Der Graßsteiger, oder wie sie ihn jetzt heißen, der Winkelwirt, ist mir gut, und er ist gegen Jeden gut; ganz Winkelsteg hat an ihm einen Freund. Aber seine alte Krankheit will sich wiederum melden. Wenn ihn zuweilen etwas erregt, so muß er gar sehr mit sich kämpfen. Ich hab gesagt, er sollt' wieder anheben mit den Rosenkranzkügelchen, thäten aber vielleicht nicht mehr viel helfen; es ist große Gefahr vorhanden, daß er in's Trinken kommt. Der ging' zu Grund', wenn er nicht eine so brave Frau hätt'. Die Juliana weiß mit ihm umzugehen, ihr zu Lieb' leidet er den bittersten Durst.
Der Branntweiner Schorschl -- der Hannes ist schon todt -- wirft mir dann und wann die Fenster ein. Er hält mich für seinen größten Feind, weil ich die Kinder vor dem Branntwein warne.
Die Fenster verklebe ich mit Papier. Die Kinder warne ich vor Schädlichem, so lang' ich lebe.
1855.
Der Pfarrer ist uns ausgetauscht worden gegen einen blutjungen. Der Blutjunge sagt, die Seel- sorge sei arg vernachlässigt, und will das Krumme auf einmal gerade machen. Er ordnet Betstunden, Buß- und Bittgänge an. Seine Predigten sind
Der Graßſteiger, oder wie ſie ihn jetzt heißen, der Winkelwirt, iſt mir gut, und er iſt gegen Jeden gut; ganz Winkelſteg hat an ihm einen Freund. Aber ſeine alte Krankheit will ſich wiederum melden. Wenn ihn zuweilen etwas erregt, ſo muß er gar ſehr mit ſich kämpfen. Ich hab geſagt, er ſollt’ wieder anheben mit den Roſenkranzkügelchen, thäten aber vielleicht nicht mehr viel helfen; es iſt große Gefahr vorhanden, daß er in’s Trinken kommt. Der ging’ zu Grund’, wenn er nicht eine ſo brave Frau hätt’. Die Juliana weiß mit ihm umzugehen, ihr zu Lieb’ leidet er den bitterſten Durſt.
Der Branntweiner Schorſchl — der Hannes iſt ſchon todt — wirft mir dann und wann die Fenſter ein. Er hält mich für ſeinen größten Feind, weil ich die Kinder vor dem Branntwein warne.
Die Fenſter verklebe ich mit Papier. Die Kinder warne ich vor Schädlichem, ſo lang’ ich lebe.
1855.
Der Pfarrer iſt uns ausgetauſcht worden gegen einen blutjungen. Der Blutjunge ſagt, die Seel- ſorge ſei arg vernachläſſigt, und will das Krumme auf einmal gerade machen. Er ordnet Betſtunden, Buß- und Bittgänge an. Seine Predigten ſind
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Der Graßſteiger, oder wie ſie ihn jetzt heißen,
der Winkelwirt, iſt mir gut, und er iſt gegen Jeden
gut; ganz Winkelſteg hat an ihm einen Freund.
Aber ſeine alte Krankheit will ſich wiederum melden.
Wenn ihn zuweilen etwas erregt, ſo muß er gar
ſehr mit ſich kämpfen. Ich hab geſagt, er ſollt’
wieder anheben mit den Roſenkranzkügelchen, thäten
aber vielleicht nicht mehr viel helfen; es iſt große
Gefahr vorhanden, daß er in’s Trinken kommt.
Der ging’ zu Grund’, wenn er nicht eine ſo brave
Frau hätt’. Die Juliana weiß mit ihm umzugehen,
ihr zu Lieb’ leidet er den bitterſten Durſt.
Der Branntweiner Schorſchl — der Hannes
iſt ſchon todt — wirft mir dann und wann die
Fenſter ein. Er hält mich für ſeinen größten Feind,
weil ich die Kinder vor dem Branntwein warne.
Die Fenſter verklebe ich mit Papier. Die
Kinder warne ich vor Schädlichem, ſo lang’ ich lebe.
1855.
Der Pfarrer iſt uns ausgetauſcht worden gegen
einen blutjungen. Der Blutjunge ſagt, die Seel-
ſorge ſei arg vernachläſſigt, und will das Krumme
auf einmal gerade machen. Er ordnet Betſtunden,
Buß- und Bittgänge an. Seine Predigten ſind
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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/435>, abgerufen am 22.11.2024.
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