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Rosenkranz, Karl: Ästhetik des Häßlichen. Königsberg, 1853.

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Sind beide Wesen schneller, stärker, mächtiger
An Thatkraft und an Ausdauer, als du,
Und all die Kühnen, Schönen deiner Gattung.
Naturgemäß ist deine Form; es war nur
Verfehlte Güte der Natur, die Gaben,
So andern zugedacht, dem Menschen gab.

Arnold aber, so heißt der Ungestalte, fühlt das ganze
Gewicht der Schönheit. Er sagt weiterhin:

Mir liegt

Nicht viel an Kraft, denn Häßlichkeit ist kühn.
Ihr Wesen ist's, an Herz und Geist die Menschheit
Zu überholen, und den Andern gleich,
Ja, höher sich zu stellen.

Weil die Häßlichkeit in ihrer Negativität etwas Positives
ist, so fühlt sie sich einsam und dies Gefühl ist ihre größte
Pein. Arnold sagt:

Böt keine Macht mir

Die Möglichkeit des Wechsels, hätt' ich Alles
Gethan, was nur der Geist vermag, den Weg mir
Zu bahnen, trotz des Scheusals schwerer, ekler,
Entmuthigender Last, die wie ein Berg,
Meinem Gefühl nach, Herz und Schultern drückt --
Ein ekler, ungestalter Maulwurfshügel
Für glücklichere Augen. Dann erschaut' ich
Die Schönheit des Geschlechts, das Urbild ist
Von Allem, was man kennt und träumt als schön,
Mehr als die Welt, die es verklärt durch Seufzer
Der Lieb' nicht, der Verzweiflung: sucht' auch nicht,
Obgleich ganz Liebe, zu gewinnen, was mich
Nicht minder liebt ob dieses krummen Klumpens,
Der mich so einsam macht.

Sind beide Weſen ſchneller, ſtärker, mächtiger
An Thatkraft und an Ausdauer, als du,
Und all die Kühnen, Schönen deiner Gattung.
Naturgemäß iſt deine Form; es war nur
Verfehlte Güte der Natur, die Gaben,
So andern zugedacht, dem Menſchen gab.

Arnold aber, ſo heißt der Ungeſtalte, fühlt das ganze
Gewicht der Schönheit. Er ſagt weiterhin:

Mir liegt

Nicht viel an Kraft, denn Häßlichkeit iſt kühn.
Ihr Weſen iſt's, an Herz und Geiſt die Menſchheit
Zu überholen, und den Andern gleich,
Ja, höher ſich zu ſtellen.

Weil die Häßlichkeit in ihrer Negativität etwas Poſitives
iſt, ſo fühlt ſie ſich einſam und dies Gefühl iſt ihre größte
Pein. Arnold ſagt:

Böt keine Macht mir

Die Möglichkeit des Wechſels, hätt' ich Alles
Gethan, was nur der Geiſt vermag, den Weg mir
Zu bahnen, trotz des Scheuſals ſchwerer, ekler,
Entmuthigender Laſt, die wie ein Berg,
Meinem Gefühl nach, Herz und Schultern drückt —
Ein ekler, ungeſtalter Maulwurfshügel
Für glücklichere Augen. Dann erſchaut' ich
Die Schönheit des Geſchlechts, das Urbild iſt
Von Allem, was man kennt und träumt als ſchön,
Mehr als die Welt, die es verklärt durch Seufzer
Der Lieb' nicht, der Verzweiflung: ſucht' auch nicht,
Obgleich ganz Liebe, zu gewinnen, was mich
Nicht minder liebt ob dieſes krummen Klumpens,
Der mich ſo einſam macht.

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[87/0109] Sind beide Weſen ſchneller, ſtärker, mächtiger An Thatkraft und an Ausdauer, als du, Und all die Kühnen, Schönen deiner Gattung. Naturgemäß iſt deine Form; es war nur Verfehlte Güte der Natur, die Gaben, So andern zugedacht, dem Menſchen gab. Arnold aber, ſo heißt der Ungeſtalte, fühlt das ganze Gewicht der Schönheit. Er ſagt weiterhin: Mir liegt Nicht viel an Kraft, denn Häßlichkeit iſt kühn. Ihr Weſen iſt's, an Herz und Geiſt die Menſchheit Zu überholen, und den Andern gleich, Ja, höher ſich zu ſtellen. Weil die Häßlichkeit in ihrer Negativität etwas Poſitives iſt, ſo fühlt ſie ſich einſam und dies Gefühl iſt ihre größte Pein. Arnold ſagt: Böt keine Macht mir Die Möglichkeit des Wechſels, hätt' ich Alles Gethan, was nur der Geiſt vermag, den Weg mir Zu bahnen, trotz des Scheuſals ſchwerer, ekler, Entmuthigender Laſt, die wie ein Berg, Meinem Gefühl nach, Herz und Schultern drückt — Ein ekler, ungeſtalter Maulwurfshügel Für glücklichere Augen. Dann erſchaut' ich Die Schönheit des Geſchlechts, das Urbild iſt Von Allem, was man kennt und träumt als ſchön, Mehr als die Welt, die es verklärt durch Seufzer Der Lieb' nicht, der Verzweiflung: ſucht' auch nicht, Obgleich ganz Liebe, zu gewinnen, was mich Nicht minder liebt ob dieſes krummen Klumpens, Der mich ſo einſam macht.

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Zitationshilfe: Rosenkranz, Karl: Ästhetik des Häßlichen. Königsberg, 1853, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenkranz_aesthetik_1853/109>, abgerufen am 27.11.2024.