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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.

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gestiegen, und da hab ich gemeint, sie wollten zu
mir herein.

Ich habe sie sehr gut gesehen; sie ist jünger
geworden. Kaum aus dem Wagen gehoben, lauft
sie einem Falter nach. -- Das ist aber ihre jüngste
Tochter gewesen. Sie selber . . . .

Bei meiner Treu, ich hätt' sie nicht mehr
erkannt.



Sie hat alte Spiegel mit goldenen Rahmen,
aber so treu ist keiner, daß er, wie mein Herz, ihr
herrliches Bild so bewahrt hätte bis auf den heu-
tigen Tag.

Das Bild ist jetzt verloschen und meine Ju-
gend wie Nebel zergangen.



Brachmonat 1848.

Gestern bin ich den ganzen Tag im Gebirge
herumgestiegen, bin gar auf dem Zahn gewesen.
Unterwegs hab ich mich zehnmal gefragt: Warum
steigst du hinauf, du altes Kind? -- Oben wird
die Antwort sein, hab ich gedacht. Ich habe die
Alpenkrone gesehen, ich habe in die blauende Tiefe
des Gesenkes geblickt, wo an der schwarzen Tafel
des Sees das Herrenhaus liegt, ich habe gegen
Mittag hin mein Aug' angestrengt, mein schon
recht schwaches Aug', aber -- es ist gar umsonst.

geſtiegen, und da hab ich gemeint, ſie wollten zu
mir herein.

Ich habe ſie ſehr gut geſehen; ſie iſt jünger
geworden. Kaum aus dem Wagen gehoben, lauft
ſie einem Falter nach. — Das iſt aber ihre jüngſte
Tochter geweſen. Sie ſelber . . . .

Bei meiner Treu, ich hätt’ ſie nicht mehr
erkannt.



Sie hat alte Spiegel mit goldenen Rahmen,
aber ſo treu iſt keiner, daß er, wie mein Herz, ihr
herrliches Bild ſo bewahrt hätte bis auf den heu-
tigen Tag.

Das Bild iſt jetzt verloſchen und meine Ju-
gend wie Nebel zergangen.



Brachmonat 1848.

Geſtern bin ich den ganzen Tag im Gebirge
herumgeſtiegen, bin gar auf dem Zahn geweſen.
Unterwegs hab ich mich zehnmal gefragt: Warum
ſteigſt du hinauf, du altes Kind? — Oben wird
die Antwort ſein, hab ich gedacht. Ich habe die
Alpenkrone geſehen, ich habe in die blauende Tiefe
des Geſenkes geblickt, wo an der ſchwarzen Tafel
des Sees das Herrenhaus liegt, ich habe gegen
Mittag hin mein Aug’ angeſtrengt, mein ſchon
recht ſchwaches Aug’, aber — es iſt gar umſonſt.

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[418/0428] geſtiegen, und da hab ich gemeint, ſie wollten zu mir herein. Ich habe ſie ſehr gut geſehen; ſie iſt jünger geworden. Kaum aus dem Wagen gehoben, lauft ſie einem Falter nach. — Das iſt aber ihre jüngſte Tochter geweſen. Sie ſelber . . . . Bei meiner Treu, ich hätt’ ſie nicht mehr erkannt. Sie hat alte Spiegel mit goldenen Rahmen, aber ſo treu iſt keiner, daß er, wie mein Herz, ihr herrliches Bild ſo bewahrt hätte bis auf den heu- tigen Tag. Das Bild iſt jetzt verloſchen und meine Ju- gend wie Nebel zergangen. Brachmonat 1848. Geſtern bin ich den ganzen Tag im Gebirge herumgeſtiegen, bin gar auf dem Zahn geweſen. Unterwegs hab ich mich zehnmal gefragt: Warum ſteigſt du hinauf, du altes Kind? — Oben wird die Antwort ſein, hab ich gedacht. Ich habe die Alpenkrone geſehen, ich habe in die blauende Tiefe des Geſenkes geblickt, wo an der ſchwarzen Tafel des Sees das Herrenhaus liegt, ich habe gegen Mittag hin mein Aug’ angeſtrengt, mein ſchon recht ſchwaches Aug’, aber — es iſt gar umſonſt.

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Zitationshilfe: Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/428>, abgerufen am 25.11.2024.