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Rosenkranz, Karl: Ästhetik des Häßlichen. Königsberg, 1853.

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Resultat ernster Bemühungen möglich ist, das Gepräge einer
religiösen Verzweiflung aufgedrückt sein kann. Die Frivolität
ist häßlich, weil sie der Affe der göttlichen Majestät ist, von
welcher alle Majestät der Natur und Geschichte zu Lehen
trägt. Sie setzt sich selber als das Absolute. Für die Natur
ist daher diese Form des Häßlichen unmöglich, weil dieselbe,
als ohne Bewußtsein, ihre eigene Nothwendigkeit nicht ver¬
lachen kann. Unter den Künsten ist die Poesie für die Dar¬
stellung des Frivolen am meisten geeignet, weil sie durch die
Sprache in den Gedanken sich zu vertiefen im Stande ist.
Die Frivolität gibt das Heilige dem Gelächter als ein in sich
Nichtiges preis; die Pietät in der Ehe, Freundschaft, Vater¬
landsliebe, Religion, gelten ihr als eine Bornirtheit und
Schwachheit, über welche sich der starke Geist als über Vor¬
urtheile des gemeinen Haufens erhebt. Diese Stärke des
Geistes ist jedoch nichts, als die Willkür, die aus ihrem
subjectiven Belieben das Göttliche als eine Nullität purer
Einbildung verachtet und damit dasjenige eigentlich für ge¬
mein erklärt, was unter den Völkern den objectiven An¬
spruch macht, als ein Ehrwürdiges und Höchstes verehrt
zu werden.

Es ist sehr wohl zu unterscheiden zwischen dem Glauben
der Menschen an die Existenz des Absoluten und zwischen
den Irrthümern, denen sie darin zugleich unterworfen sein
können, weil sie frei sind und weil es mit dem Wesen des
Göttlichen streiten würde, den Menschen den Glauben an
sich äußerlich abzuzwingen. Im Besondern werden also die
Menschen keineswegs immer die absolute Wahrheit zum In¬
halt ihres Glaubens haben; sie werden die Wahrheit mit
dem Wahn verwechseln und diesen sogar, als eine falsche
Religion, vergöttern können. Die Religionen haben im

Reſultat ernſter Bemühungen möglich iſt, das Gepräge einer
religiöſen Verzweiflung aufgedrückt ſein kann. Die Frivolität
iſt häßlich, weil ſie der Affe der göttlichen Majeſtät iſt, von
welcher alle Majeſtät der Natur und Geſchichte zu Lehen
trägt. Sie ſetzt ſich ſelber als das Abſolute. Für die Natur
iſt daher dieſe Form des Häßlichen unmöglich, weil dieſelbe,
als ohne Bewußtſein, ihre eigene Nothwendigkeit nicht ver¬
lachen kann. Unter den Künſten iſt die Poeſie für die Dar¬
ſtellung des Frivolen am meiſten geeignet, weil ſie durch die
Sprache in den Gedanken ſich zu vertiefen im Stande iſt.
Die Frivolität gibt das Heilige dem Gelächter als ein in ſich
Nichtiges preis; die Pietät in der Ehe, Freundſchaft, Vater¬
landsliebe, Religion, gelten ihr als eine Bornirtheit und
Schwachheit, über welche ſich der ſtarke Geiſt als über Vor¬
urtheile des gemeinen Haufens erhebt. Dieſe Stärke des
Geiſtes iſt jedoch nichts, als die Willkür, die aus ihrem
ſubjectiven Belieben das Göttliche als eine Nullität purer
Einbildung verachtet und damit dasjenige eigentlich für ge¬
mein erklärt, was unter den Völkern den objectiven An¬
ſpruch macht, als ein Ehrwürdiges und Höchſtes verehrt
zu werden.

Es iſt ſehr wohl zu unterſcheiden zwiſchen dem Glauben
der Menſchen an die Exiſtenz des Abſoluten und zwiſchen
den Irrthümern, denen ſie darin zugleich unterworfen ſein
können, weil ſie frei ſind und weil es mit dem Weſen des
Göttlichen ſtreiten würde, den Menſchen den Glauben an
ſich äußerlich abzuzwingen. Im Beſondern werden alſo die
Menſchen keineswegs immer die abſolute Wahrheit zum In¬
halt ihres Glaubens haben; ſie werden die Wahrheit mit
dem Wahn verwechſeln und dieſen ſogar, als eine falſche
Religion, vergöttern können. Die Religionen haben im

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[264/0286] Reſultat ernſter Bemühungen möglich iſt, das Gepräge einer religiöſen Verzweiflung aufgedrückt ſein kann. Die Frivolität iſt häßlich, weil ſie der Affe der göttlichen Majeſtät iſt, von welcher alle Majeſtät der Natur und Geſchichte zu Lehen trägt. Sie ſetzt ſich ſelber als das Abſolute. Für die Natur iſt daher dieſe Form des Häßlichen unmöglich, weil dieſelbe, als ohne Bewußtſein, ihre eigene Nothwendigkeit nicht ver¬ lachen kann. Unter den Künſten iſt die Poeſie für die Dar¬ ſtellung des Frivolen am meiſten geeignet, weil ſie durch die Sprache in den Gedanken ſich zu vertiefen im Stande iſt. Die Frivolität gibt das Heilige dem Gelächter als ein in ſich Nichtiges preis; die Pietät in der Ehe, Freundſchaft, Vater¬ landsliebe, Religion, gelten ihr als eine Bornirtheit und Schwachheit, über welche ſich der ſtarke Geiſt als über Vor¬ urtheile des gemeinen Haufens erhebt. Dieſe Stärke des Geiſtes iſt jedoch nichts, als die Willkür, die aus ihrem ſubjectiven Belieben das Göttliche als eine Nullität purer Einbildung verachtet und damit dasjenige eigentlich für ge¬ mein erklärt, was unter den Völkern den objectiven An¬ ſpruch macht, als ein Ehrwürdiges und Höchſtes verehrt zu werden. Es iſt ſehr wohl zu unterſcheiden zwiſchen dem Glauben der Menſchen an die Exiſtenz des Abſoluten und zwiſchen den Irrthümern, denen ſie darin zugleich unterworfen ſein können, weil ſie frei ſind und weil es mit dem Weſen des Göttlichen ſtreiten würde, den Menſchen den Glauben an ſich äußerlich abzuzwingen. Im Beſondern werden alſo die Menſchen keineswegs immer die abſolute Wahrheit zum In¬ halt ihres Glaubens haben; ſie werden die Wahrheit mit dem Wahn verwechſeln und dieſen ſogar, als eine falſche Religion, vergöttern können. Die Religionen haben im

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Zitationshilfe: Rosenkranz, Karl: Ästhetik des Häßlichen. Königsberg, 1853, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenkranz_aesthetik_1853/286>, abgerufen am 22.11.2024.