dies ganz
poſitiv durch die Verſchiedenheit der Geſetzgebungen ſehen,
die für ſeine Verwirklichung Strafen feſtſetzen. Was auf
einem beſchränktern Standpuct noch für frivol gilt und von
ihm aus mit Recht verurtheilt wird, hat auf einem höhern
und freiern nicht mehr dieſe Bedeutung. Wir haben hier
nur die äſthetiſche Seite der Sache aufzufaſſen, welche
darauf beruhet, daß das wahrhaft Schöne ſich nur in der
Einheit mit dem wahrhaft Guten vollenden kann, daß alſo
ein äſthetiſches Product, welches dieſem Axian widerſpricht,
auch nicht wirklich ſchön zu ſein vermag, alſo mehr oder
weniger häßlich ſein wird. Daß eine Sitte oder ein Glaube
von einem andern Standpunct aus als lächerlich empfunden
wird, iſt noch keine Frivolität; erſt wenn man die, welche
einer Sitte anhängen, in ihrer Befolgung; die welche einem
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würde man frivol werden. Wir haben oben angeführt, daß

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[267/0289] Wendungen hin, die, vom Griechiſchen Standpunct aus, eine kauſtiſche Frivolität athmen (60). Das Gelächter, welches der Unſitte und dem Unglauben ſeiner Gegner gelten ſoll, trifft unwillkürlich auch wohl die Sitte und den Glauben ſelber. Heine wird eben dadurch oft ſo gemein, daß er dem Gelüſten nicht widerſtehen kann, dem Witz auch das Heilige mit rückſichtsloſer Rohheit zu opfern und dann wirk¬ lich frivol zu werden. Seine Poeſie würde ohne dieſe frivolen Ausläufer viel mehr Poeſie ſein (61). In der Frivolität kennzeichnet ſich ihre Wahrheit durch eine gewiſſe Brutalität, mit welcher ſie, was einem Menſchen oder Volk als heilig gilt, vernichtet und an der Herabſetzung des Heiligen zu einer lächerlichen Fratze Freude empfindet. Der Begriff der Frivolität iſt daher zwar im Allgemeinen ein ganz beſtimmter, im Beſondern aber ein relativer, wie wir dies ganz poſitiv durch die Verſchiedenheit der Geſetzgebungen ſehen, die für ſeine Verwirklichung Strafen feſtſetzen. Was auf einem beſchränktern Standpuct noch für frivol gilt und von ihm aus mit Recht verurtheilt wird, hat auf einem höhern und freiern nicht mehr dieſe Bedeutung. Wir haben hier nur die äſthetiſche Seite der Sache aufzufaſſen, welche darauf beruhet, daß das wahrhaft Schöne ſich nur in der Einheit mit dem wahrhaft Guten vollenden kann, daß alſo ein äſthetiſches Product, welches dieſem Axian widerſpricht, auch nicht wirklich ſchön zu ſein vermag, alſo mehr oder weniger häßlich ſein wird. Daß eine Sitte oder ein Glaube von einem andern Standpunct aus als lächerlich empfunden wird, iſt noch keine Frivolität; erſt wenn man die, welche einer Sitte anhängen, in ihrer Befolgung; die welche einem Glauben ergeben ſind, in ihrem Vertrauen verſpotten wollte, würde man frivol werden. Wir haben oben angeführt, daß

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Zitationshilfe: Rosenkranz, Karl: Ästhetik des Häßlichen. Königsberg, 1853, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenkranz_aesthetik_1853/289>, abgerufen am 23.11.2024.