Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.läßt ihm die Beine vorne herabhängen und ruft: "Einer über dem andern." So treiben sie es. Dann verzehren sie ihre Heute ist der Alte noch nicht da; hat ihn Die Burschen haben in derselbigen Nacht 25*
läßt ihm die Beine vorne herabhängen und ruft: „Einer über dem andern.“ So treiben ſie es. Dann verzehren ſie ihre Heute iſt der Alte noch nicht da; hat ihn Die Burſchen haben in derſelbigen Nacht 25*
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läßt ihm die Beine vorne herabhängen und ruft:
„Eſel, wer reitet?“
„Einer über dem andern.“
So treiben ſie es. Dann verzehren ſie ihre
Mehlfuchſen und mit dem Pfannenruß ſtreichen ſie
ſich Schnurrbärte an. Nach einem Schnurrbart
geht ihr Sinn, und ein Mägdlein möchten ſie
küſſen, weil das — nach dem Sprüchwort — den
Bartwuchs fördert. — Der alte Rüppel könnt’
aus ſeinem Bart Silberſaiten ſpinnen für die
Harfe.
Heute iſt der Alte noch nicht da; hat ihn
etwan doch der Spaß am Morgen verdroſſen? —
Die Burſchen mögen davon nicht reden. Eine ge-
linde Reue verſpüren ſie, und ein Stück Mehlfuchs
thun ſie in eine Holzſchüſſel und tragen die Holz-
ſchüſſel auf den Heuboden und ſtellen ſie auf die
Lagerſtätte des Alten. Dabei faßt ſie ſchon wieder der
Schalk; ſie verrammeln das Lager mit Rechen und
Heuſtangen. — Und nun wird der Alte kommen
und ſich die Naſe anrennen und rechtſchaffen brum-
men und zuletzt auf den Mehlfuchs ſtoßen. Und
der Mehlfuchs wird ihn für Alles verſöhnen.
Die Burſchen haben in derſelbigen Nacht
prächtig geſchlafen. Und als ſie erwachen, ſind in
den Wandfugen ſchon die goldenen Saiten des
Morgens gezogen.
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Zitationshilfe: | Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/397>, abgerufen am 16.02.2025. |