hältniß verblümen möge, es ist und bleibt gemein. Unglück¬ lich genug ist sie, gewiß! Aber wenn wir fünf Acte hindurch ein Mädchen verstohlen weinen oder mit Pathos jammern hören, das uns selbst erzählt, wie es nicht aus Liebe, nicht aus Sinnenrausch, sondern aus einer eigentlich infernalen Berechnung heraus sich einem von ihm im tiefsten Innern ungeliebten Menschen hingegeben, so ist uns unmöglich, ein anderes Gefühl, als das des Bedauerns zu haben. Hebbel hat die unglückselige Geschichte, die alle Tage in unserer Nachbarschaft sich wiederereignen kann, mit größter genre¬ bildlicher Treue in lebenswarmer, eigenthümlich bildhafter Sprache geschildert und hat damit nur bewirkt, daß wir aus ihrer Misere heraus uns innigst nach den erhabenen, durch Furcht und Mitleid reinigenden Schauern der Tra¬ gödie sehnen.
Daß die Häßlichkeit des falschen Contrastes sehr leicht in die Komik übergehen könne, ist eigentlich in dem bisher Gesagten schon zwischen den Zeilen zu lesen. Die Hetero¬ genität darf nur noch etwas weiter hinausgerückt, der gesuchte Effect nur noch etwas überboten werden und die Lächer¬ lichkeit ist fertig; -- wie denn gewiß z. B. über die Qualen des Teufels Bertram in Robert le diable glücklicher Weise Viele schon, trotz der Musik Meyerbeers, herzlich gelacht haben werden.
Der falsche Contrast ist schon der innere Bruch des symmetrischen Verhältnisses, der Uebergang in die mit dem Widerspruch erfüllte Disharmonie.
hältniß verblümen möge, es iſt und bleibt gemein. Unglück¬ lich genug iſt ſie, gewiß! Aber wenn wir fünf Acte hindurch ein Mädchen verſtohlen weinen oder mit Pathos jammern hören, das uns ſelbſt erzählt, wie es nicht aus Liebe, nicht aus Sinnenrauſch, ſondern aus einer eigentlich infernalen Berechnung heraus ſich einem von ihm im tiefſten Innern ungeliebten Menſchen hingegeben, ſo iſt uns unmöglich, ein anderes Gefühl, als das des Bedauerns zu haben. Hebbel hat die unglückſelige Geſchichte, die alle Tage in unſerer Nachbarſchaft ſich wiederereignen kann, mit größter genre¬ bildlicher Treue in lebenswarmer, eigenthümlich bildhafter Sprache geſchildert und hat damit nur bewirkt, daß wir aus ihrer Miſère heraus uns innigſt nach den erhabenen, durch Furcht und Mitleid reinigenden Schauern der Tra¬ gödie ſehnen.
Daß die Häßlichkeit des falſchen Contraſtes ſehr leicht in die Komik übergehen könne, iſt eigentlich in dem bisher Geſagten ſchon zwiſchen den Zeilen zu leſen. Die Hetero¬ genität darf nur noch etwas weiter hinausgerückt, der geſuchte Effect nur noch etwas überboten werden und die Lächer¬ lichkeit iſt fertig; — wie denn gewiß z. B. über die Qualen des Teufels Bertram in Robert le diable glücklicher Weiſe Viele ſchon, trotz der Muſik Meyerbeers, herzlich gelacht haben werden.
Der falſche Contraſt iſt ſchon der innere Bruch des ſymmetriſchen Verhältniſſes, der Uebergang in die mit dem Widerſpruch erfüllte Disharmonie.
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hältniß verblümen möge, es iſt und bleibt gemein. Unglück¬
lich genug iſt ſie, gewiß! Aber wenn wir fünf Acte hindurch
ein Mädchen verſtohlen weinen oder mit Pathos jammern
hören, das uns ſelbſt erzählt, wie es nicht aus Liebe, nicht
aus Sinnenrauſch, ſondern aus einer eigentlich infernalen
Berechnung heraus ſich einem von ihm im tiefſten Innern
ungeliebten Menſchen hingegeben, ſo iſt uns unmöglich, ein
anderes Gefühl, als das des Bedauerns zu haben. Hebbel
hat die unglückſelige Geſchichte, die alle Tage in unſerer
Nachbarſchaft ſich wiederereignen kann, mit größter genre¬
bildlicher Treue in lebenswarmer, eigenthümlich bildhafter
Sprache geſchildert und hat damit nur bewirkt, daß wir aus
ihrer Miſère heraus uns innigſt nach den erhabenen, durch
Furcht und Mitleid reinigenden Schauern der Tra¬
gödie ſehnen.
Daß die Häßlichkeit des falſchen Contraſtes ſehr leicht
in die Komik übergehen könne, iſt eigentlich in dem bisher
Geſagten ſchon zwiſchen den Zeilen zu leſen. Die Hetero¬
genität darf nur noch etwas weiter hinausgerückt, der geſuchte
Effect nur noch etwas überboten werden und die Lächer¬
lichkeit iſt fertig; — wie denn gewiß z. B. über die Qualen
des Teufels Bertram in Robert le diable glücklicher Weiſe
Viele ſchon, trotz der Muſik Meyerbeers, herzlich gelacht
haben werden.
Der falſche Contraſt iſt ſchon der innere Bruch des
ſymmetriſchen Verhältniſſes, der Uebergang in die mit dem
Widerſpruch erfüllte Disharmonie.
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Rosenkranz, Karl: Ästhetik des Häßlichen. Königsberg, 1853, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenkranz_aesthetik_1853/120>, abgerufen am 23.11.2024.
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