niker Alberto friedlich zusammen. Bertram fühlt zwar ganz die unendliche Schönheit und Liebenswürdigkeit seiner jungen Frau; er verspricht aber, recht artig zu sein. Er will Gemsen jagen in den Alpen -- und dann? Nun er hat G. Sand's Jacques wohl gut inne, denn dann soll es nicht mehr einen Monat dauern -- und dann, zu Julia und Antonio gewendet, versprechen Sie mir Beide --
Julia.
Dann --
Antonio.
Dann wollen wir uns fragen, ob wir noch glücklich sein dürfen?
Julia.
Wir wollen uns fragen, ob wir noch glücklich sein können?
Finis.
So endet diese durch das Talent ihres Urhebers bis in die kleinsten Züge hinein verzerrte Tragödie, deren Inhalt wir mit schlichten Worten angegeben haben und dabei doch nicht verhüten konnten, nicht schon komische Streiflichter darauf fallen zu lassen. Wir bezweifeln nicht im Geringsten den subjectiven Ernst der ethischen Tendenz, den Hebbel in seinem Vorwort mit so großem Pathos verkündet. Doch lassen wir uns dadurch nicht bestechen und erkennen, daß diese Tragödie im Grunde durch die Art ihrer Disharmonie eine gräßliche Komödie, ein Ungeheuer von Scheincontrasten ist. Wir wollen von crasseren Motiven, die in dieser Tra¬ gödie vorkommen und oft höchst komischer Beschaffenheit sind, wegsehen; wir wollen nur bei den fundamentalen Ver¬ hältnissen bleiben, so sind sie nicht tragisch, sondern komisch. Daß ein Mädchen, welches sich heimlich hat schwängern
niker Alberto friedlich zuſammen. Bertram fühlt zwar ganz die unendliche Schönheit und Liebenswürdigkeit ſeiner jungen Frau; er verſpricht aber, recht artig zu ſein. Er will Gemſen jagen in den Alpen — und dann? Nun er hat G. Sand's Jacques wohl gut inne, denn dann ſoll es nicht mehr einen Monat dauern — und dann, zu Julia und Antonio gewendet, verſprechen Sie mir Beide —
Julia.
Dann —
Antonio.
Dann wollen wir uns fragen, ob wir noch glücklich ſein dürfen?
Julia.
Wir wollen uns fragen, ob wir noch glücklich ſein können?
Finis.
So endet dieſe durch das Talent ihres Urhebers bis in die kleinſten Züge hinein verzerrte Tragödie, deren Inhalt wir mit ſchlichten Worten angegeben haben und dabei doch nicht verhüten konnten, nicht ſchon komiſche Streiflichter darauf fallen zu laſſen. Wir bezweifeln nicht im Geringſten den ſubjectiven Ernſt der ethiſchen Tendenz, den Hebbel in ſeinem Vorwort mit ſo großem Pathos verkündet. Doch laſſen wir uns dadurch nicht beſtechen und erkennen, daß dieſe Tragödie im Grunde durch die Art ihrer Disharmonie eine gräßliche Komödie, ein Ungeheuer von Scheincontraſten iſt. Wir wollen von craſſeren Motiven, die in dieſer Tra¬ gödie vorkommen und oft höchſt komiſcher Beſchaffenheit ſind, wegſehen; wir wollen nur bei den fundamentalen Ver¬ hältniſſen bleiben, ſo ſind ſie nicht tragiſch, ſondern komiſch. Daß ein Mädchen, welches ſich heimlich hat ſchwängern
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niker Alberto friedlich zuſammen. Bertram fühlt zwar ganz
die unendliche Schönheit und Liebenswürdigkeit ſeiner jungen
Frau; er verſpricht aber, recht artig zu ſein. Er will Gemſen
jagen in den Alpen — und dann? Nun er hat G. Sand's
Jacques wohl gut inne, denn dann ſoll es nicht mehr
einen Monat dauern — und dann, zu Julia und Antonio
gewendet, verſprechen Sie mir Beide —
Julia.
Dann —
Antonio.
Dann wollen wir uns fragen, ob wir noch glücklich
ſein dürfen?
Julia.
Wir wollen uns fragen, ob wir noch glücklich ſein
können?
Finis.
So endet dieſe durch das Talent ihres Urhebers bis
in die kleinſten Züge hinein verzerrte Tragödie, deren Inhalt
wir mit ſchlichten Worten angegeben haben und dabei doch
nicht verhüten konnten, nicht ſchon komiſche Streiflichter
darauf fallen zu laſſen. Wir bezweifeln nicht im Geringſten
den ſubjectiven Ernſt der ethiſchen Tendenz, den Hebbel in
ſeinem Vorwort mit ſo großem Pathos verkündet. Doch
laſſen wir uns dadurch nicht beſtechen und erkennen, daß
dieſe Tragödie im Grunde durch die Art ihrer Disharmonie
eine gräßliche Komödie, ein Ungeheuer von Scheincontraſten
iſt. Wir wollen von craſſeren Motiven, die in dieſer Tra¬
gödie vorkommen und oft höchſt komiſcher Beſchaffenheit
ſind, wegſehen; wir wollen nur bei den fundamentalen Ver¬
hältniſſen bleiben, ſo ſind ſie nicht tragiſch, ſondern komiſch.
Daß ein Mädchen, welches ſich heimlich hat ſchwängern
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Rosenkranz, Karl: Ästhetik des Häßlichen. Königsberg, 1853, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenkranz_aesthetik_1853/134>, abgerufen am 23.11.2024.
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