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Rosenkranz, Karl: Ästhetik des Häßlichen. Königsberg, 1853.

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rectheit derselben ein vorzügliches Mittel der Komik. Sprach¬
unrichtigkeit
, Jargon und Sprachmengerei, sind
vom Standpunct der Schönheit aus gewiß incorrect. Werden
sie aber mit Absicht verwandt, so können sie den Widerspruch
des Geistes mit sich und zugleich sein humoristisches Darüber¬
hinaussein, weil die Sprache doch immer nur Mittel bleibt,
sehr ergötzlich darstellen. Das sonst Häßliche wird dann
höchst lächerlich und die dramatische Poesie macht daher
einen großen Gebrauch von dieser Form des Incorrecten.
Shakespeare hat die Sprachunrichtigkeit fast durch alle
Töne ihrer ungeheuren Scala mit unendlichem Witz ver¬
folgt (33). -- Zur Sprachunrichtigkeit kann man auch das
Stottern rechnen, an dessen komischer Production sich die
Italiener so außerordentlich vergnügen, daß unter den Neapoli¬
tanischen Masken immer ein Balbutore. Der Dialekt, ob¬
wohl an sich correct, kann einer gebildeten Schriftsprache
gegenüber als incorrect erscheinen; die Komiker benutzen ihn
daher zur Contrastirung, wie Aristophanes, Shakespeare,
Moli e re. Wie köstlich sind nicht der Capitain Fluellen
und der Pastor Evans von Shakespeare in ihren Dialekten
gezeichnet! Das Schäferlied des letztern macht noch in Tiecks
Uebersetzung lachen:

Am stille Pach, pey tesse Fall
Ertönt der Vöckel Matrikal,
Laß uns ein Pett mit Rose streun,
Und tausend würz'ge Plume drein!

Vom Dialekt ist der Jargon verschieden, der eine aus
verschiedenen Sprachgebieten zusammengeraubte aber doch in
sich wieder zu einer gewissen Einheit gelangte Sprache ist,
wie das Rothwälsch der Gaunersprache, wie das Argot der
Bagno's, wie das Sprachchaos des Pöbels großer Städte.

Rosenkranz, Aesthetik des Häßlichen. 11

rectheit derſelben ein vorzügliches Mittel der Komik. Sprach¬
unrichtigkeit
, Jargon und Sprachmengerei, ſind
vom Standpunct der Schönheit aus gewiß incorrect. Werden
ſie aber mit Abſicht verwandt, ſo können ſie den Widerſpruch
des Geiſtes mit ſich und zugleich ſein humoriſtiſches Darüber¬
hinausſein, weil die Sprache doch immer nur Mittel bleibt,
ſehr ergötzlich darſtellen. Das ſonſt Häßliche wird dann
höchſt lächerlich und die dramatiſche Poeſie macht daher
einen großen Gebrauch von dieſer Form des Incorrecten.
Shakeſpeare hat die Sprachunrichtigkeit faſt durch alle
Töne ihrer ungeheuren Scala mit unendlichem Witz ver¬
folgt (33). — Zur Sprachunrichtigkeit kann man auch das
Stottern rechnen, an deſſen komiſcher Production ſich die
Italiener ſo außerordentlich vergnügen, daß unter den Neapoli¬
taniſchen Masken immer ein Balbutore. Der Dialekt, ob¬
wohl an ſich correct, kann einer gebildeten Schriftſprache
gegenüber als incorrect erſcheinen; die Komiker benutzen ihn
daher zur Contraſtirung, wie Ariſtophanes, Shakeſpeare,
Moli è re. Wie köſtlich ſind nicht der Capitain Fluellen
und der Paſtor Evans von Shakeſpeare in ihren Dialekten
gezeichnet! Das Schäferlied des letztern macht noch in Tiecks
Ueberſetzung lachen:

Am ſtille Pach, pey teſſe Fall
Ertönt der Vöckel Matrikal,
Laß uns ein Pett mit Roſe ſtreun,
Und tauſend würz'ge Plume drein!

Vom Dialekt iſt der Jargon verſchieden, der eine aus
verſchiedenen Sprachgebieten zuſammengeraubte aber doch in
ſich wieder zu einer gewiſſen Einheit gelangte Sprache iſt,
wie das Rothwälſch der Gaunerſprache, wie das Argot der
Bagno's, wie das Sprachchaos des Pöbels großer Städte.

Roſenkranz, Aeſthetik des Häßlichen. 11
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[161/0183] rectheit derſelben ein vorzügliches Mittel der Komik. Sprach¬ unrichtigkeit, Jargon und Sprachmengerei, ſind vom Standpunct der Schönheit aus gewiß incorrect. Werden ſie aber mit Abſicht verwandt, ſo können ſie den Widerſpruch des Geiſtes mit ſich und zugleich ſein humoriſtiſches Darüber¬ hinausſein, weil die Sprache doch immer nur Mittel bleibt, ſehr ergötzlich darſtellen. Das ſonſt Häßliche wird dann höchſt lächerlich und die dramatiſche Poeſie macht daher einen großen Gebrauch von dieſer Form des Incorrecten. Shakeſpeare hat die Sprachunrichtigkeit faſt durch alle Töne ihrer ungeheuren Scala mit unendlichem Witz ver¬ folgt (33). — Zur Sprachunrichtigkeit kann man auch das Stottern rechnen, an deſſen komiſcher Production ſich die Italiener ſo außerordentlich vergnügen, daß unter den Neapoli¬ taniſchen Masken immer ein Balbutore. Der Dialekt, ob¬ wohl an ſich correct, kann einer gebildeten Schriftſprache gegenüber als incorrect erſcheinen; die Komiker benutzen ihn daher zur Contraſtirung, wie Ariſtophanes, Shakeſpeare, Moli è re. Wie köſtlich ſind nicht der Capitain Fluellen und der Paſtor Evans von Shakeſpeare in ihren Dialekten gezeichnet! Das Schäferlied des letztern macht noch in Tiecks Ueberſetzung lachen: Am ſtille Pach, pey teſſe Fall Ertönt der Vöckel Matrikal, Laß uns ein Pett mit Roſe ſtreun, Und tauſend würz'ge Plume drein! Vom Dialekt iſt der Jargon verſchieden, der eine aus verſchiedenen Sprachgebieten zuſammengeraubte aber doch in ſich wieder zu einer gewiſſen Einheit gelangte Sprache iſt, wie das Rothwälſch der Gaunerſprache, wie das Argot der Bagno's, wie das Sprachchaos des Pöbels großer Städte. Roſenkranz, Aeſthetik des Häßlichen. 11

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Zitationshilfe: Rosenkranz, Karl: Ästhetik des Häßlichen. Königsberg, 1853, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenkranz_aesthetik_1853/183>, abgerufen am 24.11.2024.